ihnen zu unterscheiden, verschränkte sich und verschmolz erkennend
in eines mit ihnen, und das war der Ursprung des Bundes, den der
Herr dann mit Abraham schloß und der nur die ausdrückliche Bestä-
tigung einer inneren Tatsache war; es war aber auch der Ursprung des
eigentümlichen Gepräges von Abrams Gottesfurcht. Denn da Gottes
Größe zwar etwas furchtbar Sachliches außer ihm war, zugleich aber
mit seiner eigenen Seelengröße in gewissem Maße zusammenfiel und
ihr Erzeugnis war, so war diese Gottesfurcht nicht ganz allein Furcht
im eigentlichen Sinn des Wortes, nicht nur Zittern und Beben, son-
dern auch Verbundenheit, Vertraulichkeit und Freundschaft, beides
in einem. (5l6f.)
In seinem Freud-Vortrag zitiert er den Zweizeiler des Mystikers
Angelus Silesius:
Ich weiß, daß ohne mich Gott nicht ein Nu kann leben
Werd ich zunicht, er muß vor Not den Geist aulgeben.
und fahrt fort: »Im Ganzen aber wäre eine psychologische Auf-
fassung, die Idee einer Gottheit, die nicht reine Gegebenheit,
absolute Realität, sondern mit der Seele eins und an sie gebunden
wäre, abendländischer Religiosität unerträglich.« (GW IX, 490)
Abrahams Gott ist, wie es schon im Vorspiel heißt, »ein Gott im
Werden und darum ein Gott der Beunruhigung, ein Sorgengott,
der gesucht sein wollte.« (38)
Der Gott der Väter Josephs war ein geistiger Gott, zum mindesten
nach seinem Werdensziei, um dessentwillen er seinen Bund mit den
Menschen geschlossen; und nie hatte er, in der Vereinigung seines
Heiligungswillens mit dem des Menschen, etwas zu schaffen gehabt
mit dem Unteren und dem Tode, mit irgendwelcher im Fruchtbar-
keitsdunkel hausenden Unvernunft. Im Menschen war er sich dessen
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in eines mit ihnen, und das war der Ursprung des Bundes, den der
Herr dann mit Abraham schloß und der nur die ausdrückliche Bestä-
tigung einer inneren Tatsache war; es war aber auch der Ursprung des
eigentümlichen Gepräges von Abrams Gottesfurcht. Denn da Gottes
Größe zwar etwas furchtbar Sachliches außer ihm war, zugleich aber
mit seiner eigenen Seelengröße in gewissem Maße zusammenfiel und
ihr Erzeugnis war, so war diese Gottesfurcht nicht ganz allein Furcht
im eigentlichen Sinn des Wortes, nicht nur Zittern und Beben, son-
dern auch Verbundenheit, Vertraulichkeit und Freundschaft, beides
in einem. (5l6f.)
In seinem Freud-Vortrag zitiert er den Zweizeiler des Mystikers
Angelus Silesius:
Ich weiß, daß ohne mich Gott nicht ein Nu kann leben
Werd ich zunicht, er muß vor Not den Geist aulgeben.
und fahrt fort: »Im Ganzen aber wäre eine psychologische Auf-
fassung, die Idee einer Gottheit, die nicht reine Gegebenheit,
absolute Realität, sondern mit der Seele eins und an sie gebunden
wäre, abendländischer Religiosität unerträglich.« (GW IX, 490)
Abrahams Gott ist, wie es schon im Vorspiel heißt, »ein Gott im
Werden und darum ein Gott der Beunruhigung, ein Sorgengott,
der gesucht sein wollte.« (38)
Der Gott der Väter Josephs war ein geistiger Gott, zum mindesten
nach seinem Werdensziei, um dessentwillen er seinen Bund mit den
Menschen geschlossen; und nie hatte er, in der Vereinigung seines
Heiligungswillens mit dem des Menschen, etwas zu schaffen gehabt
mit dem Unteren und dem Tode, mit irgendwelcher im Fruchtbar-
keitsdunkel hausenden Unvernunft. Im Menschen war er sich dessen
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