Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Badische Fundberichte: amtl. Nachrichtenbl. für die ur- u. frühgeschichtl. Forschung Badens — 19.1951

DOI article:
Nesselhauf, Herbert: Die Besiedlung der Oberrheinlande in römischer Zeit
DOI Page / Citation link: 
https://doi.org/10.11588/diglit.43771#0091
Overview
loading ...
Facsimile
0.5
1 cm
facsimile
Scroll
OCR fulltext
Die Besiedlung der Oberrheinlande in römischer Zeit

85

rechtsrheinischen Verhältnisse enthielt. Daß das Land rechts des Oberrheins germanisch
sei, stand für ihn nicht nur fest, sondern er machte auch nicht den geringsten Versuch,
dies zu ändern. Erst einige Zeit später trat eine Änderung ein. Es handelt sich dabei um
einen Vorgang, der sich vermutlich über einen gewissen Zeitraum erstreckte, dessen
wesentliche Daten aber wohl in die augusteische Zeit fallen. Sei es mit Genehmigung
der römischen Regierung, sei es auf ihre Veranlassung, setzten die germanischen Stämme
der Triboker, Nemeter und Vangionen über den Rhein und siedelten sich im unteren
Elsaß und in der Pfalz im Gebiet der Mediomatriker und Treverer an. Aber auch
nach Osten wanderten Germanen aus Südwestdeutschland ab, angezogen von der Macht-
bildung Marobods in Böhmen. Von dem infolge dieses Bevölkerungsabflusses herrenlos
gewordenen Gebiet nahmen nach und nach aus Gallien einwandernde Siedler Besitz.
Die damit eingeleitete Rekeltisierung wurde schließlich entscheidend gefördert und
beschleunigt durch die römische Annektion, durch die ein großer Teil von Südwest-
deutschland vom freien Germanien endgültig getrennt, dem keltischen Raum angegliedert
und damit vollends der Keltisierung überantwortet wurde. Anderthalb Jahrhunderte
lang markierte nun der Limes die Grenze, bis zu der gallorömische Kultur und
Zivilisation reichten. Erst die alamannische Landnahme hat dann vollzogen, was drei
Jahrhunderte zuvor schon einmal eingeleitet, damals aber nicht zu Ende gekommen war:
die Germanisierung der Oberrheinlande.

Freiburg

Herbert Nesse lhauf
 
Annotationen