Neufunde aus der „Michelsberger“ Höhensiedlung bei Munzingen, Ldkrs. Freiburg i.Br.
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grab (Taf. 26)201) und ein dem Riegeler Stück sehr nahestehender „Michelsberger“ Band-
henkelkrug aus der nun schon bekannten Bodmaner Ufersiedlung (Taf. 27).202) In dem
Riegeler Grab gibt es außerdem eine ausgefallene steilwandige Tassenform mit Aunje-
titzer Entsprechung.203)
Möglichkeiten der Deutung und historischer Kombination gäbe es vielleicht schon. Wir
begnügen uns vorerst am Vorlegen des Materials und an den großen Linien, die sich aus
dem Gewirr der Beziehungen immer wieder herausschälen und besonders nach Süd-
osten, genauer Böhmen/Mähren und dem mittleren Donauraum weisen. Wahrscheinlich
haben dabei Klima- und Bodengunst des Bodensee- und Oberrheingebiets eine nicht zu
unterschätzende Rolle gespielt. Kaiserstuhl-Landschaft und Kaiserstuhl-Funde zeigen
das deutlich genug. Freilich liegen Anfang und Ende der Munzinger Siedlung und
„Munzinger Fazies“ im Dunkeln. Es ist jedoch ein Gewinn, wenn nun am südlichen
Oberrhein ein zweifellos befestigter Platz (Munzingen) und zwei oder drei weitere
Höhensiedlungen (also Hagschutz, Herbolzheim, vielleicht Schönberg) den Höhen-
siedlungen, Höhlen oder sonstwie geschützten Orten der nordalpinen Zone anzuschlie-
ßen sind, die besonders um die Wende zur Hügelgräberzeit (Reinecke A2/B 1) auf gesucht
werden. Aber wenn schon in dem durch Keramik- und Bronzefunde gut erschlossenen
„Straubing-Gaimersheimer“ Bereich die hügelgräberzeitliche Abgrenzung nicht leicht
fällt und eine kontinuierliche Weiterentwicklung naheliegt, dann sind entsprechende
Vorgänge im Breisgau naturgemäß weit schwerer zu fassen. Um indessen keine falsche
Vorstellung aufkommen zu lassen, sei noch einmal auf den hügelgräberzeitlichen Be-
legungsbeginn der großen Hügelnekropole von Ihringen-„Löhbücke“ verwiesen. Auch
auf den vielgenannten Gemarkungen Bischoffingen und Herbolzheim ist genauso wie in
dem an Munzingen grenzenden Tiengen der hügelgräberzeitliche Anschluß gesichert. —
Von Bedeutung sind schließlich die Analogien zwischen Munzinger Fazies und Mayener
bzw. Beusterburg-Fazies. Soweit es die allenthalben gleich spröden Funde und Befunde
dieser offenbar viehzuchtgebundenen Gruppen erkennen lassen, handelt es sich über-
einstimmend um älterbronzezeitliche, auf „Michelsberg“ fußende Erscheinungen.
Das soeben gezogene Fazit mußte vage gehalten werden. Es wird aber dank der unten
nach naturwissenschaftlichen Methoden untersuchten „Nebenfunde“ vom Munzinger
Berg wesentlich gestützt, gefestigt und bereichert. Darin liegt ein nicht zu unter-
schätzender Ertrag.
201) Kraft, Glockenbecher 131 u. Taf. 43, C 2; 45, 4. 5. Vgl. dazu Kimmig, Wahle-Festschr. 145 f.;
ferner Munro, Stations lacustres Taf. 26, 6; Sprockhoff, Megalithkultur Taf. 53, 2; Sang-
meister, Becherkulturen 14 u. Taf. 2, 4 und schließlich unsere Anm. 129.
202) Man beachte den subtil zurechtgestrichenen oberen Konus des 14 cm hohen Krugs. Boden
leicht eingedellt. RM. Konstanz. — Ein verwandtes, angeblich in Dautenheim (Alzey) gefun-
denes Stück sicher ungarländischer Provenienz ist nach frdl. Mitt. v. Herrn Direktor Hundt
wohl unterschoben; vgl. G. Behrens, Bodenurk. aus Rheinhessen 1, Die vorröm. Zeit (1927)
33 Nr. 118, 6 (der ganze Komplex aus dem Alzeyer Kunsthandel).
203) Kraft, Glockenbecher 135 u. Taf. 43, C 1; 45, 3. — A. Rzehak, Mitt. d. Anthr. Ges. Wien 9,
1880, 211 u. Taf. 2, 4.
