Die urnenfelderzeitl. Besiedlung der ehern. Rheininsel vonSäckingen und ihrer Umgebung
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Ähnlich verhält es sich mit den Befunden der bisher allerdings weniger zahlreichen
Siedlungsspuren jenseits der Insel. Auch hier sind Aufschlüsse des Kulturstratums in
wechselnder Tiefe, zumeist aber verhältnismäßig flach unter der heutigen Oberfläche
anzutreffen. Nur einmal wurde eine Lagerung im Rheinsand erwähnt.06)
Die Deutung dieser im Vergleich miteinander sehr unterschiedlichen Beobachtungen
wird dadurch sehr erschwert. Vermutlich scheint die Situation zur Urnenfelderzeit
folgendermaßen gewesen zu sein: auf der flachen, aber nicht ebenen Rheininsel, deren
Gelände wahrscheinlich zum Rhein hin abgefallen ist, scheinen die Urnenfelderleute
ihre Siedlung bis hart an das Ufer vorgeschoben zu haben. Die Gründe dazu rühren
wohl von ihrer Lebensweise her, wie wir noch sehen werden. Durch Hochwasser des
Rheins (Schneeschmelze, starke Regenfälle) kam es auf der — damals ja nicht wie später
gegen den Strom durch eine Mauer geschützten — Rheininsel wohl zu mehr oder weni-
ger großen partiellen Überschwemmungen, deren Folge die Rheinsandablagerungen
waren.66 67) Dadurch wurden die dem Fluß am nächsten gelegenen Wohnstellen zuerst und
am stärksten betroffen. Es wäre daher schon denkbar, daß sich ihre Bewohner lediglich
nach der Inselmitte zurückgezogen und dort wieder angesiedelt hätten — vielleicht sogar
auf der nach dem Inselinnern zu auskeilenden Schwemmsandschicht. Durch gewisse, von
verschiedenen Ursachen herrührende Höhenunterschiede auf der damaligen Oberfläche
wäre möglicherweise auch die unterschiedliche Tiefe der Kulturschicht zu erklären.
Wahrscheinlich handelt es sich um (wohl mehrmalige) Teilüberschwemmungen der Insel,
die die Befunde so voneinander differieren lassen.
Zu den Wohnspuren außerhalb der Insel kann gesagt werden, daß auf zwei Siedlungs-
straten wie auf Schwemmschichten bis jetzt noch nicht hingewiesen wurde. Bloß einmal
wird auf eine urnenfelderzeitliche Kulturschicht im „Rheinsand“ aufmerksam ge-
macht.68)
Wahrscheinlich haben beide Teile der Urnenfeldersiedlung — auf und außerhalb der
Rheininsel — zu gleicher Zeit bestanden. Theoretisch ist aber auch die Möglichkeit zu
erwägen, daß das vielleicht vor dem Hochwasser etwas sicherere Gelände jenseits der
Insel von denjenigen Urnenfelderleuten aufgesucht wurde, die am Rheinufer direkt
durch die Überschwemmungen gefährdet waren.
Eine zeitliche Unterbrechung innerhalb der Siedlungsperiode hat allem Anschein nach
nicht stattgefunden. Das geht vor allem auch aus dem bisher geborgenen und datier-
baren Fundmaterial hervor. Wie wir glauben nachweisen zu können, handelt es sich
um eine Siedlung, deren Beginn in die ältere Urnenfelderzeit fällt. Ihre Blüte erreichte
sie wohl zu Anfang der jüngeren Urnenfelderstufe, in die dem Anschein nach auch ihr
Ende gehört. Vielleicht dauerte sie noch fast bis an den zweiten Hallstatt B-Abschnitt.
Durch die gleichzeitige Besiedlung des Geländes außerhalb der Rheininsel dürfte eine
sog. Schutz- oder Zufluchtsstätte (auf der Insel) im Sinn der Höhensiedlungen aus-
66) Säckingen - Am Bahnhof/Soleleitung (1954); vgl. Katalog Nr. II, 2.
67) Nach frdl. mdl. Mitteilung von Herrn Dipl.-Geol. M. Lutz (1957) kann die Ablagerung einer
solchen Rheinsandschicht das Ergebnis einer einzigen Überflutung sein.
