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Matz, Friedrich [Hrsg.]; Andreae, Bernard [Hrsg.]; Robert, Carl [Hrsg.]
Die antiken Sarkophagreliefs (2): Mythologische Cyklen — Berlin, 1890

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https://doi.org/10.11588/diglit.12015#0208
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THEBANISCHER KREIS

kindliche Gesichtszüge mit Pausbacken, ist also als ein den
Oidipus spielender Eros gedacht. Bekleidet ist er mit ge-
gürtetem Aermelchiton, langem Mantel und Stiefeln; in der
Linken hält er das Schwert, das die Gestalt einer Harpe
hat; die Rechte erhebt er, wie es scheint mit ausgestreck-
tem Zeigefinger, vor das Gesicht. Ich wage nicht zu ent-

181

scheiden, ob dieser auf 183. 203 und wahrscheinlich auch
auf 182 sowie auf dem Relief am Grabe des Pompeianers
C. Calventius Quietus (abgeb. Mazois Les ruines de Vompei
I pl. 26; Overbeck Die Bildwerke zum diebischen und
troischen Heldenkreis, Atlas, Taf. II Nr. 4; Ders. Pompeji,
4. Aufl., S. 417 Fig. 217) und auf einem Relief in Vienne
(Stark Archäologischer Anzeiger 1853 S. 335) wiederkehrende
Gestus nur das Nachdenken über das Räthsel bedeutet
oder ob die Sagenversion dargestellt ist, nach der Oidipus
auf sich selbst zeigt und so unbewusst das Räthsel löst,
Schal. Euripid. Pboeniss. 50 nvsg Ii tyaoi tv'/ji Xüsai tö alvr/jua
Kai otzKTvXoosiKTsiv [savTov~], 0 ian tgv äv-d-puftov.

182) P. Rom, Pal. Mattei, unter dem Thorweg ein-
gemauert. Fig. 182. Wenig ergänzt. L. 1,80. H. 0,55.
Zeichnung von Eichler 1884.

Vermuthlich seit der Erbauung des Palastes um 1616 an
seinem gegenwärtigen Platz.

Alte Zeichnung: Pozzo Franks Fol. 84 (68) Fig. 182'
bereits mit den Ergänzungen.

Abbildungen: R. Venuti et Amaduzzi Vetera Monumenta
quae in hortis Caelimontanis et in aedibus Mattbaeiorutn asservantur
III 1779 tab. 11 fig. 1 nur die rechte Hälfte. — Raoul Rochette
Monumens inedits 1827—1833 pl. 7 nr. 1.

Litteratur: R. Venuti et Amaduzzi a. a. O. p. 20; Zoega
App. Fol. 396 b Nr. 50; Ders. Bassi Rilievi 1808 II p. 12 n. 5;
Raoul Rochette a. a. O. p. 44. p. 412; O. Jahn Archäologische
Beiträge 1847 S. 112 A. 65 «. S. 417; Overbeck Die Bildwerke |

zum thebischen und troischen Heldenkreis 1857 S. 52 Nr. 48;
Petersen Annali dell' Instituto XXXII 1860 p. 375; Helbig Sym-
bola philologorum Bonnensium 1867 p. 369; Matz und von Duhn
Antike Bildwerke in Rom 1881 II S. 442 Nr. 3338.

Vorderseite eines Sarkophags derselben Gattung, wie
139. Am oberen und unteren Rand ein zierliches lesbi-
sches Kymation.

Drei Amoren tragen auf den Schultern zwei schwere
Guirlanden, in denen man Aehren, Trauben, Eicheln,
Feigen, Nüsse, Granatäpfel und Pinienzapfen unterscheidet.
Darüber in dem Felde links Oedipus und die Sphinx,
in dem Felde rechts Polyphem und Galatea.

Die Sphinx, deren Kopf modern ist, sitzt auf dem
«Jv'avov äpog, aus dem sich ein sprudelnder Gebirgsbach er-
giesst und an dessen Vorderseite eine Höhle mit einer
Schlange sichtbar wird. Unter dem erhobenen linken
Bein der Sphinx liegt der Kopf eines erbeuteten Thieres,
wie es scheint, eines Stieres (due teste cPuomini sbranati
Zoega). Vor ihr steht auf felsigem Terrain Oedipus die
Rechte wie auf 181 erhebend. Von seinem linken Arm
fällt die Chlamys herab; in der linken Hand mag er, wie
Zoega vermuthet, die Lanze gehalten haben. Der Kopf
und beide Beine sind modern. Ganz wie ein vornehmer
Römer reist Oedipus zu Pferd und mit einem Diener, die
beide hinter ihm stehen, der Diener, dessen Kopf eben-
falls modern ist, in gegürteter Exomis und über den linken
Arm geworfener Chlamys, in der linken Hand zwei
Lanzen.

In der Scene rechts sitzt der riesenhafte Polyphem
auf einem Uferfelsen; sein Kopf ist nach Zoega und
von Duhn modern, während er Koepp, Eichler und mir bei
einer im Jahre 1886 mit Hilfe einer Leiter vorgenommenen
Untersuchung antik erschien. Neben dem Felsen steht ein
Widder; zwischen den Beinen des Polyphem lehnt das
Pedum. In dem Bausch seines auf der rechten Schulter
geknüpften Pantherfells, dessen eine Tatze über seinen
rechten Oberschenkel geworfen ist, hält er mit der Linken
sorgsam zwei kleine undeutliche Gegenstände, wahrschein-
lich, wie von Duhn vermuthet, junge Lämmer. Das Thier,
das er mit weit vorgestreckter Rechten beim Fell fasst
und der Galatea hinhält, ist, wie Eichler, Koepp und ich
constatiren konnten, sicher ein Bär, nicht ein Elephant,
wie Raoul Rochette, noch ein Widder oder Lamm, wie
Matz und von Duhn annehmen; Theokrit. XI 40

Tpe(f>u Os roi ivosKcc vsßp&g
Trdaag ßyvofyöpug Kai OKUßvccg Tsccapag dpKTCcv.
Galatea, deren Kopf nach Zoega gleichfalls modern ist,
schwimmt auf einem Delphin durch das Meer; die linke
Hand auf den Kopf des Thieres stützend, den rechten
Arm über das Haupt gelehnt, blickt sie in koketter Hal-
tung nach Polyphem; sie ist nackt bis auf einen leichten
über die linke Schulter und den linken Oberschenkel ge-
 
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