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Pa-ijches Gewerbeblatt.

Beilage zum Mannheimer Morgenblatt 80. 152.

No. 10. Mannheim, L 8. Juni 1848.

Da« „«»bische Gewerbeblatt" erscheint wöchentlich einmal. — Geeignete Beitrage, welche an die Redaktion des Morgendlattes t»
Mannheim zu richten sind, werden von Jedermann mit Dank ausgenommen. — Bestellungen auf da« „Mannheimer Morgenblatt" nehme»
alle Vostanstalteu Deutschland« an. Preis da« halbe Jahr - vom , Januar bis so. Juni - in ganz Baden mit Inbegriff der Post.
Gebühre» st. 2. qs kr. — In Würtemberg, Baiern, Hessen, Sachsen, Preußen, Schweiz, Frankreich re. etwa st. 3. 20 kr.

Fangt beim Kleinen an.
Man belse dem Gewerbstande auf durch
prompte Zahlung seiner Arbeitsrechnungen, ver-
kümmere und erschwere die Hvnvurung der Aerzte
und Advokaten nicht, damit nicht aller Verdienst
nur in die Bücher, selten aber etwas davon in
den Beutel komme; man fördere das Wohl der
Zünfte und Corporalionen durch Aushebung der
nur auf Vermehrung des SraatSeiukommenS be-
rechneten Concessionen und Patente und durch
Beschränkung der Licentiate; man gehe gerade
durch, gebe jeder Innung in den Marken des
ganzen Deutschlands wörtlich übereinstimmende
Gesetze — Innungeanikel, — da nur eine sol-
che Gesetzeeeinbeit zu einer wahren und auf keine
Abwege und rumulkuarische Störungen hinauS-
leitenden Concuirenz ihre wohlihuende Richtung
nehmen kann; man sehe darauf, daß Keiner,
welcher sich nicht als tüchtig in seinem Beruss-
geschäfle auSzuweisen vermag, zum Meifierrechte
und zur selbstständigen Ausübung seines Berufs
zugelassen werbe, und beschränke jede Zunft auf
eine gewisse» dem Bedürfnisse eines jeden Orts
angemessene Zahl von Zunflgenvffen rc. Man
lhve noch mehr, man bilde in allen deutschen
Städten, Flecken und Dörfern Vereine, deren
Mitglieder sich gegenseitig verpflichten, keine Fa-
dricate des Auslandes an Tuchen, Zeugen und
bergt. zu kaufen und zu verwenden, sondern, so
weit es immer thunlich ist, alle diese und an-
dere Bedürfnisse lediglich innerhalb der Marken
Deutschlands zu beziehen. Der französische Plun-
der an Putzgegenständen aller Art (um davon
nur Ein Beispiel anzuführen) kostet Deutschland
jährlich über mehrere Millionen, die somit für
die deutschen Gewerbe und Fabriken rein und
für alle Zeit verloren gehen, nicht zu gedenken,
dass die stets mehr und mehr überhand nehmende
Putzsucht den Wohlstand Tausender von deut-
schen Familien zu Grunde richtet und die De-
moralisation befördert. Eine Ehrensache für je-

den Deutschen sollte eö darum sein, diese Ekel
erregende Pedanterei von sich zu werfen; denn
der Luxus, der der Verweichlichung und dem
Verderben eines Volkes nach allen historischen
Erfahrungen stets die Bahn bricht, kann sicher
dem Deutschen nicht anstehen, der die Rechte
und einfachen Sitten seiner biedern Vorfahren
in der jetzigen Zeit der Wiedergeburt wieder er?
obern will.

Sei-enbsn.
Zu keiner Zeit bat man wohl mehr Ursache
gehabt, auf neue Erwerbsquellen zu sinnen, als
gerade in der jetzigen. In der festen Überzeu-
gung, daß eS nicht leicht eine Beschäftigung ge-
ben dürfte, welche die darauf verwendete Mühe
und die geringen Kosten reichlicher lohnt, als
die Seidenraupenzucht, hat sich im Laufe deS vo-
rigen JahreS im Großherzogtbum H ssen ein
Verein zur Förderung deS Seidenbaues gebildet,
welcher bereits über 100 Mitglieder zählt. Der
Vorstand hat seine Wirksamkeit in diesem Jahre
dadurch begonnen, daß ec nicht nur eine Pflan-
zung von Maulbeerbäumen dahier angelegt und
eine Anleitung zur Zucht dieses BaumeS heraus-
gegeben, sondern auch im Laufe des Frühjahrs
an Jeden, der eS verlangte, theils gegen Ver-
gütung, theilS unentgelolich Samen und Pflan-
zen abgegeben bat. Daß bisher der Seidenbau,
dieser höchst wichtige Industriezweig, in unserm
Vaterlande nur eine geringe Theilnahme gefun-
den, hat gewiß nicht bloS in dem irrigen
Vorurtheil, als könne die Seidenzucht nur Ln
wärmeren Ländern mit Vortheil betrieben wer-
den — was längst aus Erfahrung widerlegt ist
— als vielmehr darin seinen Grund, daß es an
Gelegenheit fehlte, sich die nörhigen Sachkennt-
nisse und Erfahrungen, so einfach die VerfahrungS-
arr auch rst, zu verschaffen. Wenn es wahr ist,
daß Jeder Das gern übt und treibt, was er
 
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