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Badische Fundberichte: amtl. Nachrichtenbl. für die ur- u. frühgeschichtl. Forschung Badens — 18.1948/​1950

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Dauber, Albrecht: Zur Besiedlung im Karstgebiet nördlich Pforzheim
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https://doi.org/10.11588/diglit.42247#0132
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128

A. Dauber

Für die Verkarstung des Muschelkalkgebietes nördlich Pforzheim finden sich
in diesem selbst mannigfache Anzeichen. Die geologische Karte verzeichnet auf
dem Blatt Bauschlott allein über 200 Erdfälle. Sie verteilen sich auf einen
3—4 km breiten Streifen, der in fast süd-nördlicher Richtung über die Ge-
markungen Kieselbronn — Göbrichen — Eisingen — Bauschlott und Nußbaum
hinzieht, in dieser Erstreckung vielleicht eine tektonische Störungszone an-
deutend. Eine große Zahl weiterer Erdfälle ist dem Auge verborgen durch die
teilweise sehr mächtige Lößüberdeckung. Das gilt vor allem für die Gegend um
den Katharinenthaler Hof, südöstlich Eisingen, wo eine Lößmächtigkeit von
über 10 m erbohrt wurde, ohne daß der unterlagernde Muschelkalk angetrof-
fen worden wäre. Schon durch diese Lößmächtigkeit dokumentiert sich dieser
Teil der Hochfläche als ein weiträumiges Einbruchsfeld, das durch die so-
genannten „Fuchslöcher“ östlich des Katharinenthaler Hofs unterirdisch ent-
wässert wird 2). Zu den Karsterscheinungen gehört ferner die Bachschwinde öst-
lich Kieselbronn, die den bezeichnenden Namen „Schlupfgraben“ führt, ebenso
eine Reihe von kleinen Wassergerinnen, die nach kurzem Lauf spurlos ver-
schwinden.
Daß diese besonderen geographischen Verhältnisse die Besiedlung des Gebietes
nachhaltig beeinflussen und bestimmen, ist klar. Es lag deshalb nahe, dem
Gang der Besiedlung seit den frühesten Zeiten nachzuspüren und am Beispiel
eines eng begrenzten Raumes mit extrem gelagerten Lebensbedingungen zu
untersuchen, wie sich der Mensch mit den Naturgegebenheiten seiner engsten
Umgebung auseinandergesetzt hat. In gewissem Sinn bedeutet dies auch den
Versuch, großräumigen Darstellungen siedlungsgeschichtlicher Art eine solche
von kleinstem Raum gegenüber zu stellen und dieser Größenordnung gemäß
Gesichtspunkte mehr landesgeschichtlicher Art zur Geltung zu bringen, die bei
großräumigen Darstellungen im Einzelnen nicht mehr berücksichtigt werden
können.

2. Die Quellen zur Besiedlungsgeschichte
Der Gang der Besiedlung, dessen vorläufiges Endergebnis in der heutigen Ver-
teilung der Siedlungen vor uns liegt, ist wie das erdgeschichtliche Werden der
Siedlungslandschaft das Ergebnis einer oft kompliziert ablaufenden Entwick-
lung, deren Verlauf in großen Zügen sowohl, wie in Einzelheiten fast nur aus
den Niederschlägen abgelesen werden kann, die die einzelnen historischen Vor-
gänge hinterlassen haben. Die schriftliche Überlieferung gibt nur spärliches und
für die letzten Abschnitte der Entwicklung gültiges Material. Dieses bietet sich
vor allem in den Ortsnamen und ihren frühesten Nennungen (als terminus ante
quem für die Gründung) und in Nachrichten über die Aufgabe von Siedlungen
als Arbeitsmittel an. Für die frühgeschichtliche Zeit treten in Form der Reihen-
gräber und Gemarkungsgrenzen 3) die Bodenurkunden hinzu, die dann für die
eigentlich vorgeschichtlichen Zeiträume die einzigen verfügbaren Quellen dar-
stellen.

2) Brill, a. a. O. 53.
s) K. Schumacher, Die Dorfgemarkung als frühgeschichtliche Bodenurkunde (Ger-
mania 5, 1921, 2 ff.).
 
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