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Matz, Friedrich [Hrsg.]; Andreae, Bernard [Hrsg.]; Robert, Carl [Hrsg.]
Die antiken Sarkophagreliefs (2): Mythologische Cyklen — Berlin, 1890

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https://doi.org/10.11588/diglit.12015#0218
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200

ARGONAUTEN-KREIS

der mit einer um beide Schultern geworfenen Chlamys be-
kleidet ist, steht in ruhiger Haltung, das linke Bein über

ßsßXrjro, mjyeXy] svaXiy/ctov, yjr dviovrog
jjskiov <f>\oyepyjav ipsvfrsrai dutrivsaat».

das rechte schlagend, da j seine beiden vorgestreckten Arme Der Wächter des Vliesses, die den Baumstamm um-
hielten gewiss die Deichsel des Pfluges gefasst, deren ringelnde Schlange, lässt das Haupt mit geschlossenen

unteres Ende vor seinen Füssen, senkrecht auf dem Fels
boden stehend, erhalten ist, während der eiförmige Bruch
am oberen Rande die Stelle bezeichnet, wo sie mit dem
Joch zusammenhing. Hinter dem Kopf dieses Dioscuren
wird in der linken oberen Ecke das gut erhaltene andere
Ende des Jochbalkens sichtbar. Den Dioscuren links ent-
spricht rechts der auf einem Thron sitzende Aeetes, ein
kräftiger Mann mit welligem Haupt- und Barthaar. Er
trägt phrygische Tracht, gegürteten Aermelchiton, langen
über beide Schultern geschlagenen Mantel, Hosen und
Schuhe; die Füsse stützt er auf einen Schemel; die er-
hobene Linke hält das Scepter, die im Schoss ruhende
Rechte das in der Scheide steckende Schwert. Hinter
ihm steht ein bärtiger Diener in phrygischer Mütze und
Aermelchiton. Beide schauen staunend auf Iason. Auch
in diesen Nebenfiguren zeigt sich deutlich die Abhängig-
keit von Apollonios III 1314—13115

■d~a.vfj.ccas 0' klrjryjg od-svog dvspog- oi 0' dpa Tsiug
Twöap/oai — hij ydp Gifi Trakat ■TrpoTrsifpahßsvov Y/sv —
dyyj/j.oXov 'C,vyd oi Trsoodsv oövav djuupißaXea&ai.

Die Gruppe des Iason mit den Stieren, die auch auf 19g
als Reliefschmuck an der Stirnseite der Bettstufe im Ge-
mach der Creusa angebracht ist, kehrt fast genau über-
einstimmend auf einem Contorniaten wieder (Sabatier Me-

daillcs contorniates XIII 3, danach in
beistehender Textabbildung). Mit

Augen matt herabhängen, gebannt durch den Zauber der
von rechts heranschreitenden Medea. Diese, die mit einem
gegürteten, von der linken Schulter abgleitenden Chiton
und einem sich bogenförmig über ihrem Haupte wölben-
den Mantel bekleidet ist und das Haar, von dem eine
Locke lose auf ihre Schulter herabfällt, im Nacken zu
einem Knoten aufgebunden hat, hält in der vorgestreckten
Rechten einen Zweig. Der linke Arm war, wie die Bruch-
stellen erkennen lassen, gebogen vorgestreckt; die Hand
hielt sicher den Zipfel des Mantels gefasst, vielleicht aber
ausserdem noch eine Schale mit dem einschläfernden
Zaubersaft, den sie mittelst des Zweiges der Schlange in
die Augen spritzt, Apollonios IV 156"—164
yj he ßiv dp/csufj-oio vsov tstjutcoti &aXXü
ßdiTTOvd sk nvus&vog dx^para tydp[xaic doioaig
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KUKka TToXmpSßVOlO Ol s£ ÜkVjS TSTaWSTO.

sv{)a h' 0 jusv ypvaeiov dito opvog ahvro KÜag,
Kdvprtg KSKXo/xsr^g' rj 0' sßTTsöo-j sCTYfjla
(j)apfj.d.KCi> eipr,ye'j &Yjpdg Kdpyj.

189) F. Paris, Louvre, Stille de la Venus de Milu.

Fig. 189. L. 1,76. H. 0,59. Zeichnung von Eichler 1874.

In der Mitte des sechszehnten Jahrhunderts befand sich die

Platte, noch in ihrer ganzen Länge erhalten, in Rom Coburgensis
Recht sucht Jahn das Original in $ p.g xgg,. ^ es def Sarkophag mk ciner 0pferdar„

einer statuarischen Gruppe, die aber steüung (sacrIßciorum simulachra), den Fabricius Roma 1550 p. 176

bereits selbst von Apollonios beein- j hj $ Maria de strada, inter Octavij porticum & Capitolium erwähnt.

flusst gewesen sein muss. Aus dem- Aber schon am Ende des 16. Jahrhunderts war die linke Ecke abge-

selben Apollonios haben dann die brachen Pozzo Windsor XVIII. Die so verkürzte Platte wurde im Jahre

contorniat Sarkophagarbeiter oder vielleicht schon 161 5 an der Ostseite der Villa Borghese in der obersten Reihe

ältere Illustratoren die Figuren der Dioscuren und des zwischen den Nischen mit den Büsten eingemauert; Montelatici

Aeetes hinzugefügt. Villa Borghese 1700 p. 174: Ncl terzo osseruasi da vna parte vna

, , , . 0 . j ■ Vereine col Flammeo in capo menata da due altre donne innanzi al

Die rechts anschliessende kleinere Scene zeigt die .

....... „ , suo sposo, che la rtceue con porgergli la destra, (5 ha accanto vn

Erringung des Vliesses. Iason kniet in ähnlicher Stel- . . . ,. . ^ „

o b Amormo con altre figure in piedi; sicome dall altra parte vi sta vn

hing, wie auf 187, auf einer Felserhöhung; er trägt hier ^ & ^ rfWf ^ ^ tf ^ Wfl

Panzer und Stiefel; dagegen fehlen Schwert und Chlamys. sedertte, vgl. Manilli Villa Borghese 1650 p. 47. Im Jahre 1808

Mit erhobenem rechten Arm griff er nach dem auf der wurde die p]atte herausgebr0chen und nach Paris gebracht.

Krone eines Oelbaumes hängenden Vliess, an dem der Alte Zeichnungen: Coburgensis Fol. 13 Nr. 1 1j Fig. 189';

Bruch noch die Stelle, wo die rechte Hand sass, erkennen Pozzo WlNDS0R xvm Fol. 35 (67) bereits in dem jetzigen Zustand.

lässt. Auf dem Wipfel eines Baumes, allerdings einer
Eiche, die der Sarkophagarbeiter durch den ihm geläufige-
ren Oelbaum ersetzt hat, liegt das wie eine Morgenwolke
leuchtende Vliess auch bei Apollonios IV 123—126

reo os 0/' drpaiviTOto fts&' ispov dXaog ikovto,

(jr^yö-j amsipsairp ou^/as-jus, 33 &« Kxag

Abbildungen: Bouillon Mus'ee des Antiques III 1827 (Bas-
reliefs) pl. 19, i. Danach Guigniaut Religions de l'antiquiü
pl. 187 ter nr. 646 b. — Clarac Mus'ee de sculpture II 1829—1830
pl. 199, 210 nr. 373.

Litteratur: Manilli a. a. O.; Montelatici a. a. O.;
"Wjnckelmann Monumcnti antichi inediti 1767 II p. 106. p.
 
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