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§. 3.
Die mimische Tanzkunst ist Vereinigung der Musik
und Plastik, aber Diese Vereinigung ist in ihr noch un-
vollkommen, weil sie an dem Menschen selbst ist und es
ihm noch nicht gelungen/ dem Bildungsgesetz jeglicler
Kunst gemäß/ außer sich als Ausdruck der Idee ein
Kunstwerk zu erzeugen. Coll dieses möglich seyn, so muß
cs ein Mittelding geben zwischen dem Bilde und dem
Tone, d. h. etwas/ das subjektiv in der Zeit fortschrei-
tend ist, wie der Ton, aber auch zugleich räumlich und
anschaubar/ wie das Bild. Dieses ist aber das le-
bendige Wort/ der artikulirte Ton/ es ist der ange-
schaute Ton oder das tönende Bild; es drükt aus und
fchirt dasjenige / was in den Statuen und Figuren der
plastischen Künste nur durch Stellung/ Mienen und Ge-
benden angedeutet werden kann, und m der Musik als
schwebender Hauch verhallt, zu einem Begriffe, einer
festen und bleibenden Gestalt. Die Worte zu einem or-
ganischen Ganzen verbunden, als Werk der innern Frei-
heit und Selbstthätigkeit und als Abdruck der Vernunft,
sind das was wir Sprache nennen. Die Poesie
also ist die Darstellung der ewigen Idee des Schönen
durch die Sprache, oder das lebendige Wort.
Erstes Kapitel.
Von der Sprache als dem Organ der Poesie.
Litt erat ur.
Herder über den Ursprung der Sprache. — Ideen
 
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