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§. 33.
Cs sind nach dem Vorhergehenden Plastik, Musik
Md Poesie die drei Hauptformen der Kunst; ihnen ent-
sprechen das reine Bild, der reine Ton und das beweis
Bild oder die lebendige Gestalt. Dieses Prinzip der
Dreiheit ist Has große Gesetz des -Weltganzen, wornach
alle Dinge, das Höchste wie das Kleinste geformt wer-
den. Ueberall finden wir Zwei Pole, einen positiven und
negativen, einen objektiven und subjektiven rc. und dann
ein drittes, worin beide dadurch aufgehoben werden,
daß sie sich in ihm lebendig durchdringen. Dieses ist
aber nicht so zu verstehn, als wenn die Identität erst
aus den beiden entgegengesetzten Polen selbst als das
Spatere erzeugt würde, vielmehr lehrt uns die Naturwis-
senschaft, daß die ewige und absolute Identität des
Denkens und Seyns das Ura-nfängliche und Erste ist, und
die Gegensätze daraus sich erst entwickelt haben als beson-
Here Formen derselben, um ihr ewiges Wesen zu enthül-
len. Ist nun die Poesie die Durchdringung und Verei-
nigung der Plastik und Musik, so ist sie auch nothwendig
früher als beide, denn der Mensch wurde, so wie er
aus der Hand der schaffenden Gottheit kam durch einen
unwiderstehlichen Hang seiner Natur Zur Sprache getrie-
ben, und diese Sprache so unvollkommen sie auch semi
mochte, war nothwendig Poesie. Plastik und Musik
find zwar eben so in der Natur des Menschen gegründet,
aber es bedurfte längerer Zeit, ehe sie sich von den rohen
Anfängen zur eigentlichen Kunst erhoben. So wie nun
die Künste selbst in drei Hauptklasien, so zerfällt auch
die Poesie wiederum in drei besondere Formen, die
 
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