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Badische Fundberichte: amtl. Nachrichtenbl. für die ur- u. frühgeschichtl. Forschung Badens — 19.1951

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Hammel, Karl: Burgruine Lützelhardt bei Seelbach, Landkreis Lahr: Eine Beitrag zur Datierung mittelalterlicher Keramik
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https://doi.org/10.11588/diglit.43771#0095
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Burgruine Lützelhardt bei Seelbach, Ldkrs. Lahr

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eine Tropfleiste bildet, die im Profil als Dorn erscheint. Die Form hat etwas Hartes,
Grätiges; es ist der charakteristische, frühgotische Rand.
Profilformen:
Verbreiterung der Außenseite des Randes und Ausbildung des Dorns (Taf. 8,
B 1—12).
Rundstabähnliche Bildung des Dorns als Nachwirkung romanischen Formempfin-
dens (Taf. 8, B 21—25).
Bandartig verstärkter, außen anliegender Rand, der sich unten löst zur Bildung des
Dorns (Taf. 8, B 13—20).
Eine Reihe ausgeprägter frühgotischer Beispiele; die Außenseite ist manchmal flach
gekehlt, vereinzelt mit einer Rille versehen (Taf. 8, B 26—31).
Der erhöhte Rand mit etwas gegliederter Außenseite, der später eine mannigfaltige
Weiterbildung erfährt (Taf. 8, B 32—33).
Von den Formen der Gefäße, zu denen diese Randstücke gehören, können wir uns
durch das Vorhandensein einer Anzahl großer Rand-, Schulter- und Bodenstücke eine
ziemlich sichere Vorstellung machen.
b) Bodenstücke
Bodenstücke können näher bestimmt werden durch Vergleich mit älterem und
jüngerem Material. Es sind vom Lützelhardt Fußstücke erhalten, die, wie bei solchen
von Merdingen3), zu gedrungenen romanischen Gefäßen gehören und einen mehr flach
vom Boden nach außen geschwungenen aufsteigenden Fuß haben. Andere weisen
einen gestreckteren, steileren Fuß auf, der leicht nach innen geschwungen ist (Taf. 9,
15—18); letzterer tritt bei frühgotischen Töpfen häufig auf, während der Hals gegen-
über früheren jetzt durchweg gestreckter und höher ist. An Beispielen nach 1300
kommt das gotisch Gestreckte und Geschwungene bei Fuß und Hals völlig zum Durch-
bruch. Im Vergleich zum vorausgegargenen romanischen zwingt die große Menge des
frühgotischen Materials zur Annahme, daß die frühgotische Formensprache, die auf
Lützelhardt mit der Zerstörung endigt, in der damaligen Zeit der schnellen Formen-
änderung nicht länger als etwa 2—3 Jahrzehnte gedauert haben kann und der Beginn
mit der allgemeinen Übernahme gotischer Formen etwa in der Zeit um 1230 zu er-
blicken ist.
Spätromanisches Material
a) Randstücke
Zunächst werden hier solche Stücke betrachtet, die den gotischen unmittelbar voran-
gehen, wie die beiden Randstücke (Taf. 8, A 22—23) mit flacher Deckelkehle. In dem
stark ausladenden, plastisch empfundenen Randabschluß haben sie gemeinsame Merk-
male mit den meisten frühgotischen. Sie unterscheiden sich von diesen durch die rund-

3) Bad. Fundber. 18, 1948—1950, Taf. 32, 9.
 
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