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Badische Fundberichte: amtl. Nachrichtenbl. für die ur- u. frühgeschichtl. Forschung Badens — 14.1938

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Krüger, Emil; Revellio, Paul: Ein einheimischer Bildstein von der Brigachquelle aus römischer Zeit
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https://doi.org/10.11588/diglit.42535#0074
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E. Krüger

von Massilia, das mit vorrömischen Steindenkmälern ausgestattet war, ist ein großer
Vogel vertreten. Er ist aus vielen Bruchstücken rekonstruiert und soll einer Ente
gleichen".
Der nächste Punkt, der erörtert werden muß, ist etwas schwieriger. Wenn hier
auch nicht das ganze Problem der durch isoliert gebildete Köpfe oder Büsten ver-
körperten Gottheiten aufgerollt werden kann, so bedürfen doch die drei Gottheiten-
Köpfe eines Wortes der Erläuterung. Wer durch unsere Museen römischer Alter-
tümer geht, oder wer etwa bei Esperandieu, Receuil des basreliefs die Götterdar-
stellungen studiert, wird beobachten, daß weitaus bei der Mehrzahl der Götter die
Köpfe verstümmelt oder ganz verloren sind. Die heidnischen Bildwerke sind in
christlicher Zeit auf diese Weise unwirksam gemacht und ihrer magischen Kraft
beraubt worden. Nur selten gelingt es, einzelne abgeschlagene Köpfe wiederzu-
finden. Demgegenüber steht nun die überraschende Tatsache, daß gerade an galli-
schen Quellheiligtümern besonders zahlreiche und wichtige Funde von Köpfen
gemacht worden sind. Zwei Beispiele seien dafür angeführt.
Auf der Grenze des Gebietes der Lingones und der Mandubii liegen die Seine-
Quellen, an denen das berühmte Heiligtum der 6ea Leguana gestanden hat, das
schon 1836 durch größere Grabungen untersucht worden ist 12. Ein Äberblick über die
sehr zahlreichen Skulpturen, die dort zutage getreten sind, ist höchst lehrreich. Neben
Wiedergaben von allerlei Körperteilen und Gliedmaßen, Händen, Armen, Füßen.
Beinen und Brüsten u. a. finden sich über 50 Köpfe. Eine Anzahl davon werden
von Statuen herrühren, aber sehr viele sind deutlich Büsten und Hermenköpfe.
Wie die Gliedmaßen als Dankvotive für Heilung einzelner Körperteile dargebracht
sind, mag auch für einen oder anderen der Köpfe das gleiche gelten. In der Mehr-
zahl aber wird man die Köpfe alspar8-pro-tOto-Darstellung des ganzen Menschen
aufzufassen haben. Diese Form der Wiedergabe ist also an Quellheiligtümern be-
liebt gewesen. Daß dieser eigenartige Brauch aber noch in die vorrömische Zeit der
gallischen Anabhängigkeit hinaufreicht, darf man aus dem zweiten Beispiel schlie-
ßen, den Quellheiligtumsfunden von Luxeuil im Sequanerland, vom Tempel des
Apollo Luxovius in den Vogesen". Auch hier sind eine ganze Anzahl von Köpfen
gefunden, aber diese Votive sind hier nicht aus Stein, sondern aus Holz. Es
müssen immer schon eine Menge glücklicher Amstände Zusammenwirken, um Reste
von Holz durch die Jahrtausende zu erhalten, und deshalb sind Holzreste so außer-
ordentlich selten. Jedes derartige Zeugnis hat also einen vieles andere übertref-
fenden Wert. Daß die Gallier zur Zeit ihrer Anterwerfung durch die Römer schon
selbstgefertigte Götterbilder besessen haben müssen, geht aus den sehr eigenartigen
Formen derjenigen Götterbilder hervor, die gerade aus der Frühzeit des römischen
Galliens stammen. Vor dem Eindringen der Römer werden diese eigenen Götter-
bilder vorwiegend in Holz gefertigt gewesen sein. Als davon erhaltene Beispiele
sind mir sonst nur bekannt eine aus dem Genfer See gefischte Holzstatue" und eine
Epona-Statue aus Samtes". Es ist also etwas ganz Seltenes, daß es in Luxeuil
Votivköpfe aus Holz gibt. Die Sitte aber, an heiligen Quellen Votive in Form
von Köpfen darzubringen, wird durch diese Holzexemplare schon für die Zeit der

" chsperauclieu, lZasreliels X 7615; zu dem Heiligtum vergl. I 131, IX 6713 und
X 7616. Dergl. 13. cie Llerin-Ricarä, le sauctuaire preromaln äe Rogue-xertuse. Ickar-
sei Iw 1927.
" Dergl. dXIII 1, 1 p. 437 Nr. 2858 ffdperanäleu, Lasreliels III Nr. 2403-2449.
" Lsperanäien VII Nr. 5347 und als Nachtrag X Nr. 7286.
" Stähelin- Die Schweiz in röm. Zeit 2 1931 S. 508 Abb. 145.
" Lsxeranäieu II Nr. 1716.
 
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