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Matz, Friedrich [Editor]; Andreae, Bernard [Editor]; Robert, Carl [Editor]
Die antiken Sarkophagreliefs (2): Mythologische Cyklen — Berlin, 1890

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https://doi.org/10.11588/diglit.12015#0146
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128 TROISCHER KREIS

Die als linke Eckfigur verwandte Amazone erscheint
hier ausnahmsweise nach der Mitte zu bewegt, führt mit
der nach aussen gekehrten rechten Hand (vgl. 94) das
springende Pferd und hat die nach aussen gekehrte rechte
Brust entblösst. Statt des Tropaeums trägt sie, wie die
Fingerhaltung erkennen lässt, in der linken Hand einen
Speer. Zwischen ihren Füssen liegt ein Helm mit drei-
fachem Busch.

107) F. Kef {Sicca Veneria) in Tunis, Museum. Fig. 107
(s. unten). L. 1,60. H. 0,63 (Johannes Schmidt).

Gefunden in Bordj Messaudi, dem alten Tbacia um 1882.
Johannes Schmidt.

Abbildung: Arcbives des m'tss'tons seien tijiques et litteraires,
IIIihne s'erie XIII 1887, p. 208 fig. 360 (Zeichnung von
H. Saladin 1883); danach Fig. 107 s. die untenstehende Text-
abbildung.

Litteratur: H. Saladin a. a. O.

„Ce grand fragment comprend la partie inferieure du
monument, tres peu haute a droite, et ayant a gauche la hau-
teur complcte de la cuve. Les sculptures dont il est couvert
representent un combat de Grecs et d'Amazones. A droite, un
archer, un genau en terre, puis un guerrier mort, deux figures
de femmes en partie aecroupies, la jambe d'une figure detruite;
plus a gauche, le torse d'une femme derriere laquelle on di-
stinguc les jambes et la partie inferieure d^un torse de guerrier
(les pteryges qui pendent au bas de la cuirasse sont tres nette-
ment visibles, ainsi que les oereae qui defendent la partie in-
ferieure des jambes); puis un guerrier aecroupi se defendant
avec son bouclier; derriere lui, une figure de femme sur un
cheval qui se cabre; Pepaule scule du cheval est visible, ainsi
que la partie anterieurc du torse de la femme, le reste est
detruit. Enfin a Pangle de gauche, une figure debout et drapee
qui sonne de la trompette." Saladin. Die Beschreibung und
Zeichnung Saladin's, zu denen eine mir vorliegende, durch

Notizen erläuterte Skizze von Johannes Schmidt dankens-
werthe Ergänzungen giebt, lassen zunächst in den beiden
Figuren in der linken unteren Ecke dieselben erkennen, die
an der gleichen Stelle auf 89, und ähnlich auch auf 90. 94
erscheinen, den knieenden Krieger, der hier allerdings ohne
Panzer, nur mit einer über das linke Bein fallenden Chla-
mys dargestellt zu sein scheint, und die verwundet am
Boden sitzende Amazone. Der Trompeter findet sich an

derselben Stelle auf 95. 96, die nach rechts sprengende
Amazone auf 89. 90. 94. Danach ist man wohl berechtigt,
das Fragment den Penthesileasarkophagen anzureihen und
in dem zerstossenen Amazonentorso in der Mitte die von
Achilles gestützte oder, wie 86. 87. 103, bei den Haaren
gepackte Penthesilea zu erkennen. Die Reste zwischen
diesem Torso und der sitzenden Amazone, das nach rechts
gewandte nackte Bein eines Kriegers und eine auf den
Knieen liegende Amazone, werden durch den Vergleich
mit g6. ioo' verständlich, wo an derselben Stelle ein seine
knieende Gegnerin bei den Haaren packender Krieger
erscheint; vgl. auch die rechte Seitengruppe von 95.
Der gepanzerte, dem Beschauer den Rücken zukehrende
Krieger gegenüber der von links heransprengenden Ama-
zone findet sich ähnlich, nur ohne Panzer, an ungefähr
entsprechender Stelle auch auf 96. Ob sein Angriff der
theilweise erhaltenen oder einer verlorenen, wie auf 96,
über ihm angebrachten Amazone gilt, lässt sich nicht mehr
entscheiden.

Für die beiden Figuren am rechten Ende, den auf dem
Rücken liegenden Todten und die nach links hin knieende
Amazone — denn eine solche, nicht einen Bogenschützen,
hat man natürlich in der rechten Eckfigur zu erkennen —
bieten die erhaltenen Penthesileasarkophage keine Analogien.
Ob übrigens das erhaltene Fragment wirklich die ganze
Länge des Sarkophags repräsentirt und ob nicht vielmehr
rechts ein beträchtliches Stück fehlt, scheint mir nach der
Zeichnung Saladin's und in Betracht der ungewöhnlichen
Kürze eine berechtigte Frage.

108) F. Avignon, Musee Calvet. Fig. 108.
Maassangaben liegen nicht vor. Zeichnung von C. L. Becker
nach einer der freundlichen Vermittelung von Otto Hirsch-
feld verdankten Photographie.

Wahrscheinlich Stück von der rechten Schmalseite.
Eine Amazone in einem die rechte Brust freilassenden,
mit breitem Gürtel zusammengehaltenen Chiton, in jeder
Hand eine Bipennis; vielleicht ist sie im BegrifF ein Tro-
paeum zu errichten; vgl. 86b.

109) F. F. Zu Millin's Zeit im Museum zu Mar-
seille, jetzt, wie es scheint, verschollen, da sich in den
auf dies Museum bezüglichen Papieren von Matz keine
Notiz darüber findet. Nach Millin Atlas pour servir au
voyage dans les departemens du midi de la France 1807
pl. LVIII nr. 7. nr. 8 etwas vergrössert Fig. 109. Fig. 109 a.

Abbildung: Millin a. a. O. In dem Textband von Millin
werden die Fragmente nicht erwähnt.

Trotz der äusserst mangelhaften Zeichnung giebt sich
109 als das Fragment eines Penthesileasarkophags deutlich
zu erkennen. Man bemerkt am linken Rand den Kopf
 
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