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Verein für Badische Ortsbeschreibung [Editor]
Badenia oder das badische Land und Volk: eine Zeitschr. zur Verbreitung d. histor., topograph. u. statist. Kenntniß d. Großherzogthums ; eine Zeitschrift des Vereines für Badische Ortsbeschreibung — 2.1860-1862

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Im Balderich. Ein Baden-Badener Genrebild
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https://doi.org/10.11588/diglit.22622#0407
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willkürlich giengen wir mit einander der Trinkh'alle zu, tra-
ten in den stattlichen Bogengang derselben, und blieben zufällig
vor dem Frescogemälde der Baldreit-Sage stehen.

Ein Blick auf dasselbe machte es zum Gegenstande unseres
Gespräches. Wir hätten das krästig gehalteneBild nur
loben können, wenn nicht einige Kleinigkeiten störend aufgefal-
len wären, wie die modernen Handschuhe des Pfalzgrafen.
Jndessen meinte ich, weit garstiger als dieser Schnitzer des Künst-
lers, sei die Ausle^ung der Sage durch den verkezerten N a-
men, welchen sie trägt; denn die nrkundliche Schreibung laute
von jeher „Balderi^." Mein gelehrter Landsmann jedoch wollte
behaupten, daß gerade der launische und launige Volksmund ans
Baldreit sein „Balreich" gebildet habe 2).

und erwarb sich dadurch jeue reiche Lebenskcnutniß und gesellschastliche Ge-
wandtheit, die ihn inr Umgange so unterbaltend und angenehm machtcn.

Die mancherlei Lücken seiner wissenschaftlichen Bildung suchte Rap-
penecker mit anhaltendem Fleiße möglichst zu ergänzen. Es beschaftigten
ihn aber besonders die Geschichte, Geographie und Statistik, wie
auch die eine und andere der neueren Sprachen. Ans all Dem zog der
gesellschaftliebende, nmgängliche Mann die Mittel, um einem Hange nach
zuleben, welcher auf einer angebornen, aber harmlosen und klug gelciteten
Eitelkeit beruhte. Er bewegte stch gerne in den Salons vornehmcrer
Kreise, und erzälte seine dortigen Bekanntschaften nnd Unterhaltuicgen
mit süßem Nachgenusse seinen andern Freunden und Tischgenossen.

Rappenecker besaß eine schöne Sammlnng römischer Münzen nnd
mittelalterlicher Gemälde, und veröffentlichte einige schriftstellerische Arbei-
ten, wovon wir die Abhandlung über sämmtliche im Großherzogtum Baden
aufgefundenen Römerinschriften, sodann über die eivitsg ^urelis
uc^uevsis sdas römische Baden) und das ehemalige Kapuzinerkloster
(den jezigen „badischen Hof" zu Baden) als hieher gehörig erwähnen.

Von seinem Landesfürstcn wurde Rappenecker mit dem Titel eines
geistlichen Rathes beehrt, und wirkte als Professor bis zu Ende des Schul-
jahres 1854, wo ihm der erbetene Ruhestand gegönnt ward. Nunmehr lebte
der immer noch lebensmuntere Lmeritcm abwechselnd in Mannheim und
Baden, der römischen Münz- und vaterländischen Altertumskunde, wie be-
sonders auch dcm Umgange seiner zalreichen Freunde. Leider aber erfreute
er sich dieser Mußezeit nur wenige Jahre, indem ihn am 24sten October
1858 der Tod ereilte. keguie^cst iu puee.

2) Das verhielt sich umgekehrt. Der Name Balderich machte mehrere
 
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