Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Robert, Carl [Editor]; Matz, Friedrich [Editor]; Andreae, Bernard [Editor]; Robert, Carl [Editor]
Die antiken Sarkophagreliefs (3,1): Einzelmythen: Actaeon - Hercules — Berlin, 1897

DOI Page / Citation link:
https://doi.org/10.11588/diglit.12014#0152
Overview
Facsimile
0.5
1 cm
facsimile
Scroll
OCR fulltext
'38

HERCULES

120 nicht auffällig sein kann, so ist die Stellung des Fasses
zwischen den Beinen des Hercules um so befremdlicher.
Vielleicht sind hier die Stücke falsch zusammengefügt,
wahrscheinlicher aber ist mir, dass die ganze untere Partie
sammt dem Kopf, den Tatzen und dem geknoteten Schweif
des Löwenfells, das vom Arm des Hercules der voraus-
gehenden Scene herabfällt, zugleich mit der rechts an-
schliessenden Scene ergänzt ist.

4) Hirsch, wie bei der ersten Gruppe und auf 112.
113. Doch ist die Scene gewiss entweder ganz oder grössten-
theils ergänzt, wofür es an Vorbildern ja nicht gebrach.
Vor allem macht der Hirsch mit seinem grossen Kopf,
seinen riesigen Ohren und den am Hals viel zu hoch hinauf-
gehenden Zotteln, einen durchaus modernen Eindruck;
man vergleiche ihn z. B. mit 120 a. Auch ist er nicht, wie
sonst, in der Stellung eines stürzenden, sondern eines bei-
nahe behaglich daliegenden dargestellt. Deshalb und wegen
den ungewöhnlich grossen Dimensionen des Thieres nimmt
die Scene einen weit grösseren Raum ein, als sonst. Re-
ducirt man sie auf das übliche Maass, so bleibt vor dem
Hercules der vorhergehenden Scene noch hinreichend Platz
für das Fass des Eurystheus.

5) Stymphaliden, wie bei der ersten Gruppe und
auf 112. 113. Die Vögel ähnlich wie auf 113; der erste
vor Hercules, jedoch in grösserer Entfernung herfliegend,
der zweite und dritte zwischen seinen Beinen, der eine
fallend, der andere bereits gestürzt.

6) Amazone, wie auf 112. Die linke Hand des Her-
cules mit dem vom Ergänzer offenbar missverstandenen
Ende der Keule ist sicher antik; dagegen die rechte Hand
der Amazone ebenso sicher modern; sie hielt die Pelta, die
trotz der Ueberarbeitung noch unter der Keule des Hercules
aus der folgenden Scene kenntlich ist; vgl. 105 a. 112.

7) Hesperiden. An der rechten Ecke der Baum;
die ihn hütende Schlange lässt schlafend den Kopf sinken.
Links entfernt sich Hercules, in der Rechten die Keule, in
der Linken die gepflückten Aepfel tragend und nach dem
Baum zurückblickend. Im Hintergrund werden die Köpfe
zweier Hesperiden sichtbar; ausserdem unten neben dem
Baum das Gewand der vorderen, falls es nicht Zuthat des
Ergänzers ist; doch vgl. 120.

Die übrigen fünf Thaten sind am Deckel angebracht.
Den Umfang der Ergänzungen hat Eichler offenbar nicht
überall richtig erkannt. Auf die später zu besprechende
linke Eckscene muss zunächst der Augeas-Stall gefolgt
sein, der jetzt durch die unsinnige Darstellung eines den
Löwen an einem Strick aus der Höhle herausziehenden
Hercules ersetzt ist. Wie es zugeht, dass dessen-
ungeachtet P. E. Visconti als Gegenstand der Darstellung
angiebt: „Ercole netta le stalle di Augia, valendosi dclla
vanga", vermag ich nicht zu sagen. Von dem rechts an-
schliessenden Stierabenteuer sind antik die Beine des

Hercules sowie der vordere Theil und das rechte Hinter-
bein des Stieres. Danach scheint das Schema ähnlich wie
auf 112 gewesen zu sein, nur dass die Beinstellung ver-
tauscht ist und Hercules sich in Folge dessen mehr nach
vorn übergebeugt haben muss. Es folgen die Rosse. Der
in Vorderansicht stehende Hercules scheint bis auf den
Kopf und den rechten Arm antik zu sein. Ueber seinen
linken Arm fällt das Löwenfell herab. Er ist bemüht,
ein nach rechts fortsprengendes Ross an einem langen Zügel
festzuhalten und zurückzuziehen; über seiner Schulter wird
in ganz flachem Relief der Kopf des zweiten sichtbar; das
dritte sprengt nach links fort; das vierte scheint weggelassen
zu sein. Links ist ein sechsspeichiges Rad erhalten. Wenn
nicht eine weitgehende Ueberarbeitung vorliegt, so ist
Hercules hier in dem Moment gedacht, wo er die Rosse an
den Wagen schirren will, wie auf dem Albanischen Marmor-
becken (Zoega B. R.II 6%). Vgl. Euripides'Hpa/cX^ v. 380

rsd-piTTTruv t sTrißa Kai xpaXioig iod/uaas nukovg kioßyjbso;.
Daran schliesst sich der Kampf mit Geryones in dem-
selben Typus wie auf 113. Hercules hat genau dieselbe
Stellung wie dort, nur hebt er den linken Arm höher.
Der eine Körper des dreileibigen Geryones sinkt, wie es
scheint, verwundet zurück, noch mit dem gezückten Schwert
in der Hand. Auch der mittlere Körper scheint das Schwert
geführt zu haben, vgl. 113. Der dritte trägt einen Schild.
Zwei Köpfe und der erhobene linke Arm des mittleren
Körpers scheinen ergänzt zu sein. Seltsam ist, dass zwischen
Hercules und Geryones ein Pfeiler steht. Endlich der
Cerberus, wie bei der ersten Gruppe und auf 113. Dass
das Thier jetzt einköpfig ist, fällt wohl der Ueberarbeitung
zur Last. Ueber ihm wieder die Höhle.

An jeder Ecke ist noch eine weitere Scene zugefügt.
Die rechts scheint ziemlich intakt. Neben einem Felsen
stehen zwei Mädchen in tiefer Trauer, beide mit ent-
blösstem Oberkörper und um die Hüften geschlungenem
Mantel. Die eine stützt die rechte Hand auf den Felsen;
die andere lehnt den Kopf betrübt auf die Hand. Rechts
folgt ein grosser Baum und jenseits von diesem eine dritte
weibliche Figur, gleichfalls mit entblösstem Oberkörper,
aber mit bogenförmig über dem Haupt flatterndem Mantel.
Sie sitzt auf einem Felsen und hebt die Rechte zu dem
Baum empor. Man kann in dieser Darstellung kaum etwas
anderes sehen, als die um den Verlust der Aepfel
trauernden Hesperiden, woran auch schon P. E. Vis-
conti gedacht zu haben scheint. Die Scene würde dann
mit der gerade darunter am Sarkophag selbst angebrachten
unmittelbar zusammengehören. Ob die sitzende Figur
gleichfalls eine Hesperide ist, lässt sich kaum entscheiden.
Sie macht mehr den Eindruck einer Lokalgottheit; auch
sind unten nur zwei Hesperiden dargestellt. An Tellus zu
denken verbietet die Art des Sitzens und der bogenförmig
gewölbte Mantel. P. E. Visconti denkt an eine Personi-
 
Annotationen