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Badische Fundberichte: amtl. Nachrichtenbl. für die ur- u. frühgeschichtl. Forschung Badens — 21.1958

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Maier, Rudolf Albert: Neufunde aus der "Michelsberger" Höhensiedlung bei Munzingen, Ldkrs. Freiburg i. Br.
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https://doi.org/10.11588/diglit.43788#0032
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Rudolf Albert Maier

ähnlich (Taf. 11, 10) und meißelstichartige Eindrücke hinzu. Im Nördlinger Ries gibt es
Randkerbung in der Glockenbechersiedlung von Nähermemmingen (Nördlingen).115)
Im vorhergehenden Abschnitt waren wir auf kleine Rund- und Bandhenkelbruch-
stücke von Munzingen, Schönberg, Hagschutz und Ihringen-„Löhbücke“ eingegan-
gen. Ein wohl hier anzuschließendes Bruchstück eines Henkelgefäßes kam in derselben
Achenheimer Fundstelle zutage116), die schon eine „Bischoffinger“ Randleiste ähnlich
Riegel/Ihringen/Munzingen ergab. Achenheim hatte ferner durch „Kugelamphoren“-
Elemente an ein Riegeler Ziermuster erinnert. Ein ähnlicher Henkel liegt aus Mundols-
heim-Hausbergen vor.117) Hier werden die schon längst erkannten Beziehungen zwi-
schen Straßburger Raum und Breisgau wieder einmal besonders augenfällig. Ein Nach-
weis der fast durchweg frühbronzezeitlichen Stellung118) derartiger Henkelware dürfte
sich erübrigen.
Einen stark frühbronzezeitlichen Eindruck machen die beiden eiförmigen Gefäße
mit Standboden, abgesetzt ausladendem Hals und Knubbenrand aus den Munzinger
Gruben 3 und 23 (Taf. 5, 14; 17, 7; 28). Das kommt in der Photographie noch besser als
in der Profilzeichnung zum Ausdruck. Im Gegensatz zu den geläufigen Munzinger
Glockengefäßen ist hier der größte Leibungsdurchmesser stark nach oben gerückt (vgl.
auch Taf. 21,22; 22,2). Das brustförmig anmutende Knubbenpaar des einen Topfs
erinnert vage an Michelsberger und endneolithisch-frühbronzezeitliche Henkelgefäße
östlicher Prägung mit Knubbenstellungen auf der dem Henkel entgegengesetzten äuße-
ren Gefäßwand oder Halskehlung.119) Ein sehr spätes hügelgräberzeitliches Beispiel mit
rührend kleinen Brüstchen stammt aus der allernächsten Nachbarschaft Munzingens,
aus Hügel T der Ihringer Nekropole.120) Die sich in diesem räumlichen Zusammen-
treffen andeutende Tradition dürfte kaum zufälliger Art sein. Randliche Doppelknub-
ben auf anscheinend henkellosen Gefäßen gibt es mehrfach in der Schussenried-
Michelsberger Mischsiedlung Ehrenstein im Blau-/Donautal (Ulm).121)
115) Dehn u. Sangmeister, Ries Taf. 14, 48.
116) Schaeffer, Cahiers d’Arch. et d’Hist. d’Alsace 4, 1922—1926, 279 Taf. 21, L (vgl. auch das
Randprofil Taf. 21, E rechts).
117) Forrer, Anz. f. Elsass. Altkde. 1, 1909—1912, 255 Taf. 36, 4.
118) Wenn in jüngeren Cortaillodstationen wie Burgäschisee-Ost (Kt. Solothurn) englichtige
Bandhenkel vorkommen, kann darin eine von älterem Cortaillod bzw. ligurischem Mittel-
neolithikum herrührende Tradition erblickt werden (S. Pinösch, Jahrb. f. Solothurn. Gesch.
20, 1947, 64 f. u. Taf. 10, 5—8).
119) Vgl. Maier, Germania 35, 1957, 9 f. Die fraglichen Michelsberger Henkelkrüge können u. U.
chronologisch bedeutsam werden, wenn man deren Metallvorbilder aus den Fürstengräbern
von Alaca Höyük in Anatolien betrachtet, die mit Metallkannelierung und silbernen Krük-
kennadeln vergesellschaftet sind: R. O. Arik, Les fouilles d’Alaca Höyük entreprises par la
Soc. d’Hist. Turque 1935 (1937) Taf. 235 u. Farbabb. 13; H. Z. Kosay, Les fouilles d’Alaca
Höyük . . . 1937—1939 (1951) 161 u. Taf. 147 (vgl. dazu V. Milojcic, Germania 33, 1955,
240 ff.). — Verwandtes aus Troja: H. Schliemann, Ilios. Stadt u. Land d. Trojaner (1881) 258
u. Abb. 58 (Troja I); 618 u. Abb. 1183 (Troja IV). — Ähnlich „Michelsbergisches“ in der
Ägäis: F. Weege, Athen. Mitt. 36, 1911, 172 u. Abb. 10 — dazu der danach beschriebene
Krug mit drei Knubbenpaaren auf der Schulter; abgebildet bei W. Dörpfeld, Alt-Olympia
(1935) Beiheft Taf. 22, 10.
120) Kimmig, Fundschau 1940—1943, 273 u. Taf. 65, D 3.
121) O. Paret, Das Steinzeitdorf Ehrenstein b. Ulm (Donau) (1955) Taf. 20, 1; 24, a 2.
 
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