®8) Vgl. Anm. 66.
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Ähnlich verhält es sich mit den Befunden der bisher allerdings weniger zahlreichen
Siedlungsspuren jenseits der Insel. Auch hier sind Aufschlüsse des Kulturstratums in
wechselnder Tiefe, zumeist aber verhältnismäßig flach unter der heutigen Oberfläche
anzutreffen. Nur einmal wurde eine Lagerung im Rheinsand erwähnt.06)
Die Deutung dieser im Vergleich miteinander sehr unterschiedlichen Beobachtungen
wird dadurch sehr erschwert. Vermutlich scheint die Situation zur Urnenfelderzeit
folgendermaßen gewesen zu sein: auf der flachen, aber nicht ebenen Rheininsel, deren
Gelände wahrscheinlich zum Rhein hin abgefallen ist, scheinen die Urnenfelderleute
ihre Siedlung bis hart an das Ufer vorgeschoben zu haben. Die Gründe dazu rühren
wohl von ihrer Lebensweise her, wie wir noch sehen werden. Durch Hochwasser des
Rheins (Schneeschmelze, starke Regenfälle) kam es auf der — damals ja nicht wie später
gegen den Strom durch eine Mauer geschützten — Rheininsel wohl zu mehr oder weni-
ger großen partiellen Überschwemmungen, deren Folge die Rheinsandablagerungen
waren.66 67) Dadurch wurden die dem Fluß am nächsten gelegenen Wohnstellen zuerst und
am stärksten betroffen. Es wäre daher schon denkbar, daß sich ihre Bewohner lediglich
nach der Inselmitte zurückgezogen und dort wieder angesiedelt hätten — vielleicht sogar
auf der nach dem Inselinnern zu auskeilenden Schwemmsandschicht. Durch gewisse, von
verschiedenen Ursachen herrührende Höhenunterschiede auf der damaligen Oberfläche
wäre möglicherweise auch die unterschiedliche Tiefe der Kulturschicht zu erklären.
Wahrscheinlich handelt es sich um (wohl mehrmalige) Teilüberschwemmungen der Insel,
die die Befunde so voneinander differieren lassen.
Zu den Wohnspuren außerhalb der Insel kann gesagt werden, daß auf zwei Siedlungs-
straten wie auf Schwemmschichten bis jetzt noch nicht hingewiesen wurde. Bloß einmal
wird auf eine urnenfelderzeitliche Kulturschicht im „Rheinsand“ aufmerksam ge-
macht.68)
Wahrscheinlich haben beide Teile der Urnenfeldersiedlung — auf und außerhalb der
Rheininsel — zu gleicher Zeit bestanden. Theoretisch ist aber auch die Möglichkeit zu
erwägen, daß das vielleicht vor dem Hochwasser etwas sicherere Gelände jenseits der
Insel von denjenigen Urnenfelderleuten aufgesucht wurde, die am Rheinufer direkt
durch die Überschwemmungen gefährdet waren.
Eine zeitliche Unterbrechung innerhalb der Siedlungsperiode hat allem Anschein nach
nicht stattgefunden. Das geht vor allem auch aus dem bisher geborgenen und datier-
baren Fundmaterial hervor. Wie wir glauben nachweisen zu können, handelt es sich
um eine Siedlung, deren Beginn in die ältere Urnenfelderzeit fällt. Ihre Blüte erreichte
sie wohl zu Anfang der jüngeren Urnenfelderstufe, in die dem Anschein nach auch ihr
Ende gehört. Vielleicht dauerte sie noch fast bis an den zweiten Hallstatt B-Abschnitt.
Durch die gleichzeitige Besiedlung des Geländes außerhalb der Rheininsel dürfte eine
sog. Schutz- oder Zufluchtsstätte (auf der Insel) im Sinn der Höhensiedlungen aus-
66) Säckingen - Am Bahnhof/Soleleitung (1954); vgl. Katalog Nr. II, 2.
67) Nach frdl. mdl. Mitteilung von Herrn Dipl.-Geol. M. Lutz (1957) kann die Ablagerung einer
solchen Rheinsandschicht das Ergebnis einer einzigen Überflutung sein.
®8) Vgl. Anm. 66.