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Matz, Friedrich [Hrsg.]; Andreae, Bernard [Hrsg.]; Robert, Carl [Hrsg.]
Die antiken Sarkophagreliefs (2): Mythologische Cyklen — Berlin, 1890

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https://doi.org/10.11588/diglit.12015#0030
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TROIS CHER KREIS

S. 424 Nr. 87); Overbeck a. a. O. S. 240 Nr. 70; Stephan* Compte-
rendu 1863 S. 6 A. 3; Bernoulli Aphrodite S. 402. S. 405 A 2, Matz
und von Duhn Antike Bildwerke inRomUS. 448 Nr. 3 342 ; die Schmal-
seiten: Account etc. nr. 255. nr. 256, Michaelis Ancient Marbles in
Great Britain p. 387 nr. 262. nr. 263, wo zuerst die Zugehörigkeit zu
der Sarkophagplatte Pamfili ausgesprochen wird.

Schöner, leider jetzt sehr zerstörter Sarkophag, der sich
in den römischen Künstlerkreisen des Cinquecento grosser
Beliebtheit erfreute und auch von Raphael benutzt zu sein
scheint; s. O. Jahn Berichte der k. sächsischen Gesellschaft
der Wissenschaften 1849 S. 68; vielleicht auch für die Cha-
ritengruppe des Psychecyclus in Villa Farnesina.

In der Mitte der Vorderseite Fig. 10 sitzt Paris mit
phrygischer Mütze und weitem Mantel; der rechte Arm war
erhoben (gesenkt Pozzo, R. Rochette) und mag in der That
das Pedum gehalten haben, das ihm der Zeichner des Bero-
linensis gegeben hat; die linke Hand ruht ohne Attribut auf
dem Knie. Aufmerksam lauscht er der Rede des Mercur.
Neben ihm sitzt sein Hund. Mercur mit Flügelhut (Cob.
Ber. Francchi) und Caduceus spricht in vorgebeugter
Haltung, mit dem rechten Fuss auf einen Felsen tretend,
auf Paris ein. Der rechte Vorderarm, bei dem Eichler
eine Ergänzung nicht angemerkt hat, fehlt im Cob.; bei
Pozzo und bei Francchi ist er gesticulirend vor die Brust
erhoben; im Berolinensis gesenkt. Die Bruchfläche im Cob.
macht es wahrscheinlich, dass die jetzige Ergänzung das
Richtige trifft. Da Venus auf der rechten Schmalseite den
Apfel hält, könnte man vermuthen, dass Mercur ihn mit
der Rechten dem Paris dargereicht habe (s. 16. 17), doch
ist dieser Schluss, da die Schmalseite auch sonst Abweichungen
von der Vorderseite zeigt, nicht zwingend. Auf Mercur
folgen die drei Göttinnen. Zunächst V enus, welche ihre
Schönheit unverhüllt den Blicken des Richters darbietet,
während sie den Kopf siegesgewiss zu ihren Mitbewerbe-
rinnen zurückwendet und mit der rechten Hand eine her-
ausfordernde Gebärde macht. Ein bogenförmig hinter
ihrem Haupt flatterndes Gewand, dessen Zipfel über ihre
Unterarme herabfallen, lässt die schönen Umrisse der Schul-
tern noch schärfer hervortreten. In ihrer Linken ruht ein
Scepter, von dessen oberem Ende der Puntello über der r.
Hand der Iuno herrührt. Umgeben ist sie von zwei Amo-
ren, von denen der links wie staunend beide Hände empor-
hebt, der rechts, von welchem nur der geflügelte Torso und
die Ansatzspuren der Füsse erhalten sind, mochte eine ähn-
liche Bewegung machen; der Zeichner des Berolinensis lässt
ihn das Gewand der Venus berühren. Eiligen Schrittes kommt
Iuno heran; sie trägt Chiton mit Uberschlag und breitem
Gürtel und ein in Folge des eiligen Schreitens flatterndes,
schleierartig über den Kopf gezogenes Gewand, das sie mit
der erhobenen rechten Hand anfasst; ihre Linke hielt das
Scepter, von dem sich Reste in der Hand, rechts neben
dem rechten Knie und links vom Helm der Minerva er-

