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Drittes Kapitel.

IZon der Lyrischen Poesie,
§» 58.
Das Epos ist die allgemeinste Form'der Poesie, wel-
che in ihrer großen Ausbreitung die Keime aller andern
Dichtungen enthüllt. Nun sind Raum und Zeit die bei-
den ursprünglichsten Formen aller Anschauungen und die
Künste stellen ihre Ißeen vorzugsweise entweder in der
einen oder in der andern oder in beiden zugleich dar, aber
alle Gegensätze von Raum und Zeit, Objektivem und
Subjektivem rc. sind als Gegensätze, wie in der Philo-
sophie bewiesen werden muß, einseitig und es muß em
Drittes geben, eine Einheit, worinn beide als gleichgül-
tig gegeneinander oder als aufgehoben gesetzt sind, in-
dem sie sich in ihm lebendig durchdringen. Nach dem
großen Gesetz des Weltganzen, wornach alle einzelne
Dinge gebildet worden, sind da, wo die Einheit ist, auch
Gegerssätze möglich, in welche sich die Einheit spaltet und
äuseinanderlegt, und eine daraus entspringende neue
Verbindung, wodurch die Gegensätze wieder in die
Einheit zurückgehen. Da nun im Epos alle einzelneFor-
tnen der Poesie gleichsam noch verschlossen liegen, so ist
es auch möglich, daß diese Formen jede für sich bestimmt
Hervortreten, dann aber müssen sie sich notwendig in zwei
Hauptklassen spalten, je nachdem entweder däs Subjektive
Dder das Objektive, die innere Empfindung oder die äussere
Gestalt vorherrschend ist. Die beiden Hauptfomen Hetz
 
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