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Badische Fundberichte: amtl. Nachrichtenbl. für die ur- u. frühgeschichtl. Forschung Badens — 16.1940

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Nierhaus, Rolf: Zur Topographie des Münsterberges von Breisach
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https://doi.org/10.11588/diglit.42537#0113
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Zur Topographie des Münsterberges von Breisach

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Nicht zufällig war in den vorstehenden Zeilen bei der Erörterung der Gra-
bungsresultate vorwiegend von dem spütrömischen Kastell und der mittelalterlichen
Stadtgründung die Rede. Diese beiden Anlagen sind die entscheidenden Faktoren
gewesen, die die Oberfläche des Münsterbergs geformt haben, seitdem überhaupt
Menschen den Berg bewohnen. Für die mittelalterliche Stadtgründung leuchtet
diese Behauptung ohne weiteres ein. Doch darf über den allenthalben noch stehen-
den Äberresten der mittelalterlichen Stadt die nur noch unter der Erde faßbare
Wirkung der Schuttlagen des spütrömischen Kastells, die zahlreiche Anebenheiten
der alten Bergoberfläche ausplaniert haben, nicht übersehen werden. Wieviel die
Römer zur Planierung des Berges beigetragen haben, wird m. E. erst richtig deut-
lich werden, wenn es einmal gelingen wird, Tiefgrabungen auf dem Münsterplatz
zu veranstalten. Andeutungsweise zeigt ja schon die oben S. 109 erwähnte Schutt-
lage in der Tullagasse und südlichen Schloßplatzstraße, deren Südende bisher un-
bekannt ist, daß die Römer erheblich zur Gestaltung des heutigen Münsterplatzes
beigetragen haben. Wenn der moderne Besucher Breisachs die Höhe des Münster-
bergs als ein leicht gewelltes Plateau empfindet, so ist das neben den Auffüllungen
der Arnenfelder-und Hallstattleute (s. o. S. 104 f.) zu annähernd gleichen Teilen der
Arbeit der römischen Soldaten und der mittelalterlichen Bürger zu verdanken.
Was in der Neuzeit hinzukam, ist geringfügig; in erster Linie ist die Verstärkung
der Stützmauern längs der nördlichen Hälfte des Münsterbergs am Augustinerberg
und Schloßberg durch Bastionen des 17. und 18. Jahrhunderts zu nennen. Im übri-
gen liehen die Befestigungen jener Zeit die bürgerliche Siedlung auf dem Mün-
sterberg ziemlich unberührt. Das einschneidendste Ereignis der Neuzeit war endlich
die berüchtigte, militärisch unbegründete Zerstörung der mittelalterlichen Stadt
durch ein französisches Revolutionsheer am 15. bis 17. September 1793, durch die
eines der herrlichsten Städtebilder am Oberrhein für immer in Schutt und Asche
sank.
Der Historiker wird bedauern, daß sich aus den quellenarmen -Jahrhunderten
zwischen dem Ausgang der römischen Herrschaft und der Stadtgründung von 1185
keine archäologischen Reste mehr erhalten haben. Angesichts der gründlichen Zer-
störungen, die die Stadtgründung von 1185 den mächtigen Anlagen des spätrömi-
schen Kastells zugefügt hat, wird man von den voraussichtlich viel bescheideneren
Bauten des frühen Mittelalters noch geringere oder gar keine Spuren mehr er-
warten dürfen. Immerhin seien einige Gesichtspunkte, wo möglicherweise Reste
aus der Zeit vor 1185 zu erwarten sind, zum Schluß gegeben.
Im Iahre 939 liegt ein Heer des Herzogs Eberhard von Franken, der sich zu-
sammen mit Herzog Giselbert von Lothringen gegen Otto ö. Gr. empört hat, in
Breisach und wird von Otto belagert. Während die Belagerung noch andauert,
findet die Empörung durch den unverhofft plötzlichen Antergang der beiden Her-
zoge bei Andernach ein rasches Ende. Wie die Belagerung von Breisach ausgeht,
verrät von den zahlreichen Berichten über die Vorgänge des Iahres 939 nur einer,
die cominuario U.eFinom8 sei arm. 939 ()uo auäito (nämlich die Nachricht vom
Antergang der beiden Herzoge) 8ri8aaen8e8 camellani reziae äomioatiooi 8ub-
strmrur, er camellurn obwäione ak>8olvnrir. Von einer Eroberung der Festung
ist in diesem etwas verklausulierten Bericht (was bedeutet genau »mibärmtur« ?)
nicht die Rede. Da die Besatzung erst nach Erhalt der Nachricht vom Tode ihres
Herzogs der „königlichen Herrschaft unterworfen wird", scheint sie sich freiwillig
ergeben zu haben. In Breisach — gemeint kann nur der von Natur ungleich besser
20 tvlon. Oerm. lkisr. scripr. in U8UM sckol. eä. Kurze (1890) S. 161. — Bgl. zu den da-
maligen Borgängen H. Büttner, Geschichte des Elsaß I (Neue dtsche. Forsch., Abt. mittelalt.
Gesch. Bd. 8, 1939) 180 f.
 
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