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Matz, Friedrich [Hrsg.]; Andreae, Bernard [Hrsg.]; Robert, Carl [Hrsg.]
Die antiken Sarkophagreliefs (2): Mythologische Cyklen — Berlin, 1890

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https://doi.org/10.11588/diglit.12015#0174
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TROISCHER KREIS

Lehrer, in der gleichen Gewandung, wie die Mittelfigur
und, wie diese, mit der Linken eine Rolle umfassend und
die Rechte mit dem Gestus der Belehrung erhebend. In
dem bartlosen Jüngling, der, mit langer gegürteter Tunica
und einem Mantel bekleidet, vor ihm steht, den Zeigefinger
der rechten Hand auf eine Rolle legt, die er in der Linken
hält, und aufmerksam auf den Vortragenden blickt, hat
man ohne Zweifel den zuhörenden Schüler zu erkennen.

Rechts von der Inschrifttafel Ulixes und die Si-
renen Fig. 142. Der, wie es scheint, bartlos gebildete,
mit gegürteter Tunica und Chlamys bekleidete Ulixes steht,
die Hände an den Mast gebunden, in Vorderansicht da.
An dem Mast erblickt man das ausgespannte Segel. Unten
im Schiffe vier nackte Ruderer, gleichmässig zu beiden
Seiten des Ulixes vertheilt. Von den Sirenen, die alle drei
mit einem langen, nach Männerart drapirten Mantel be-
kleidet sind, steht die eine auf dem Uferfelsen links und
hält in der Linken eine sehr zerstörte Phorminx, in der
Rechten ein unverhältnissmässig grosses Plectrum; die bei-
den anderen stehen auf dem Uferfelsen rechts; die vor-
dere, die ohne Flügel gebildet ist, während die beiden
anderen beflügelt sind, blies die Doppelflöte; doch hat sich
von dem Instrument nur ein Stück an ihrem Mund und
ein Ansatz im Reliefgrund, links von ihrem rechten Arm,
erhalten. Die andere hält in der Linken eine Schreibtafel
oder nach Winckelmann „ein gerolletes Blatt"; ihr rechter
Arm ruht gebogen in dem Bausch des Mantels.

Arbeit aus der Mitte des dritten Jahrhunderts.

143) D.F. Rom, Lateran. Fig. 143. L. 0,84. H. 0,18.
Italischer Marmor. Zeichnung von Eichler 1876.

Gefunden um 1857 in den Catacombe di San Callisto und
zwar in den Cripte di Lucina neben dem fragmentirten Sarkophag
des Caecilius Maximus „nella discesa, che dal cubicolo X per la
via U cala sotto la scala A", s. den Plan und Durchschnitt bei
de Rossi La Roma sotterranea Cristiana I tav. 32. 33, vgl. p. 317.

Abbildungen: de Rossi Bullettino di archeologia Cristiana I
1863 p. 35; Ders. La Roma sotterranea Cristiana I 1864 tav. 30
nr. 5. Danach Roller Les Catacombes de Rome 1881 I pl. 21
fig. 5. — Benndorf und Schöne Die antiken Bildwerke des
lateranensischen Museums 1867 Taf. 18 Nr. 1. — Garrucci
Storia della arte Cristiana V 1879 tav. 395 nr. 1.

Litteratur: Brunn Annali delt Institute XXXI 1859/». 416;
de Rossi Bullettino di archeologia Cristiana a. a. O.; Ders. La Roma
sotterranea Cristiana I 1864 p. 317. p. 344. III 1877 p. 445;
Michaelis Archäologische Zeitung XXII 1864 S. 123 A. 3; Ste-
phani Compte-rendu de la Commission Imperiale arch'eologique 1866
S. 43 Nr. 77; Benndorf und Schöne a. a. O. S. 79 Nr. 126;
Schräder Die Sirenen nach ihrer Bedeutung und künstlerischen
Darstellung im Alterthum 1868 S. 71 L; Garrucci a. a. O.
p. 137; V. Schultze Archäologische Studien über altchristliche
Monumente 1880 S. 13 A. 1; Roller a. a. O. I p. 117. II
p- 34; Bolte De monumentis ad Odysseam pertinentibus (Diss.

inaug. Berol.) 1882 p. 35 h; de Lasteyrie Gazette arch'eologique

X 1885 p. 22.

Von den beiden Eckmasken ist die rechte erhalten.
Es ist die tragische Maske einer Frau mit gedrehten
Locken und einem dreieckigen Diadem. Durch die Mund-
und Augenöffnung werden Mund und Auge des Schau-
spielers sichtbar. Im Auge haben sich Reste von rother
Farbe erhalten.

Auf der die Mitte einnehmenden Inschrifttafel steht
ein Monogramm, das de Rossi zu TYRANIO auflöst, einem
Namen, den auch ein in der Nähe des Sarkophagfragments
gefundener Grabstein (abgeb. de Rossi a. a. O. tav. 21 nr. 8)
trägt. Garrucci will VETRANIO lesen. Von der links
anschliessenden Litteratengruppe ist nur die rechte Eck-
figur erhalten, ein auf einem Klappstuhl sitzender, bartloser
Mann, der mit Tunica, Toga und Schuhen bekleidet ist,
in der Linken eine Rolle hält und die Rechte declamirend
erhebt. Vor ihm steht ein dreiseitiger Untersatz, auf dem
ein mit einem dicken Tuch theilweise verhüllter Gegen-
stand liegt, nach Benndorf und Schöne eine tragische Maske.

Rechts von der Inschrifttafel Ulixes und die Sire-
nen. Ulixes in Pileus, gegürteter Tunica und Chlamys
ist wie gewöhnlich mit den auf den Rücken gebundenen
Händen an den Mast gefesselt; den Kopf wendet er in
lebhafter Erregung nach links der dort am Ufer stehenden
Sirene zu und scheint durch einen heftigen Ruck nach
rechts sich von dem Mäste losreissen zu wollen; vgl. 146.
Von seinen beiden ihm zugewandt sitzenden Genossen ist
der zur Rechten mit Rudern beschäftigt, während der zur
Linken mit klagender Geberde die linke Hand an seine
Wange legt und mit vorgestreckter Rechten dem Ulixes
beruhigend zuzureden scheint. Beide tragen eine gegürtete
Tunica mit langen Aermeln, der links überdiess eine ähn-
liche Chlamys, wie Ulixes. Am Mast erblickt man das
geraffte Segel. Die Sirenen sind wie auf 142 zu beiden
Seiten des Schiffes vertheilt; die links am Ufer stehende
ist völlig nackt und hält in jeder Hand eine Flöte; sie hat
also mit Blasen innegehalten und scheint dem Ulixes,
dessen Aufmerksamkeit sich vornehmlich auf sie richtet,
verlockende Worte zuzurufen. Von den beiden rechts
am Ufer stehenden hält die eine, die sich nach rechts ent-
fernend den Kopf nach Ulixes zurückwendet, in der
Linken eine grosse Leier, in der Rechten das Plectrum;
bekleidet ist sie mit einer leichten Chlamys; die andere
steht ganz in einen schweren Mantel gehüllt ruhig da, den
Blick ebenfalls auf Ulixes gerichtet; in der Linken hält sie
eine geschlossene Rolle, deren oberes Ende sie mit dem
Zeigefinger der rechten Hand berührt.

144) D. F. Rom, im ersten Magazin der Catacombe di
S. Callisto. Fig. 144. L. 0,60. H. 0,31. Relieferhebung 0,015.
I Zeichnung von Eichler 1885.
 
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