halten haben. Die hastige Bewegung charakterisirt gut die
heftig zufahrende leidenschaftliche Himmelskönigin. Ruhig
steht rechts Minerva fast ganz in Vorderansicht, nur den
Kopf nach Paris hinwendend (fälschlich dem Beschauer zu-
gewandt im Berol.). Sie trägt Chiton, Aegis (Cob. Berol.,
jetzt sehr verrieben) und Mantel, dessen Saum sie mit der
gesenkten Linken fasst. Die erhobene Rechte stützt sie auf
den Speer, rechts steht der Schild.

An den Ecken schliessen sich zuschauende Figuren
an. Links die Quellnymphen des Ida, als solche durch
die Wassergefässe und die Schilfkränze (Cob. Berol., un-
deutlich auch Pozzo; jetzt abgerieben) charakterisirt. Schilf
wächst auch auf dem Felsboden zu ihren Füssen. Die drei
Nymphen bilden eine in sich geschlossene, sehr glücklich
erfundene Gruppe. Alle drei haben den Oberkörper ent-
blösst und tragen nur ein um die Beine geschlagenes, bei
zweien auch den linken Arm bedeckendes Obergewand. Die
zur Rechten, welche sich mit der rechten Hand fest auf ihr
Wassergefass stützt, weist mit ausgestreckter Linken ihre
Schwestern auf den Vorgang in der Mitte hin. Die mittlere,
vom Rücken gesehen, wendet sich langsam dorthin um; auch
ihre Hand ruht auf der Mündung des Wassergefässes. Die
zur Linken endlich, welche ihren linken verhüllten Arm in be-
haglicher Ruhe auf einen Pfeiler legt, wandte nur ihr Gesicht
der Mitte zu (Cob.). Der rechte Arm, bei welchem Eichler
eine Ergänzung nicht verzeichnet hat, fehlt im Coburg., doch
trifft die Ergänzung, wie sie ähnlich, nur mit weit stärkerer
Biegung des Armes auch der Zeichner des Berolinensis vor-
nahm, wahrscheinlich das Richtige. Francchi lässt die Hand
den Gewandsaum, Pozzos Zeichner die Mündung des bei ihm
zu einer Art Lekythos ergänzten Wassergefässes berühren.
Links ganz an der Ecke wächst ein Ölbaum (Cypressen
oder Pappeln Cob.), von dem der auf die Schmalseite über-
greifende Theil dort noch erhalten ist. An der rechten
Ecke die gelagerte Tellus mit entblösstem Oberkörper, in
beiden Händen ein grosses Füllhorn haltend, im Haar einen
Ährenkranz (Cob., Schilf Berol., jetzt abgerieben).

Im Hintergrunde werden die Bergkuppen des Ida sicht-
bar, darauf in viel kleinerer Bildung, die vielleicht durch ein
Streben nach perspectivischer Darstellung bedingt ist, links
die Hälfte der Vorderseite einnehmend die Heerde des
Paris, ein Widder und drei Rinder, von denen das mittlere
den Kopf nach der Mitte zurückwendet, rechts über Tellus
eine Gruppe von drei Figuren; in der Mitte sitzt ein Mann
mit langem Haar und Vollbart (Cob. Ber., jetzt mit ergänz-
tem und überdiess ganz abgeriebenem Kopf), bekleidet mit
einem Mantel, der den Oberkörper freilässt; die gesenkte Linke
fasste den Mantelsaum (Cob., Berol., Pozzo, jetzt wegge-
brochen) ; die Rechte scheint im Schoosse geruht zu haben
(Cob., Berol.). Mit ihm spricht ein vor ihm stehendes, ganz
in einen Mantel gehülltes Mädchen, in der Stellung der sog.
Polyhymnia; sie scheint die sog. attische Frisur getragen
 
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