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Badische Fundberichte: amtl. Nachrichtenbl. für die ur- u. frühgeschichtl. Forschung Badens — 16.1940

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Nierhaus, Rolf: Zur Topographie des Münsterberges von Breisach
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https://doi.org/10.11588/diglit.42537#0114

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R. Nierhaus

geschützte Münsterberg sein, zumal der Eckartsberg schon srüh unter diesem Namen
erscheint, während der Münsterberg noch aus lange hinaus „Breisacher Berg"
heißt — stand also im 12. Jahrhundert ein Kastell, das immerhin so stark war, daß
es der König mit seiner Heeresmacht nicht zu erobern vermochte. War das Kastell
der Aufständischen etwa das spätrömische Valentinians I., das im Mittelalter wei-
ter benutzt wurde? Mit dieser Möglichkeit ist durchaus zu rechnen. Daneben wäre
auch daran zu denken, daß aus dem heutigen Schloßberg, wo etwa um 1222 Herzog
Berthold V. von Zähringen eine Burg erbaute, schon damals eine Festung stand,
die räumlich kleiner gewesen wäre als das alte Römerkastell. Nach den sonstigen
Aussagen der Quellen zur Frühgeschichte Breisachs^ lassen sich für beide Lokali-
sierungen Wahrscheinlichkeitsgründe ansühren. An der Stelle des spätrömischen
Kastells haben sich Spuren einer Wiederbenutzung in ottonischer Zeit nicht gesundem
Ob aus dem Schloßberg, der außer der Burg Bertholds V., die des öfteren er-
weitert wurde, noch Befestigungen des 18. Jahrhunderts trug, sich Spuren eines
ottonischen Kastells finden lassen werden, müssen Grabungen lehren.
Ein weiterer, noch wichtigerer Ansatzpunkt für neue Grabungen ist der Mün-
sters) l atz. Das heutige Münster, das in seinen ältesten Teilen etwa aus die Zeit
nach 1186 zurückgeht3«, muh einen älteren Vorgänger gehabt haben. Denn dem
Bischof von Basel wird in einer zwar gefälschten, auf 1139 April 14 datierten
Papsturkunde, deren Inhalt aber in Ordnung ist und in den Iahren 1179—1183,
also noch vor der Stadtgründung Breisachs, abgefaßt wurde, die curtw cke Lrwockre
cum ecclema er tstia 8ua istomabr(Hochstetten) bestätigt". Die curtw (Fronhof)
lag so gut wie sicher nicht auf dem Münsterberg, da sie in der Gründungsurkunde
der Stadt vom Iahre 1185 gesondert für sich neben dem Münsterberg genannt
wird". Dagegen kann die Kirche durchaus unter der nachmaligen spätromanischen
Stadtkirche, dem heutigen Münster, gelegen haben". Auch die offenbar doch rich-
tige Äberlieserung der Translation der Gebeine der Mailändischen Märtyrer Ger-
vasius und Protasius nach Breisach, die durch Rainald von Dassel bald nach der
Zerstörung Mailands durch Barbarossa im Iahre 1162 erfolgt sein soll", setzt
eine Kirche in Breisach voraus, die am ehesten unter dem nachmaligen Münster zu
suchen ist, in dem die Gebeine noch heute aufbewahrt werden.
Die genaue Besprechung der schriftlichen Überlieferung muh für den in Anm. 19 an-
gekündigten Aufsatz aufgespart werden.
W. Noack, in: G. Dehio, Hdb. d. Deutsch. Kunstdenkmäler 4: Südwestdeutschland
(1926) 36, datiert den Beginn des Münsterbaus auf 1200. Nach einer freundlichst erteilten
mündlichen Auskunft möchte er jetzt den Baubeginn in die Zeit bald nach dem Beginn der
Wiederherstellung des Basler Münsters ansetzen, das 1486 durch einen Brand schwer
gelitten hatte.
30 Die älrkunde: 1 Mouülat, 4ckonumeM8 6e vbimoire cle banalen evecbe cle LZle I
(1852) S. 275, Nr. 182; Brackmann, Germania Pontificia ll, 2, S. 224, Nr. 13. — Den Zeit-
punkt der Fälschung s. bei H. Büttner, Ztschr. s. d. Gesch. d. Oberrheins N. F. 51, 1938, 450 ff.
" Trouillat a.a.O. I, S. 399, Nr. 260; Stumpf, Reichskanzler ll, Nr. 4575: . . .
meclietatem culNis lKx^ck» et meclietarem monN8 öl-x-^aw.
" Diese Möglichkeit erwägt schon Noack bei Dehio a.a.O. — Erwähnt sei, daß im
Februar 1934 beim Einbau der Dampfheizung in das Münster, der dem Maurermeister G.
Haury-Breisach übertragen worden war, nach der bestimmten Aussage Haurhs iin Iuni
1938 anläßlich der Grabung in der Nadbrunnenstraße, deren technische Ausführung Haurh
gleichfalls übernommen hatte, sich keinerlei Spuren eines älteren Bauwerks unter dem
heutigen Münsterboden fanden. Allerdings wurde der Boden beim Heizungseinbau nur
im Südarm des Querschiffes aufgerissen; da der Südarm unmittelbar über dein wteil-
abfall des Felsens liegt und die ältere Kirche zweifellos kleiner war als die spätromanische
Stadtkirche, kann die ältere Kirche zwar weiter nördlich, aber immer noch unter dem heu-
tigen Münster gelegen haben.
" Zu dieser äußerst schwierigen Frage vgl. meinen in Anm. 19 angekündigten Aufsatz.
 
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