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Badische Fundberichte: amtl. Nachrichtenbl. für die ur- u. frühgeschichtl. Forschung Badens — 23.1967

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Eckerle, August: Walter Schmalz 1965 †
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https://doi.org/10.11588/diglit.44899#0281
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Walter Schmalz 1965 f
Am 15. Mai 1965 ging der erste Restaurator
des Staatlichen Amtes für Ur- und Frühge-
schichte Freiburg für immer von uns. Ein
Herzschlag hatte sein Leben nicht nur für
seine Familie, sondern auch für uns allzufrüh
beendet.
Neben dem erlernten Beruf eines Friseurs war
er seit früher Jugend aus Neigung und Be-
gabung Bastler. So erwarb er sich im Lauf der
Jahre vielseitige handwerkliche Kenntnisse,
die es ihm ermöglichten, mit den verschieden-
sten Werkstoffen umgehen zu lernen.
Sauberkeit und Sorgfalt waren die wichtigsten Kennzeichen all seiner Arbeiten.
Mit unbeugsamem Willen überwand er Schwierigkeiten, die sich beim Umgang
mit dem Material ergaben. Neben seiner praktischen Geschicklichkeit war er
unentwegt bemüht, sich auch theoretische Kenntnisse durch Selbststudium und
Kurse zu erwerben.
Mit diesen Voraussetzungen kam Walter Schmalz 1952 zu den Städtischen
Sammlungen und wurde uns als Aufseher des Museums für Urgeschichte und
zu sonstiger Arbeitsleistung zugeteilt.
Aus der „sonstigen Arbeitsleistung“ wurde schon sehr bald eine planvolle
Arbeit. Der ständig wachsende Fundanfall zwang zur Aufarbeitung. In ganz
kurzer Zeit verstand es Walter Schmalz, aus der Fülle des Scherbenmaterials
Gefäßen ihre ursprüngliche Form wiederzugeben. Einen erheblichen Teil an
Werkzeugen und Hilfsmitteln schuf er sich selbst.
Nachdem er sich in der Präparation der Keramik sicher fühlte, wagte er sich
an die Eisenkonservierung, die er jahrelang nach der mühsamen galvanischen
Methode durchführte, bis es möglich war, die Arbeitsmethoden durch Einbau
einer elektrolytischen Reduktionsanlage zu verbessern.
In Lehrgängen und Kursen in Spezialwerkstätten lernte Walter Schmalz auch
die Verwendung verschiedener Kunststoffe in der Konservierung des Fund-
materials und in Nachbildungen und Abformungen kennen.
Groß ist die Zahl der Fundstücke, die in den geschickten Händen von Walter
Schmalz wieder ihre ursprüngliche Form erhielt. Nicht nur in den prähisto-
rischen Abteilungen der Bezirksmuseen Südbadens, sondern auch im Ausland
stehen die Zeugnisse seines Könnens, seines Fleißes und seiner Geduld.
1964 gelang es, eine Restauratorenstelle zu schaffen und Walter Schmalz in den
Landesdienst zu übernehmen. Damit hatte er ein Ziel erreicht, zu dem ihn
Veranlagung und Liebe zur Arbeit geführt hatten.
Doch nicht lange sollte er sich seines Erfolges erfreuen dürfen. Kurz vor seinem
49. Geburtstag wurde er für uns alle unerwartet aus unserer Mitte gerissen.
Wir verloren in ihm nicht nur einen wertvollen und treuen Mitarbeiter, son-
dern auch einen bescheidenen und stets hilfsbereiten Menschen. Er wird bei uns
unvergessen bleiben. A. Eckerle


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