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grab (Taf. 26)201) und ein dem Riegeler Stück sehr nahestehender „Michelsberger“ Band-
henkelkrug aus der nun schon bekannten Bodmaner Ufersiedlung (Taf. 27).202) In dem
Riegeler Grab gibt es außerdem eine ausgefallene steilwandige Tassenform mit Aunje-
titzer Entsprechung.203)
Möglichkeiten der Deutung und historischer Kombination gäbe es vielleicht schon. Wir
begnügen uns vorerst am Vorlegen des Materials und an den großen Linien, die sich aus
dem Gewirr der Beziehungen immer wieder herausschälen und besonders nach Süd-
osten, genauer Böhmen/Mähren und dem mittleren Donauraum weisen. Wahrscheinlich
haben dabei Klima- und Bodengunst des Bodensee- und Oberrheingebiets eine nicht zu
unterschätzende Rolle gespielt. Kaiserstuhl-Landschaft und Kaiserstuhl-Funde zeigen
das deutlich genug. Freilich liegen Anfang und Ende der Munzinger Siedlung und
„Munzinger Fazies“ im Dunkeln. Es ist jedoch ein Gewinn, wenn nun am südlichen
Oberrhein ein zweifellos befestigter Platz (Munzingen) und zwei oder drei weitere
Höhensiedlungen (also Hagschutz, Herbolzheim, vielleicht Schönberg) den Höhen-
siedlungen, Höhlen oder sonstwie geschützten Orten der nordalpinen Zone anzuschlie-
ßen sind, die besonders um die Wende zur Hügelgräberzeit (Reinecke A2/B 1) auf gesucht
werden. Aber wenn schon in dem durch Keramik- und Bronzefunde gut erschlossenen
„Straubing-Gaimersheimer“ Bereich die hügelgräberzeitliche Abgrenzung nicht leicht
fällt und eine kontinuierliche Weiterentwicklung naheliegt, dann sind entsprechende
Vorgänge im Breisgau naturgemäß weit schwerer zu fassen. Um indessen keine falsche
Vorstellung aufkommen zu lassen, sei noch einmal auf den hügelgräberzeitlichen Be-
legungsbeginn der großen Hügelnekropole von Ihringen-„Löhbücke“ verwiesen. Auch
auf den vielgenannten Gemarkungen Bischoffingen und Herbolzheim ist genauso wie in
dem an Munzingen grenzenden Tiengen der hügelgräberzeitliche Anschluß gesichert. —
Von Bedeutung sind schließlich die Analogien zwischen Munzinger Fazies und Mayener
bzw. Beusterburg-Fazies. Soweit es die allenthalben gleich spröden Funde und Befunde
dieser offenbar viehzuchtgebundenen Gruppen erkennen lassen, handelt es sich über-
einstimmend um älterbronzezeitliche, auf „Michelsberg“ fußende Erscheinungen.
Das soeben gezogene Fazit mußte vage gehalten werden. Es wird aber dank der unten
nach naturwissenschaftlichen Methoden untersuchten „Nebenfunde“ vom Munzinger
Berg wesentlich gestützt, gefestigt und bereichert. Darin liegt ein nicht zu unter-
schätzender Ertrag.
201) Kraft, Glockenbecher 131 u. Taf. 43, C 2; 45, 4. 5. Vgl. dazu Kimmig, Wahle-Festschr. 145 f.;
ferner Munro, Stations lacustres Taf. 26, 6; Sprockhoff, Megalithkultur Taf. 53, 2; Sang-
meister, Becherkulturen 14 u. Taf. 2, 4 und schließlich unsere Anm. 129.
202) Man beachte den subtil zurechtgestrichenen oberen Konus des 14 cm hohen Krugs. Boden
leicht eingedellt. RM. Konstanz. — Ein verwandtes, angeblich in Dautenheim (Alzey) gefun-
denes Stück sicher ungarländischer Provenienz ist nach frdl. Mitt. v. Herrn Direktor Hundt
wohl unterschoben; vgl. G. Behrens, Bodenurk. aus Rheinhessen 1, Die vorröm. Zeit (1927)
33 Nr. 118, 6 (der ganze Komplex aus dem Alzeyer Kunsthandel).
203) Kraft, Glockenbecher 135 u. Taf. 43, C 1; 45, 3. — A. Rzehak, Mitt. d. Anthr. Ges. Wien 9,
1880, 211 u. Taf. 2, 4.