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Matz, Friedrich [Editor]; Andreae, Bernard [Editor]; Robert, Carl [Editor]
Die antiken Sarkophagreliefs (2): Mythologische Cyklen — Berlin, 1890

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https://doi.org/10.11588/diglit.12015#0047
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ACHILLEUS Tafel IX. X

20

die beschwichtigende Bewegung der beiden anderen Män-
ner machen es deutlich, dass noch der Abschied kein freund-
licher ist. Man könnte deshalb geneigt sein, eine ganz
andere Sccne, z. B. eine freilich sehr freie, von dem Homer-
text sich weit entfernende Darstellung der Streitscene
zwischen Agamemnon und Achilleus anzunehmen, wenn
nicht die Deutung aufLykomedes durch Vergleichung mit
dem capitolinischen Sarkophag 25 gesichert wäre. Dass
Lykomedes nach der Entdeckung zunächst den Achilleus
nur ungern ziehen lässt, sowohl mit Rücksicht auf den
Auftrag der Thetis als auf Deidameia, liegt in der Sache
begründet und wird auch bei Statius Achilleis II an-
gedeutet V. 233

quid triste fremis? quid lumina mutas?

und V. 238

ille, etsi carae comperta iniuria natae,
et Tbetidis mandata movent, prodique veretur
depositum tarn grande deae, tarnen obvius ire
tot metuit fatis Argivaque bella morari.
In dem Euripideischen Drama mag dieser Conflikt noch
mehr in den Vordergrund gerückt gewesen sein. Auf dem
Sarkophag ist also der Augenblick dargestellt, wo Achilleus
auch ohne Einwilligung des Lykomedes auszuziehen sich
anschickt, und die achaeische Gesandtschaft zwischen ihm
und seinem Pflegevater zu vermitteln sucht, ein Zug, der
gleichfalls bei Statius sich findet a. a. O. V. 236" ff.

tunc et Danai per sacra fidemque
hospitii blandusque precum compellat Ulixes.

^er Jüngling neben Achilleus wird wohl Diomedes
Se,n; in dem Griechen hinter Lykomedes möchte man
Odysseus erkennen, den an dieser Stelle und in dieser
Handlung zu finden man am ehesten erwarten wird; frei-

lich stimmt das Costüm nicht mit dem der Vorderseite
überein, doch war eine solche Gleichheit des Costüms auf
der Vorder- und der Schmalseite auch bei 20 nicht ge-
wahrt; und dieselbe Gewandung, nicht Exomis sondern
Mantel, hat Odysseus auch auf 22.

Die Darstellung ist auch technisch wegen der auf
Sarkophagen ganz ungewöhnlichen Verkürzungen (Arm des
Odysseus, Profil des Lykomedes, Pferd des Achilleus) sowie
des eingesetzten Auges des Lykomedes sehr beachtens-
werth. Um so mehr ist zu bedauern, dass sie nur nach
einer ganz ungenügenden Skizze' gegeben werden konnte.

Rechte Schmalseite Fig. 21 b: das Erhaltene, links
unten in sitzender Stellung die beiden Hinterbeine eines
Pferdes, rechts oben der Ansatz eines gekrümmten Ellen-
bogens, genügt um festzustellen, dass dieselbe Scene wie
auf 20 b, Chiron den Achilleus im Faustkampf unter-
weisend, dargestellt war.

Die Rückseite Fig. 21 c ist mit zwei reichen Frucht-
schnüren verziert, deren eines Ende von einem in der Mitte
fliegenden Eros über der Schulter getragen wird, während
das andere Ende hinter den Köpfen der Eckkaryatiden ver-
schwindet. Diese Karyatiden tragen Aermelchiton, Mantel
und Schuhe; die gesenkten inneren Arme fassen den Saum des
Mantels; vgl. 23. In den durch die Fruchtschnüre gebil-
deten Bogen waren zwei Eroten auf Panther- oder Löwen-
gespannen stehend und auf einander zufahrend dargestellt.
Dubois de Montpe'reux scheint diese Seite noch vollstän-
diger gesehen zu haben a. a. O. p. 233: Un genie place au
milieu soutient deux guirlandes de raisins et d^autres fruits.
Au-dessus de chaque guirlande est un amour aile, sur un char
attele de lions, les uns faisant face aux autres.

Taffx X

22) S. Barile, Palazzo Cittadini. L. 2,60. H. 1,18.
1,14. Vorderseite und Schmalseiten Fig. 22. Fig. 22 a.
Fig.

22 b von Eichler 1876 gezeichnet; die jetzt nicht sicht-
bare Rückseite Fig. 22 c nach Annali delP Tnstituto IV 1832
tav- d'agg. E wiederholt.

Gefu nden in Atella; quivi fu scoperto anni addietro un sarco-

fag° dt iiiiirwo, che or giace abbandonato in una stanzet terrena delpalazzo

el principe di Torella in Barile Lombardi 1830; un secolo addietro
ders. l8j2_

Abbildungen: Annali delf Instituto IV 1832 tav. d'agg. D
°hne die Rückseite (nach einer Zeichnung von Keppel-Craven) ; tav.
a aSg- E (nach einer Zeichnung von Lombardi). — Wiener Vorlege-
blätter Ser. C Taf. IX Nr. 2 (nach Eichlers Zeichnung).

Litteratur: Keppel-Craven Excursion in the Abbruzzi II

p. 283; Lombardi Bullettino delf Instituto II 1830 p. 25; Ders.
Memoria delt Instituto I 1832 p. 225; Raoul Rochette Annali delf
Instituto IV 1832 p. 320 fr*.; Preller Ergänzungsblatt zur Allgemeinen
Litteraturzeitung 1840 S. 294; E. de Muralt Der Strogonowsche Sar-
kophag S. 1; O. Jahn Archäologische Beiträge S. 354 (B); Over-
beck Bildwerke zum thebischen und troischen Heldenkreis S. 285
Nr. 8. S. 288 Nr. 4. — Die Inschrift Corpus Inscriptiorum Latinarum
IX 658.

Sarkophag der Metilia Torquata. Der Sockel ist
auf der Vorderseite mit Eierstab und Blattstreifen, auf der
rechten Schmalseite mit einfacher Hohlkehle verziert; auf
der linken Schmalseite und der Rückseite schmucklos. Der
obere Rand zeigt auf der Vorderseite und den beiden
Schmalseiten Perlenschnur, lesbisches Kymation und ein

s
 
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