SERBISCHE KIRCHLICHE MALEREI
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ten Bindung mit der mittelalterlichen Kunst, die akademische realistische
Malart nicht verworfen wurde.
Das Suchen des nationalen und authentischen Ausdruckes bekam das
vierte, letzte Auftreten zwischen zwei Weltkriegen. Die Gründung der
Künstlergruppe „Zograf” {Maler) zur Zeit der Dauer des II. Internatio-
nalen Kongresses der Byzantinologen in Belgrad und die Annahme, daß
sich die einheimische Malerei auf den Umwegen der modernen europäi-
schen Kunst befindet, konnten keine wichtigere Folgen für das Schicksal
sowohl der gesamten, als auch der serbischen kirchlichen Malerei her-
vorrufen.
Es scheint so, daß die serbische kirchliche Kunst der neueren Zeit
doch nicht vier, sondern nur zwei entscheidenden Perioden hatte, die
erste im 18. und die zweite am Ende des 19. Jahrhunderts, als die wesen-
tlichen ideologischen und rein malerischen Wendungen erfolgten oder
versucht wurden. Zur Zeit des Biedermeiers sind die zweifellose Ände-
rungen nicht der Art, daß die Grundlinie des Folgens der Entwicklung
der im 18. Jahrhundert so eindrucksvoll begonnenen europäischen Kunst
durcheinander gebracht wäre. Im Gegenteil, sowohl das Nationale als
auch das Religiöse, vereinigt oder getrennt, verstanden darunter ein und
dasselbe Malverfahren und die Übereinstimmung mit der entsprechenden
Entwicklung der europäischen Ästhetik. An dieser Stelle kann man die
wichtige Frage gerade über das Wesen uind die Qualität der Beziehungen
der serbischen zur europäischen und österreichischen Kunst des 18. und
ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts stellen. Konfessionelle und ästhetische
Glieder wurden stufenartig geteilt, im 18 Jh. das serbische traditionelle
nachbyzantinische Künstlertum zur europäisch werdenden, dabeizulas-
send. Deswegen waren auch bestimmte Dränge der westeuropäischen ma-
nieristischen und Barockprogramme möglich. Im Laufe der ersten Hälf-
te des 19. Jahrhunderts konnte sich ein, auf diese Weise begonnener
Prozeß, nur leichter entwickeln. Die Einflüsse der Nazarenerideen über
die Erneuerung der Bedeutung der religiösen Kunst zogen auch
die gebildeten serbischen Kreise, d.h. die Besteller heran und es versteht
sich von sich selbst, warum die Künstler am Einschlag aufgefordert wa-
ren, das religiöse Thema anzupassen. Als Reisende nach Rom, eher als
Schüler der Wiener Akademie und Zeugen der Wandlungen in der öster-
reichischen Malerei, hatten die serbischen Maler Gelegenheit, sich nicht
nur über die äußere Seite der Folgen der nazarenischen Postulate zu .in-
formieren.
Die Tatsache, daß fast alle Angehörigen des engsten Kreises von
Overbeck Protestanten waren und in Rom den katholischen Glauben
annahmen, verwertet für attraktive und akzeptable Auslegung der Ent-
wicklung der deutschen Malerei im 18. Jahrhundert Herbert von Einem.
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ten Bindung mit der mittelalterlichen Kunst, die akademische realistische
Malart nicht verworfen wurde.
Das Suchen des nationalen und authentischen Ausdruckes bekam das
vierte, letzte Auftreten zwischen zwei Weltkriegen. Die Gründung der
Künstlergruppe „Zograf” {Maler) zur Zeit der Dauer des II. Internatio-
nalen Kongresses der Byzantinologen in Belgrad und die Annahme, daß
sich die einheimische Malerei auf den Umwegen der modernen europäi-
schen Kunst befindet, konnten keine wichtigere Folgen für das Schicksal
sowohl der gesamten, als auch der serbischen kirchlichen Malerei her-
vorrufen.
Es scheint so, daß die serbische kirchliche Kunst der neueren Zeit
doch nicht vier, sondern nur zwei entscheidenden Perioden hatte, die
erste im 18. und die zweite am Ende des 19. Jahrhunderts, als die wesen-
tlichen ideologischen und rein malerischen Wendungen erfolgten oder
versucht wurden. Zur Zeit des Biedermeiers sind die zweifellose Ände-
rungen nicht der Art, daß die Grundlinie des Folgens der Entwicklung
der im 18. Jahrhundert so eindrucksvoll begonnenen europäischen Kunst
durcheinander gebracht wäre. Im Gegenteil, sowohl das Nationale als
auch das Religiöse, vereinigt oder getrennt, verstanden darunter ein und
dasselbe Malverfahren und die Übereinstimmung mit der entsprechenden
Entwicklung der europäischen Ästhetik. An dieser Stelle kann man die
wichtige Frage gerade über das Wesen uind die Qualität der Beziehungen
der serbischen zur europäischen und österreichischen Kunst des 18. und
ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts stellen. Konfessionelle und ästhetische
Glieder wurden stufenartig geteilt, im 18 Jh. das serbische traditionelle
nachbyzantinische Künstlertum zur europäisch werdenden, dabeizulas-
send. Deswegen waren auch bestimmte Dränge der westeuropäischen ma-
nieristischen und Barockprogramme möglich. Im Laufe der ersten Hälf-
te des 19. Jahrhunderts konnte sich ein, auf diese Weise begonnener
Prozeß, nur leichter entwickeln. Die Einflüsse der Nazarenerideen über
die Erneuerung der Bedeutung der religiösen Kunst zogen auch
die gebildeten serbischen Kreise, d.h. die Besteller heran und es versteht
sich von sich selbst, warum die Künstler am Einschlag aufgefordert wa-
ren, das religiöse Thema anzupassen. Als Reisende nach Rom, eher als
Schüler der Wiener Akademie und Zeugen der Wandlungen in der öster-
reichischen Malerei, hatten die serbischen Maler Gelegenheit, sich nicht
nur über die äußere Seite der Folgen der nazarenischen Postulate zu .in-
formieren.
Die Tatsache, daß fast alle Angehörigen des engsten Kreises von
Overbeck Protestanten waren und in Rom den katholischen Glauben
annahmen, verwertet für attraktive und akzeptable Auslegung der Ent-
wicklung der deutschen Malerei im 18. Jahrhundert Herbert von Einem.