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Badische Fundberichte: amtl. Nachrichtenbl. für die ur- u. frühgeschichtl. Forschung Badens — 21.1958

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Sangmeister, Edward: Riesensteingrab und Menhir bei Degernau, Ldkrs. Waldshut
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https://doi.org/10.11588/diglit.43788#0086
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Edward Sangmeister, Josef Schneider

sichtlich eine horizontale Oberfläche angestrebt war, da man die Deckplatte 0,20 m tiefer
eingrub als die übrigen Platten. Hätte man die Platten ganz beseitigen wollen, wäre
unschwer ein etwas tieferes Loch für alle möglich gewesen. Es ist also daran zu denken,
daß hier neben dem Weg eine befestigte Plattform angelegt wurde, die gerade auf dem
Sattel zwischen zwei Höhen durchaus sinnvoll war.
Halten wir an einer solchen Erklärung fest, dann ist nicht unbedingt zu schließen, daß
die Steine an der Stelle liegen, wo das Grab gestanden hat. Sie können vielmehr aus
einer, wenn auch nicht allzu großen, Entfernung herbeigeschafft worden sein. Das würde
zugleich das Fehlen von Funden erklären, das sonst beim Vorhandensein so zahlreicher
Grabreste völlig unverständlich wäre; fanden sich doch selbst bei Nachgrabungen am
Heidenstein von Schwörstadt, Ortsteil Niederschwörstadt, noch zahlreiche Reste; und
das gleiche gilt etwa auch von den hessisch-westfälischen Steinkisten, bei denen, z. B. im
Falle Calden, fast sämtliche Steine fehlten, aber noch reicher Fundstoff vorhanden war.8)
Das rückt die oben erwähnte Fundstelle von 1936, die sich nur knapp 30 m westlich der
Fundstelle der Grabreste befand, in ein neues Licht. Sie liegt leicht erhöht an einem nach
Süden geneigten Hang, so daß man von dorther ohne Schwierigkeiten die Steine hätte
herunterschaffen können. Die dort angetroffenen Scherben und Knochenstücke lagen in
einzelnen „Nestern“ scheinbar zusammenhanglos auf engem Raum verteilt. Nach ihrer
Zusammensetzung (Horgen-Frühbronzezeit) könnten es gut Funde aus dem Grab ge-
wesen sein; doch ist in dem Falle bemerkenswert, daß sich — trotz guter Erhaltungs-
bedingungen für Knochen — keinerlei menschliche Skelettreste — bisher — gefunden
haben. Jedenfalls, auch wenn wir nicht annehmen wollen, daß diese Fundstelle die
ehemalige Grabstelle bezeichnet, sollte ein Zusammenhang zwischen beiden Funden
bestanden haben, da nicht einzusehen ist, daß zwei Erscheinungen, die unserer ganzen
Kenntnis nach in engstem zeitlichem Kontakt standen, nicht auch kulturell verbunden
sein sollten. Wir halten es daher für angebracht, die Fundstücke hier mit abzubilden
und — wenigstens katalogartig — aufzuführen:
Katalog der Funde der Fundstelle von 1936:
Horgener Keramik (Inv. Nr. Wa 376)
1. Großes Randstück von etwa eiförmigem Topf, Rand nach Absatz schlicht gerundet. Innenseite
rauh, außen Glattstrich. Ton gelbgrau-braun, sehr grob gemagert mit weißen und ziegelfarbigen
Brocken von bis zu 1,00 cm Dm. (Taf. 30, 23). — 2. Randstück, ähnlich dem vorigen, aber mit
Kehle unter dem Rand. Ton gelblich-graubraun, Magerung mit Quarz und Glimmer, Korn-
größen bis 4 mm (Taf. 30, 16). — 3. Randstück, ähnlich den vorigen, Absatz fast rillenförmig.
Ton bräunlich, weißes fein gestoßenes Magerungsmaterial mit einzelnen groben Brocken (bis
8 mm) (Taf. 30, 20). — 4. Randstück, Halskehle, am Knick abgebrochen. Ton gelblich, Innenseite
ziegelrot. Magerung durch Quarz, Glimmer und ziegelfarbige Brocken bis 4 mm. Glättung durch
Überfang, der nur die groben Magerungsstüdke an der Oberfläche erkennen läßt (Taf. 30, 18). —
5. Randstück mit Halskehle, bräunlich, grob gemagert (bis 3 mm), Überfang (Taf. 30, 17). —
6. Randstück, Rand geschweift, ohne Kehle. Graubraun, weißliche grobe Magerung bis 5 mm
(Taf. 30, 19). — 7. Randstück mit leichter Kehle, bräunlich, feiner gemagert. — 8. Bodenstück
von Flachboden. Ziegelrot, Bruch grauschwarz. Weißes und ziegelfarbenes Magerungsmaterial bis
7 mm (Taf. 30, 22). — 9. Zahlreiche Wand- und Bodenstücke zu den genannten Randstücken und
anderen Gefäßen, z. gr. T. sehr grob gemagert. Wandstärken von 1,00 bis 2,50 cm.

’) O. Uenze, Steinzeitliche Grabungen und Funde, 1951, 22 ff.
 
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