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Badische Fundberichte: amtl. Nachrichtenbl. für die ur- u. frühgeschichtl. Forschung Badens — 19.1951

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Gersbach, Egon: Das mittelbadische Mesolithikum
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https://doi.org/10.11588/diglit.43771#0023
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Das mittelbadische Mesolithikum

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Besiedlung gewisser Dünenzüge beweist; denn das Silexgerät dieser Stationen bildet rein
typologisch die unmittelbare Fortsetzung des heimischen Endmagdalenien, was hier
vorweg genommen sei.
Zu den frühesten mittelsteinzeitlichen Siedlungen rechnen wir die Fundplätze Baden-
Baden, Stadtteil Baden-Oos „Eichtung 2“ (Taf. 1 A, 1—42) und „Hüfenau“ (Taf. 1 B,
1—11 sowie Sinzheim „Satz“ (Taf. 2 A, 1—16). Sie bieten das Bild einer feingerätigen
Klingenkultur, deren Werkzeugformen eine saubere Technik und gute Typengliederung
unschwer erkennen lassen. Auf den ersten Blick fällt bei den genannten Stationen
ein besonders charakteristisches Gerät ins Auge: die Stielspitze, die jedoch immer nur in
bescheidener Zahl erscheint. Größe und Form variieren beträchtlich, und zwar nicht nur
in Bezug auf die Fundplätze untereinander, sondern auch innerhalb der einzelnen Sta-
tionen selbst. In der Regel ist der stiel- oder zungenartige Schaft von beiden Seiten oder
aber wechselseitig aus dem Blatt herausgearbeitet (Taf. 1 A, 5—6; B, 1; 2 A, 4), gelegent-
lich auch nur einseitig eingekerbt (Taf. 1 A, 4), meist knotenartig am Ende verdickt.
Als Spitze hat man das mehr oder weniger spitze Klingenende ohne besondere Zurich-
tung belassen (Taf. 1 A, 6; B, 1), das Blatt von der einen Seite her schräg zugeschärft
(Taf. 1 A, 4—5) und manchmal durch beidseitige Retusche in Spitzenform gebracht
(Taf. 2 A, 4).
Für unsere Gruppe ebenso kennzeichnend sind Zonhovenspitzen mit und ohne Basis-
retusche. Während auf dem Wohnplatz „Eichtung 2“ mehrere Abarten vertreten sind
(Taf. 1 A, 1—3), fehlen bisher diese eigenartigen Spitzen noch den beiden übrigen
Stationen, deren Fundmasse weit hinter jener des erstgenannten Fundortes ziurücksteht.
Ihr zahlreiches Auftreten an anderen Plätzen mit Stielspitzen sichert jedoch ihre Zu-
gehörigkeit zu dieser Gruppe.
Von der weiteren Begleitindustrie sind besonders die hervorragend gearbeiteten Feder-
messerchen mit gerader oder gebogener Seitenkante (Taf. 1 A, 8—14. 23; B, 2; 2 A, 1—2),
die Messerchen mit abgedrücktem Rücken (Taf. 1 A, 19—22. 24; B, 4; 2 A, 3) und steil
verstumpfte Rechteckklingen (Taf. 1 A, 17.26; B, 6) hervorzuheben. Ihnen sind die
Klingen mit gerader, schräger oder konkaver Endretusche (Taf. 1 A, 18.25; B, 5; 2A,
5—6) anzuschließen. Die Zahl der glatten prismatischen, langschmalen Klingen (Taf.
1A, 15—16; B, 7; 2A, 7—9), die kaum oder überhaupt nicht bearbeitet sind, ist beachtlich
und ebenso der Reichtum an mehr kurzschmalen und kurzbreiten Exemplaren (Taf. 1 B,
3. 8; 2 A, 16). Dreieckige oder mehr trapezförmige Messer „mit winkligem Rücken"
(Taf. 1 A, 30—31), die an den der Schneide gegenüberliegenden Kanten steil gedengelt
sind, treten verschiedentlich auf.
Dem Überwiegen der Klingen oder klingenartigen Geräte entspricht auch der hohe
Anteil an Klingensticheln meist mittelgroßer Form. Mittelstichel (Taf. 2 A, 11), Eck-
und Doppelstichel mit gerader, schräger oder bogenförmiger Endretusche (Taf. 1 A,
32—34), gelegentlich mit auf die Seitenbahnen übergreifender Bearbeitung, überwiegen
weitaus. Polyedrische Stichel (Taf. 1 A, 39; 2 A, 13) und Kernstichel mit bogenförmigem
Stichelschlag (Taf. 2 A, 12) treten hier etwas zurück, sind an anderen Plätzen jedoch
reichlich vertreten. Besonders kennzeichnend sind kombinierte Formen, die basale Krat-
zerkanten (Taf. 1 A, 36) oder fein aus dem Blatt geholte Bohrerspitzen (Taf. 1 A, 37)
Zeigen. Plattig rechteckige Doppeleckstichel mit konkaver Endretusche und seitlichen

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