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Baedeker, Karl
Südbayern, Tirol und Salzburg, Ober-Italien: Handbuch für Reisende; mit zwei Uebersichtskarten und einer Karte von Salzburg und dem Salzkammergut, nebst den Plänen von Augsburg, Brescia, Mailand, Mantua, München, Padua, Salzburg, Venedig, Verona — Coblenz: Baedeker, 1860

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https://doi.org/10.11588/diglit.39778#0115
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SAALFELDEN.

18. Route. 87

2 Saalfeiden (*Auerwirth), Dorf im mittlern Pinzgau. Auf
den benachbarten Höhen die Trümmer der Burgen Rothenberg,
6rub, Farmbach, Dorfheim, Lichtenberg. Im Hintergrund s. die
Wieshachhörner und der Grossglockner. Yon Zell bis Ober-Weiss-
bach eine fortlaufende Reihe der schönsten Landschaften, nament-
lich um Saalfeiden, schöne Aussicht z, B. am Kirchhof.
Zwischen Saalfeiden und dem *Wirthshaus Frohnwies (S. 71),
vor Ober-Weissbach, die 2 St. 1. Gebirgseng e Hohlwege, wo von
dem schroff aufgethürmten zerklüfteten Berg noch alljährlich
Steine auf die Strasse herabfallen. EiDe selbst für leichtes Fuhr-
werk schwierige, aber doch stark befahrene Bergstrasse führt das
Weissbachthal hinauf über den Hirschbühl (S. 71) nach Berch-
tesgaden (Einsp. in Frohnwies zu haben zu 6 fl.). Der n. Theil
des Hohlwegs ist anmuthig, Wiesen und Obstbäume im Thal, zu
beiden Seiten waldige Höhen. i/i St. hinter Ober-Weissbach ist
1. im Felsen, das „Lamprecht-Ofenloch“, eine im Innern sehr aus-
gedehnte Höhle, über dem Eingang eine Ruine. In
3V4 Lofer (*Löwe) gelangt man auf die Innsbruck-Salzburger
Poststrasse (S. 96).
ÖVa Salzburg (S. 62).

TIROL.
Reiseregel d.
Fusswanderer sind in einem Gebirgslahd die freiesten Leute. Der
Reise sack mit einigen Hemden und Strümpfen und 1 Paar Schuhen wird
mit der Post voraus gesandt; die kleine Ledertasche mit dem Bedarf
für 4 bis 6 Tage, 2 Hemden, 1 Paar Strümpfe, Pantoffeln, umgehangen.
Kleidung leichte Tuchhose, Sommerrock und Ueberzieher; starke doppel-
sohlige Schuhe, als Reisestock ein leichter, im Stock nicht zu schwacher
Regenschirm. Das sind unentbehrliche Dinge.
Führer haben in Tirol keine feste Taxe; üblich ist tägl. 2 fl., Trinkgeld
besonders. Daneben verlangen sie von dem Reisenden beköstigt zu werden,
wodurch die tägl. Ausgabe auf mindestens 3 fl. steigt. Die intelligenten
Führer, wie man deren in der Schweiz so manche findet, kennt Tirol nicht.
Man muss mit den Leuten fertig zu werden suchen, so gut es geht. Ganz
leicht ist es nicht, gewöhnlich wollen sie mit der Sprache nicht recht heraus.
Rathsam ist, Alles bestimmt zu verabreden, wenn man Nachforderungen
vermeiden will, also : dass der Führer selbst für seine Beköstigung sorge,
dass es imPreise nichts ändere, ob man 3 oder 4 Tage unterwegs sei, dass
Rücklöhne nicht bezahlt werden u. dgl. m. Nicht selten bieten sich ganz
■wohlhabende Bauern zu Führern an, in der Absicht, ein gutes Stück Geld
an dem „Herrn“ zu verdienen; sie sind die unverschämtesten. Auch mit
•den Führern, welche die Wirthe besorgen, hat man wohl seine Noth, es
sind häufig Verwandte des Wirths oder ihm sonst verpflichtet, die von dem
Xohn ihm abgeben müssen und nun durch Erpressung von Trinkgeldern
den Fremden belästigen. Es sind das Uebelstände, die der Fremde schwerlich
vermeiden wird, da er nicht füglich selbst im Dorf umherlaufen und sich
einen Führer suchen kann.— Höchlichst zu empfehlen ist die Unterhaltung
mit geistlichen Herren, sie geben über Gegend und Wirthshäuser die
zuverlässigste Auskunft. — Wer ohne Führer Gebirgspässe überschreitet, be-
achte, dass an den schwierigsten Stellen nicht selten Steinhaufen, in der
'Schweiz „Steinmannli“ genannt, oder Stangen als Wegweiser dienen.
 
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