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Ars: časopis Ústavu Dejín Umenia Slovenskej Akadémie Vied — 9-10.1975/​1976(1976)

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Závadová-Jančová, Katarína: Die Ästhetik graphischer Landkarten des 16.-19. Jahrhunderts
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https://doi.org/10.11588/diglit.51701#0085

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Die Ästhetik graphischer Landkarten des
16.—19. Jahrhunderts

KATARINA ZÁVADOVÁ-JANČOVÁ

Die wissenschaftliche Erfahrung beeinflusste im
Laufe der Jahrhunderte das Schaffen der Kar-
tographen. Sie gab der Landkarte als einem
funktionell abgegrenzten und seinen Merkmalen
nach konventionalisierten Werk einen festen Platz
im Bereich der wissenschaftlichen Illustration.
Die Kartographie und ihr Produkt — die Land-
karte — geht aus der Empirie der Präzisität und
der Exaktheit hervor, deswegen gilt für sie das
Kriterium der durch die Realität kontrollierbaren
Glaubwürdigkeit.
Die Renaissance, und insbesondere der Manie-
rismus, reihte die Landkarte in die bildende Kunst
ein und lockerte die ästhetisch-phantasiemässigen
Möglichkeiten der kartographischen Äusserungs-
form. Die graphische Karte als gemeinsames Werk
des Zeichners und Graphikers gehört zu den be-
sonderen Zweigen der reproduktionshaften Ge-
brauchsgraphik, deren Modell im Laufe des 16.,
17. und 18. Jh. im Rahmen der Entwicklung der
Graphik und der Buchillustration einer spezifi-
schen Entwicklung unterlag. Der Kartograph ver-
wirklichte seinen bildnerischen Beitrag nicht allein
im anschaulichen Hauptteil der Landkarte, aber
vor allem in den Eckenparergons und in den titu-
laren Margos, wo mehr Platz für eine freie Kom-
position und künstlerische Invention blieb.
Die Karte, die mit präziser und lesbarer Zeich-
nung geschaffen ist, liess sich leicht auf die
graphische Platte übertragen. Das Bedürfnis die
Landkarte zu vervielfältigen entstand schon im
Altertum.1 Nach der Entdeckung und Anwendung
graphischer Techniken vervielfältigten Landkar-
ten Handstecher aufgrund zeichnerischer Vorla-
gen von Wissenschaftlern-Kartographen. Gezeich-

nete Manuskripte von Landkarten ersetzten im-
mer mehr die in grossen Mengen reproduzierten
gedruckten Karten. Das Stechen von Karten
knüpft an die ältesten graphischen Techniken an
und gemeinsam mit der Topographie gehört es
zur wissenschaftlichen Illustration, deren neue
Ära die Buchdruckkunst vermittelte. Die Land-
karte tritt als graphische Beilage historisch-geo-
graphischer Werke und Reisebeschreibungen, in
Atlanten wie auch als freies graphisches Blatt und
an Globen in Erscheinung.
Ende des 16. Jh. und hauptsächlich in der
ersten Hälfte des 17. Jh. trifft das wachsende In-
teresse für Naturwissenschaften, besonders für
die Kartographie, Geographie, Astronomie und
Topographie mit den Interessen für die Kunst zu-
sammen. Das Sammeln von Werken der bilden-
den Kunst und von Büchern überschnitt sich oft
mit dem Anhäufen von wissenschaftlichen Hilfs-
mitteln und notwendigen Gegenständen aus den
erwähnten Fächern. Wissenschaft und Kultur
drang auch in die breiteren Schichten durch und
dieses Interesse trat auch in der Einrichtung des
Bürgerhauses in Erscheinung, wo sich allmählich
ein Kabinett entwickelte, oder eine besondere
Zimmernische mit einem Bücherschrank, Musika-
lien, Schlachtenbildern und Veduten, mit Wand-
karten, Globen, Waffen und Trophäen aus exo-
tischen Ländern usw. In Holland, wo das Inter-
esse für fremde Länder schon durch seine Lage
gegeben war, kennen wir viele Bilder aus dem
17. Jh., die diesen Geschmack und das lebendige
Interesse des Bürgertums für Wissenschaft und
Kunst, Reisen, verbunden mit dem Entdecken und
Erkennen fremder Überseeländer, dokumentieren.

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