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Badische Fundberichte: amtl. Nachrichtenbl. für die ur- u. frühgeschichtl. Forschung Badens — 15.1939

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Kraft, Georg: Nachträge zum Petersfels
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https://doi.org/10.11588/diglit.42536#0063
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Nachträge zum Petersfels

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reichste Magdalänienstelle, die bisher in Deutschland entdeckt wurde. Die Kunst-
werke schließen Speerspitzen und „Kommandostäbe" ein, die konventionelle Gra-
vierungen von Fischen und Ziermuster tragen, von denen einige sehr an Typen
erinnern, die in Frankreich mit Magdalenien 4 vergesellschaftet zu sein pflegen.
Ein „Kommandostab" mit fehr zarten naturalistischen Rengravierungen ist indessen
typisch Spät-Magdalenien und kann mit dem
berühmten grasenden Rentier aus der nicht weit
entfernten Station von Thayngen verglichen
werden, während ein langer, schmaler Anhän-
ger mit einer Reihe von sieben kleinen Pferde-
köpsen geschmückt ist, von denen jeder hinter
dem vorderen in einer für Magdalenien 5-6
charakteristischen Konvention hervorschaut. Ein
anderes typisch Spät-Magdalsnien-Objekt, das
beim Petersfels recht häufig ist, ist der Stab
mit einer Reihe von Löchern, obwohl die deut-
schen Stüue dm lies eingeschnittene dekorative
Amrandung der Löcher vermissen lassen, die auf
den französischen sich findet. Die Speerspitzen
sind meistens ziemlich gedrungen, mit doppelt
abgeschrägter Basis, und eine Anzahl von
ihnen sind aus beiden Seiten bis zur Spitze
gefurcht. Dies ist ein Typ, der als Kennzeichen
des mitteleuropäischen Magdalenien schon
wohlbekannt ist. Soweit kann die Peterssels-
kultur als ein schlicht provinzielles, aber voll-
kommen kennzeichnendes Magdalenien mit ge-
wissen Äberlebseln einer früheren Stufe be-
schrieben werden. Ein eigenartigeres Fundstück
erinnert uns, daß diese Stelle nahe an der
Grenze von Ost und West im Iungpaläolithi-
kum Europas liegt; vierzehn seltsam geformte
Anhänger aus Gagat müssen einst einen Teil
einer Halskette gebildet haben, und es kann kein
Zweifel sein, daß sie das letzte Stadium der
Stilisierung der steatopygen weiblichen Figür-
chen darstellen, die das obere Aurignaeien
kennzeichnen und die immer zahlreicher werden,
je weiter östlich in Europa wir gehen. Dieser
Fund ist bislang ohne Parallelen im Magda-
lenien, obwohl Peyrony auf gewisse Steingra-
vierungen der Spät-Magdalenien-Station von La Roche (Dordogne) aufmerksam
gemacht hat, die schwach an den Amriß der Petersfelssigürchen erinnern."
Köpfe von Wildpserden und andern Tieren und ebenso ganze Tiere finden
sich nicht selten aus Knochenstäben und -stäbchen dargestellt, aber in so loser Ord-
nung, daß kein Bezug zur Form des Trägers deutlich wird. Die Köpfe des vor-
liegenden Stückes sind dagegen so dicht gefügt, daß die ganze Fläche bedeckt ist.
Die fast parallelen, tief eingegrabenen, schrägen Stirnlinien setzen sich gegen die
mächtigen, der einen Kante folgenden Mähnen mit einer Rille ab. Kräftige Ker-
ben trennen etwa an der Stelle der Ohren die Mähnenreihe, ohne aber genau in
 
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