Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Matz, Friedrich [Hrsg.]; Andreae, Bernard [Hrsg.]; Robert, Carl [Hrsg.]
Die antiken Sarkophagreliefs (2): Mythologische Cyklen — Berlin, 1890

DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.12015#0095
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
AMAZONEN JJ

Antiope, sondern Achilles und Penthesilea darzustellen,
nicht gezweifelt werden kann. In den beiden Seitengruppen
begegnen zum Theil dieselben Figuren wie in den älteren
römischen Gruppen, namentlich wieder der das ledige
Amazonenross bändigende Krieger. Die vierte, die so-
genannten Penthesileasarkophage umfassende Gruppe 88 bis
109 schliesst sich unmittelbar an die dritte an. Achilles

Statuengruppe zu suchen haben, zumal von einigen Figuren wegen der Bewaffnung des Kriegers nicht Theseus und
in der That statuarische Repliken erhalten sind. Es liegt
ungemein nahe dabei an die Amazonengruppe des attali-
schen Weihgeschenks auf der athenischen Akropolis zu
denken, um so mehr als auch einzelne Gestalten an andere
notorisch pergamenische Werke erinnern; vgl. Archäologi-
sche Zeitung XLI 1883 S. 102. Auf jeden Fall aber stellte das
Vorbild die attische Amazonomachie dar, und dasselbe gilt
von den meisten erhaltenen Sarkophagen dieser Gruppe. Nur und Penthesilea bilden auch hier den Mittelpunkt, jedoch
auf 6g ist durch die Einfügung des Odysseus auf der Vorder-
seite und die Darstellung der sterbenden Penthesileia auf der
Schmalseite das Ganze als der troische Amazonenkampf ge-
kennzeichnet. Dieser einen griechischen Gruppe stehen vier
l0mische gegenüber, deren erste 75. 76 sich als unmittel-
bare Nachbildung der griechischen Exemplare darstellt; 76
lst wieder durch Einfügung des Ulixes auf der Vorderseite
und durch die auf einer Schmalseite angebrachten Figuren
d£s Priamus und der Penthesilea zur troischen Amazono-
machie gestempelt. Die zweite römische Gruppe 77—85
nimmt eine selbständigere Stellung ein. Mit der griechi-
schen und der ersten römischen Gruppe hat sie nur den
em lediges Amazonenpferd bändigenden Krieger, der aber
von einer anderen Seite dargestellt ist, und den ebenfalls
stark umgebildeten eine Amazone bei den Haaren schlei-
fenden Griechen gemein. Dafür werden eine Reihe neuer
sehr figurenreicher und in sich gut abgeschlossener Gruppen
v°n meist ausgesprochen malerischem Charakter eingeführt
Und öfters paarweise mit der zuletzt erwähnten Gruppe
dei beim Haar geschleiften Amazone zusammengestellt. Die
Herkunft dieser Scenen wird sich kaum ermitteln lassen;
auf einer Schmalseite begegnet einmal eine bis auf die
P°lygnotische Schule zurückgehende Darstellung. Neben
den Fusskämpfern erscheinen auch berittene Griechen,
"^n dem Deckel sind Reihen besiegter Amazonen angebracht.
Särnmtliche erhaltene Exemplare dieser Gruppe gehören
dem zweiten Jahrhundert an. Bei der dritten römischen
^ruppe 86. 87 ist der Krieger, der die knieende Ama-
z°ne bei den Haaren fasst, so augenfällig in das Centrum
der Darstellung gerückt, dass an der Absicht des Künstlers,

ler bestimmte mythologische Figuren, und zwar schon

in völlig anderer Gruppirung; Achilles schleift nicht seine
knieende Gegnerin bei den Haaren, sondern umfasst die
tödtlich getroffene im Niedersinken mit der rechten Hand
in einer an die sog. Pasquinogruppe erinnernden und wahr-
scheinlich auch von ihr beeinflussten Haltung. Die beiden
Hauptfiguren haben fast stets Porträtzüge. Die stark über-
ladenen Seitengruppen bauen sich gewöhnlich in drei Staffeln
auf, indem über den meist mit den Seitenscenen der dritten
römischen Sarkophaggruppe übereinstimmenden Kampfscenen
eine weitere Reihe von kämpfenden Reitern und Amazonen
sichtbar wird und darunter eine Anzahl kleiner, oft zwerg-
haft gebildeter Verwundeter und Todter das Schlachtfeld
bedeckt. Eine Ausnahme machen nur die einfacher, in der
Weise der vier älteren Gruppen componirten Exemplare
104—106. Meistens erscheinen an den Ecken in decorativer
Verwendung die Darstellung einrahmend ruhig stehende
oder schreitende Amazonen mit Trophäen, öfters auch ein
Pferd am Zügel führend. Sämmtliche Sarkophage dieser
Gruppe, mit alleiniger Ausnahme von 104—106, gehören
dem dritten Jahrhundert an. Als dritte Classe sind drei
Sarkophage, ein griechischer 110 und zwei römische 111
und 112 zusammengefasst, die wenigstens auf den Vorder-
seiten ganz singulare Darstellungen aufweisen und weder
unter einander noch mit den Sarkophagen zweiter Classe
in einem erkennbaren Zusammenhang stehen.

Diesen drei Classen ist als vierte eine Anzahl von
Fragmenten angereiht, welche theils von griechischen Sar-
kophagen der zweiten Classe herrühren, theils mit der
zweiten und dritten Classe mancherlei Berührungspunkte
aufweisen, sich aber doch keiner derselben zuweisen lassen,
theils ganz singulare Scenen enthalten 113—137.

GRUPPE VON EINER TARENTINISCHEN VASE

20
 
Annotationen