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Matz, Friedrich [Hrsg.]; Andreae, Bernard [Hrsg.]; Robert, Carl [Hrsg.]
Die antiken Sarkophagreliefs (2): Mythologische Cyklen — Berlin, 1890

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https://doi.org/10.11588/diglit.12015#0181
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ODYSSEUS Tafel LIII

Telemachos sein, der auch auf dem Fries von Gjölbaschi maios unmöglich unbärtig gebildet werden konnte. Unter
(Benndorf a. a. O. Taf. 8) gleich seinem Vater den Pilos die Kline hat sich ein zweiter Freier versteckt; er liegt
trägt. Der angegriffene Freier, der völlig nackt ist, hebt mit vorgestreckten Armen da und wendet den Kopf, an

mit beiden Händen einen Schemel zum Schlag gegen
Telemachos empor. Dass er auf der Kline kniete, würde
man schon aus der hohen Stellung schliessen müssen und
wird durch die Vergleichung mit 152 bestätigt.

152) F. Konstantinopel, Tchinili-Kiosk. Fig. 152.
L. 0,54. H. 0,87. Zeichnung von C. L. Becker nach Pho-
tographie 1887.

„Provenance inconnue"- Goold; bereits 1863 im Hof der Ire-
nenkirche.

Abbildungen: E. Goold Cataloguc Explicatif, Historique et
Scientifique d'un certain nomine d'objets contenus dans le Musee Im-
perial de Constantinople 1871 nr. 27. — ÜOrient illustre 187z
nr> 2. — Wiener Vorlegeblätter Ser. D Taf. 12 Nr. 5 (nach Photo-
graphie). — Gazette archeologique XI 1886 pl. 1 (nach Photographie).

Litteratur: Dethier im Journal de Constantinople 1864
(6. Januar); Ders. in // Levantino 1872; Ders. Etudes archeolo-
giques (Oeuvre postbume) 1881 p. 123; A. Dumont Revue archeo-
l°gique, nouvelle s'erie, XVIII 1868 p. 249 nr. X; E. Goold a. a. O.
P' ü nr. 27; L'Orient illustre a. a. O.; Ad. de Ceulemer im
■Atbenaeum Beige 1879 nr. 14 (15. Juli); S. Reinach Catalogue du
Musee Imperial d'Antiquit'es, Constantinople, 1882 p. 23 nr. 157;
Sorlin Dorigny Gazette archeologique a. a. O. p. 1; Benndorf Das
Heroon von Gjölbaschi-Trysa I 1885» (Jahrbuch der kunsthistori-
schen Sammlungen des Allerhöchsten Kaiserhauses IX) S. 105 A. 1.

Rechte Ecke der Vorderseite von einer Replik von
15i. Am oberen Rand Astragalenschnur, dorisches und
^sbisches Kymation und Rankenornament; das letzte an
der Ecke stehende Ei des dorischen Kymations trägt eine
Palmette. Von dem unteren Rand ist die obere Leiste
erhalten, die nach der Ecke hin, wo vermuthlich das
typische Postament angebracht war, etwas vorspringt.

Die erhaltene Darstellung entspricht der rechten Gruppe
v°n. i^x. Auf der mit einem Polster belegten Kline kniet
^er den Schemel schwingende Freier, der hier vollständig
erhalten ist; das Gesicht ist in Verzweiflung verzerrt, der
^mnd geöffnet, die Stirn gerunzelt, das Auge hat einen
schreckhaften Ausdruck. Von links dringen hier zwei
rieger auf ihn ein. Von dem vorderen, in dem man
nach Analogie von 151 Telemachos zu erkennen hat,
lst nur der linke Unterarm mit einem Stück des Schildes
erhalten. Von seinem, in flacherem Relief dargestellten
enossen werden nur der jugendliche behelmte Kopf und
^ er linke den Schild tragende Arm sichtbar. Wahrschein-
lch ist es der Kuhhirt Philoitios, für den aus v 210 ein
lugendliches Alter erschlossen werden kann,1) während Eu-

fajj } Unbärtig und behelmt erscheint Philoitios auch auf einem gleich-
ge(^ lm Berliner Antiquarium befindlichen homerischen Becher, einem
strat< Cn ^cnc^ant des in der Anmerkung auf S. 162 erwähnten, der Illu-
nen zu X '79 — 210, gleichfalls mit beigeschriebenen Versen, enrhält.

