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Matz, Friedrich [Hrsg.]; Andreae, Bernard [Hrsg.]; Robert, Carl [Hrsg.]
Die antiken Sarkophagreliefs (2): Mythologische Cyklen — Berlin, 1890

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https://doi.org/10.11588/diglit.12015#0185
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ORESTES Tafel LIV

1^7

klopädie der Wissenschaften und Künste von Ersch und Gruber
III. Sect. 5. Theil 1834) ^. "4i Clarac Mus'ee de sculpture II
1841 p. 681 Grifi 'Atti della Pontificia Accademia Romana

dl archeologia X 1842 p. 309 n. 1; Gerhard Etruskische und
Kampanische Vasenbilder 1843 S. 35 A. 7. A. 10. S. 36 A. 12.
A. 16; Overbeck a. a. O. S. 6p8 Nr. 26; Stephani Compte-rendu
de la Commission Imperiale arcbeologique 1863 S. 181 Nr. 36.
S. 256; Benndorf Annali dell' Institute XXXVII 1865 p. 224;
Rosenberg Die Erinyen 1874 48 Nr. 2; Bursian Litterarisches
Centralblatt 1874 ^n 47 ^ 1558; Michaelis Archäologische
Zeitung XXXIII 1875 S. 108; Robert Bild und Lied S. 185 A. 34.

Die Darstellung zerfällt in zwei zeitlich auf einander-
folgende Scenen, von denen die erste links die Tödtung
des Aegisthus, die zweite rechts die der Clytaemestra
darstellt.

Aegisthus mit langem wallendem Haupt- und Bart-
haar, die gedrehte Königsbinde um den Kopf, um die Beine
einen langen Mantel, dessen einer Zipfel mit zurückge-
schobener Spange auf seiner linken Schulter aufliegt, sitzt
auf dem Thronsessel des Agamemnon. Die Füsse auf
einen Schemel mit Löwenfüssen aufstützend, mit der linken
Hand krampfhaft das obere Ende des Thronfusses um-
fassend, sucht er mit vorgestreckter Rechten den Orestes
zurückzustossen, der mit gezücktem Schwert in der Rech-
ten von links auf ihn eindringt, den linken Fuss gegen sein
linkes Knie stemmt und ihn mit der linken Hand beim
Haar packt, um ihn von seinem angemassten Sitz herab-
zureissen und zu tödten. Orestes trägt Wehrgehäng und
Chlamys, deren einer Zipfel mit zurückgeschobener Spange
auf seiner linken Schulter aufliegt; hinter ihm steht am
Boden sein Schild. Eine Furie in langem hochgegürtetem
Aermelchiton und bogenförmig flatternder Chlamys eilt
hinter Orestes herbei, in der erhobenen Rechten eine kurze
Peitsche haltend, die Linke befehlend ausgestreckt, wie um
ihn zur Rachethat anzutreiben. Von rechts eilt dem be-
drohten Aegisthus ein Mädchen zu Hilfe, wahrscheinlich
^•rigone, seine mit Clytaemestra erzeugte Tochter; be-
kleidet ist sie mit dorischem Chiton, aus dessen Falten
das rechte Bein nackt hervortritt, und mit Sandalen; das
Haar ist mit einer Sphendone verhüllt. Als Waffe schwingt
Sle in den erhobenen Händen ein kleines Kästchen mit
Löwenfüssen. Links Pylades und Electra, beide er-
Schreckt zurückfahrend. Pylades trägt, wie Orestes, die
Chlamys mit zurückgeschobener Spange und über der
rust das Wehrgehäng; die gesenkte Linke umfasst den
Griff" des in der Scheide steckenden Schwertes, die Rechte
lst Vor die Brust erhoben. Electra, die entsetzt beide
Hände emporhebt, trägt einen mit gegürtetem Ueber-

Schlag versehenen dorischen Chiton, aus dem das rechte
B *

ein nackt hervortritt, eine bogenförmig flatternde Chlamys,
^e sie mit der rechten Hand leicht anfasst, und Sandalen.
as mit einem Band durchzogene Haar ist über der Stirn

in eine Schleife zusammengefasst und am Hinterkopf in
einen Knoten gebunden. Links steht am Boden ihr Wollkorb.

Die Hauptgruppe stellt sich als eine durch viele Zwi-
schenglieder vermittelte Umbildung des Typus der strengen
rothfigurigen Vasen dar, die sich in der Schilderung des
Vorgangs an die Oresteia des Stesichoros anschliessen
(Gerhard Etruskische und Kampanische Vasenbilder Taf. 24;
Monumenti deW Instituto VIII tav. 15 nr. 1; Zannoni Scavi
della Certosa di Bologna tav. 79 nr. 1). Nur ist an die Stelle
der das Beil gegen ihren Sohn erhebenden Clytaemestra
die das Schmuckkästchen schwingende Erigone getreten,
und somit auch die zu Grunde liegende Sagenversion
eine andere. Als litterarische Quelle für diese Neuerung
darf man wahrscheinlich dieselbe griechische Tragödie in
Anspruch nehmen, die Pacuvius in seinem Dulorestes be-
nutzt hat, s. O. Jahn Hermes II S. 229; Robert Bild und
Lied S. 185 A. 33. A. 34. Derselbe alte bildliche Typus
findet sich auf etruskischen Urnen für die Ermordung des
Agamemnon verwandt, wo Clytaemestra statt des Beils
eine Fussbank schwingt, s. Brunn / Rilievi dclle Urne etrusche
tav. 74.

In der rechts anschliessenden Scene bildet den Mittel-
punkt die aufs rechte Knie hingesunkene Clytaemestra.
Den feinen Chiton hat sie sich von der rechten Schulter
herabgerissen, um dem Orestes die Brust zu zeigen, die
ihn genährt hat. Aischvlos Choephor. V. 806—898
im'axsc, co Trat, rövös afbsaat, tskvov,
fjjxorov, Trpdg ü av noXkä hrj ßpl^uv äßa
ovXoiaiv kfyjfjisk^ag surpacjjsg ydXcc.
Vgl. das pompeianische Gemälde aus Casa di Sirico abgeb.
Archäologische Zeitung XLI 1883 Taf. 9 Nr. 1, s. ebenda
S. 259. Ein Mantel ist um ihren Unterkörper geschlungen
und mit einem Zipfel über ihre linke Schulter geworfen.
Das Antlitz wendet sie mit verzweiflungsvollem Ausdruck
dem Orestes zu, den sie mit der Rechten zurückzustossen
sucht, während sie mit erhobener Linken seine Hand aus
ihrem Haar zu lösen bemüht ist. Der mit gezücktem
Schwert von links auf sie eindringende Orestes setzt das
linke Knie auf ihren rechten Oberschenkel und packt sie
mit der Linken beim Haar. Um den Kopf trägt er eine
Binde und um beide Schultern die Chlamys. Hinter ihm her
eilt seine alte Amme. Mit der Linken seinen Kopf, mit
der Rechten seine Schulter berührend, das Gesicht ent-
setzt abwendend scheint sie ihn von der schrecklichen
That zurückhalten zu wollen. Bekleidet ist sie mit der
gewöhnlichen Ammentracht, einem dicken Kopftuch, einem
von der rechten Schulter abgleitenden Chiton und einem
derben, über die linke Schulter geworfenen Mantel. Vor
Orestes her eilt eine Furie mit kleinen Flügeln über der
Stirn, bekleidet mit Aermelchiton und bogenförmig flattern-
dem Mantel. Beide Arme, von denen der rechte die Peitsche
schwingt, erhebend, das Gesicht dem Orestes zukehrend,
 
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