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Aufseß, Alexandra von und zu
Die Altarwerkstatt des Paul Lautensack: unter besonderer Berücksichtigung ihrer Verbindung zur Werkstatt des Pulkauer Altars — Studien zur deutschen Kunstgeschichte, Band 336: Baden-Baden [u.a.]: Heitz, 1963

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https://doi.org/10.11588/diglit.65311#0051
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GUTENSTETTEN

Die wesentlichsten Gemälde aus dem Werkkreis der Pulkauer Altarwerkstatt finden wir in
Franken am Johannes-Altar in Gutenstetten, der zweimal mit 1511 bezeichnet ist. Er
wurde vom Markgrafen Friedrich IV von Ansbach und Bayreuth gestiftet, der ein Freund von
Wallfahrten war und von dem man annehmen darf, er habe den frommen Grafen Wilhelm
von Henneberg, den Patron von Grimmenthal.gekannt. Die Markgrafen waren, das ist wich-
tig, durch den Besitz von Kulmbach unmittelbare Nachbarn der Bischofstadt. Als Besitzer
der Burg von Nürnberg bis zum Jahre 1427 waren sie mehr Rivalen der Patrizier als deren
Freunde. Gutenstetten, an der Grenze des markgräflichen und des bischöflichen Gebiets ge-
legen, dürfte wie das gesamte Steigerwaldgebiet wirtschaftlich dem Main zu orientiert ge-
wesen sein. Es soll übrigens heute noch ein Höhenweg, der von Gutenstetten nach Norden
führt, der Bamberger Weg genannt werden (126*).
Die plastischen Arbeiten des Altars - im Schrein Albanus, Johannes der Täufer und Veit,
im Gesprenge die Deesis, d. h. Maria und Johannes der Täufer als Fürbltter bei Gericht, in
der Predella eine Taufe Christi - gelten als Hauptwerke des Meisters des Marthaaltars (127*).
An Gemälden finden wir (128*) auf den Außenseiten der Stand- und Schreinflügel Szenen
des Johannes-der-Täufer-Zyklusses - Namengebung, Predigt, Taufe der Gemeinde, Besuch
des Täufers im Gefängnis durch zwei seiner Jünger, Enthauptung, Gastmahl der Herodia mit
Tanz der Salome, Verbrennung des Leibes des Heiligen und Anbetung der Johannesschüssel -
auf den Predellentüren außen die Taufe Christi, innen die vier Kirchenväter. Von den Dar-
stellungen auf der Rückseite der Standflügel und des Schreins ist nur noch eine Maria einer
Verkündigung einigermaßen gut zu sehen. Den dazugehörigen Engel und einen Schmerzens-
mann dazwischen können wir uns nur denken.
Suchen wir nach Anhaltspunkten für die angenommene Bamberger Herkunft, so ergibt sich
folgendes: die Anbetung der Johannesschüssel kann nur von einem mystischen Glaubensleben
her verstanden werden und wäre damit bezeichnend für die Lautensackwerkstatt. Gewählt
wurde gerade dieses Thema, well der Kult der Johannesschüssel im ganzen Umkreis verbrei-
tet war. Eine Namengebung wie in Gutenstetten, verbunden mit einer Elisabeth im Wochen-
bett, hat Lautensack - allerdings andersartig - auch an den Tafeln in Frankfurt gestaltet.
Eine Besuchsszene wie die des Johannes-Altars ist aus dem mainfränkischen bekannt, näm-
lich an einem geschnitzten Altar aus Gerolzhofen im Bayerischen Nationalmuseum in Mün-
chen (129*). Auf die Verwandtschaft der Verbrennungszene (130*) mit der in Crailsheim wird
in der Schlußbesprechung eingegangen. Auch die altertümliche Art, in der die Taufe von
Martin Schongauer B 8 nachgeahmt worden ist, spricht eher für eine Herkunft aus Bamberg
als aus Nürnberg. Man darf dazu bemerken, daß auch die Taufen am Würzburger Altar, in
Frankfurt und an der Taufsteinverkleidung in der Oberen Pfarre in Bamberg sich weitgehend
an B 8 halten (131*). Von den langen hageren Gesichtern der Kirchenväter aus könnte man
zurückblenden auf die geschnitzten im Schrein des Altars in Hersbruck, der wohl sicher aus
einer Bamberger Werkstatt stammt (132*).
Die Kompositionsart der Schreingemälde mit Haupt- und Nebenszenen ist dieselbe wie die
des Würzburger Altars. Die beiden Werke werden dabei zunächst nicht in eine unmittelbare
Abhängigkeit voneinander gestellt; es wird nur angenommen, ihre Meister könnten sich be-
rührt haben. Zu beachten ist auch, daß einzelne Typen in Gutenstetten Lautensack nicht
fremd sind. Man betrachte nur das runde Frauengesicht der Namengebung, das man auch
schon in Frankfurt finden konnte. Vergleichen wir noch mit bereits besprochenen Werkstatt-
arbeiten, so ist einerseits auf die unregelmäßigen Gesichter der Kirchenväter zu verweisen,
die von einem anderen Maler als die Schreinbilder stammen, und auf die heiligen Frauen
am Predellensockel in Aschbach andererseits. Die Farben sind andersartig; sie passen sich
 
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