dem das Gesicht absichtlich zerstört zu sein scheint, nach
den links sich abspielenden Kampfscenen zurück. Aehnlich
verbirgt sich in der Odyssee % 362 Medon der Herold
unter einen Sessel, und es ist daher sehr möglich, dass wir
diesen in der besprochenen Figur zu erkennen haben.

Am rechten Rande sind noch zwei kleine Reste er-
halten: über der Kline das Ende eines gesenkten Flügels,
über dem unteren Fuss des Schemels ein bis zur Unkennt-
lichkeit zerstörter Ansatz, der seiner Stellung nach etwa
von einem erhobenen Unterarm herrühren könnte. Beide
Reste stehen so hart am Rande, dass sie nur von einer
Gestalt herrühren können, die an der linken Ecke der
anstossenden rechten Schmalseite angebracht war, vermuth-
lich einer Nike, die mit ihrem rechten Unterarm und
ihrem rechten Flügel auf die Vorderseite übergriff.

153) F. St. Petersburg, Kaiserliche Ermitage.
Fig- 153- L. 0,51. H. 0,50. Relieferhebung 0,04. Rechts
ist ein schmales modernes Stück mit einer Säule angesetzt.
Zeichnung von C. F. Becker nach einer im Jahre 1884 mit
freundlicher Unterstützung von G. Kieseritzky aufgenom-
menen Photographie.

Im Jahre 18 51 durch Guedeonow von den venezianischen
Kunsthändlern Richetti und Rotta für die Ermitage erworben.
Vorher in Palazzo Algarotti in Venedig. Moschini Guida per
la citta di Venezia I 1815 p. 641 erwähnt die Sammlungen dieses
Palastes, der damals dem Conte Marco Antonio Corniani d'Alga-
rotti, dem Grossneffen des berühmten Francesco Algarotti (171 2
bis 1764) gehörte, ohne die Antiken, abgesehen von einer Minerva-
statue, näher zu beschreiben. Eine moderne Copie dieses Reliefs
im Museum zu Mantua (abgeb. Labus Museo della Reale Accademia
di Mantova III tav. 52; vgl. Conze Archäologischer Anzeiger 1867
S. 107*; Dütschke Antike Bildwerke in Oberitalien IV S. 294
Nr. 659) wird schon 1790 von Borsa Museo della R. Accademia
di Mantova p. 39 erwähnt. Somit muss das Petersburger Fragment
bereits im achtzehnten Jahrhundert bekannt gewesen sein. Möglich
ist, dass es bereits von Francesco Algarotti erworben ward, den
es bei seinen Studien über die Perspective in der alten Kunst be-
sonders intercssiren musste; vgl. seine Bemerkungen über die Reliefs
an der Trajanssäule, zu denen das Petersburger Fragment eine
interessante Illustration bildet (Opere VII, Cremona 1781,/». 167).
Zwei moderne Löcher im Reliefgrund lassen erkennen, dass das
Stück einmal mit Nägeln an der Wand befestigt war.

Abbildung: Wiener Vorlegeblätter Ser. D Taf. 12 Nr. 7.

Litteratur: E. Guedeonow Ermitage Imperial, Musee de sculp-
ture antique, seconde edition, 1865 p. VI. p. 98 nr. 333; Heyde-
mann Mittheilungen aus den Antikensammlungen in Ober- und
Mittelitalien (Drittes Hallisches Winckelmannsprogramm) 1879
S. 10; Robert Archäologische Zeitung XLII 1884 S. 220; Benn-
dorf Das Heroon von Gjölbaschi-Trysa I 1889 (Jahrbuch der
 
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