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Badische Fundberichte: amtl. Nachrichtenbl. für die ur- u. frühgeschichtl. Forschung Badens — 14.1938

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Krüger, Emil; Revellio, Paul: Ein einheimischer Bildstein von der Brigachquelle aus römischer Zeit
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https://doi.org/10.11588/diglit.42535#0075
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Ein einheimischer Bildstein von der Brigachquelle aus römischer Zeit

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gallischen Anabhängigkeit sicher bezeugte Aus dem neuen Relief von der Brigach-
quelle aber lernen wir, daß nicht nur für die Votive, sondern auch für die Dar-
stellung der Gottheiten selbst an den Quellheiligtümern die Form von Köpfen und
Büsten üblich gewesen ist. Das muh man zunächst als eine neue Tatsache hin-
nehmen, die nicht ohne Weiteres zu erklären ist.
Cs darf aber dabei darauf hingewiesen werden, daß diese Darstellungsform
vielleicht hervorgegangen oder wenigstens beeinflußt worden sein könnte durch die
keltische Münzprägung. Von den Griechen haben die Kelten verhältnismäßig früh-
zeitig die Prägung bildverzierter Münzen gelernt, allerdings bald die griechischen
Münzbilder sowohl formal nach ihrem eigenen Kunstgeschmack als inhaltlich nach
ihren religiösen Vorstellungen umgeformt und mit einem neuen, anderen Leben
erfüllt. Es waren aber fertige, in ganz bestimmter Weise ausgestaltete Gebilde,
die sie damals von dem überlegenen Griechentum übernahmen. Als Wiedergabe
von Gottheiten werden ihnen auf den Münzen künstlerisch vollendet gebildete Men-
schenköpfe überliefert. Diese eindruckvolle Tatsache kann sehr Wohl auf diese eigen-
artige Sitte, Götter nur durch den Kopf darzustellen, die wir hier durch das Brigach-
relief neu kennengelernt haben, von Einfluß gewesen sein. Erinnert werden muß
hierbei auch an Latenebildwerke mit Darstellungen menschlicher Köpfe wie den
Steinpfeiler von Pfalzfeld (Kr.St.Goar), den Kopf von Heidelbergs und den
Doppelkopf von Leichlingens Isoliert gebildete Köpfe waren also in der Spät-
latenezeit ganz üblich. Wenn auch das neue Relief sicherlich erst in römischer Zeit
gefertigt worden ist, so gehört doch die Erfindung von Form und Inhalt in die
vorrömische Zeit, und es ist anzunehmen, daß schon vor der römischen Okkupation
ein einheimisches Heiligtum an dieser Stelle bestanden hat, dessen Bildwerke, die
Köpfe sowohl wie die Tierbilder, in Holz ausgeführt waren. Auf jeden Fall sollte
man den Versuch nicht unterlassen, an dieser wichtigen Stelle durch eingehende
Grabungen nach den Resten eines Heiligtums der Latsnezeit zu suchen.
Die wiederholte Nennung der Donauquelle bei Ausonius - z. B. in dem einen
Bissula-Gedicht „eormciu nuscemm 6>88ulu Ououvii" — beweist, daß in spätrömi-
scher Zeit die Donauquelle eine bekannte Örtlichkeit ist. Aber nach allem, was wir
von keltischer Religivnsübung wissen, muß man an dem Arsprung der Donau, dieses
vielleicht bedeutendsten Stromes der Antike, ein keltisches Heiligtum mit Bestimmt-
heit erwarten. Wie oben in den Einleitung hervorgehoben ist, ist die Brigach der
stärkste der Wasserläufe, aus denen die Donau entsteht. So spricht doch alle Wahr-
scheinlichkeit dafür, daß man hier auf die erste Spur.einer schon im vorrömischen
Altertum bedeutungsvollen Kultstätte gestoßen ist. Wer sich diesen Gedankengän-
gen nicht verschließt, wird das im Hirzenhof gefundene Relief als ein für die
Heimatgeschichte ungewöhnlich wertvolles Zeugnis mit freudigem Dank begrüßen.
Zur Deutung.
Bon Paul Revellio, Villingen.
Wenn ich trotz Krügers Ausführungen meine Bedenken äußere, so tue ich es nur des-
halb- weil nach meiner Ansicht die Krüger'sche Deutung der beiden Köpfe in den Ecken
mit dem Bildbefund nicht zu vereinbaren ist. Ich glaube, die charakteristische Zeichnung

Bergt, ferner Oecbelatte, manuel II 3, S. 1537 Fig. 707; H. cka Lsrin-RIaarck
a. a. O. Tas. II; VI.
ii Bergt, dazu Germania V, I9II S. 14: Knorr, Steinfigur der Latenezeit; Germania
mania 16, 1932 S. 34: Behrens, Zu den Iuppitergigantensäulen.
ib Germania V, 1912 S. 9; Lehner- Hölzerne und verzierte Menhire.
 
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