Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Baedeker, Karl; Baedeker, Karl [Hrsg.]
Ägypten: Handbuch für Reisende (Band 1): Unter-Aegypten bis zum Fayûm und die Sinai-Halbinsel — Leipzig, 1877

DOI Seite / Zitierlink:
https://doi.org/10.11588/diglit.5554#0050
Überblick
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
35

II. Politisch- und physikalisch-geographische Ueber-
sicht von Aegypten.

Von Dr. Georg Schweinfurth in Kairo. (Einzelne Absctinitte von
Prof. Dr. Georg Eben in Leipzig.)

Grenzen und Areal des Aegyptisehen Eeichs |vergl. Karte
S. 36"). Die der Herrschaft des Chediw unterworfenen Länder
unifassen den bei weitem grössten Thoil des nordöstlichen Afrika's.
nahezu das gesammte Stromgebiet des Nils. Im Norden die Küste
des Mittelmoers vom Käs el-Kanäis bis el-'Arisch . im Westen die
Libysche Wüste, im Osten das Kothe Meer, im Südosten Abes-
sinien , das afrikanische Quito . bilden die natürlichen Grenzen des
von Mohammed 'Ali gegründeten Vasallenroichs . wie er es 1848
seinen Nachfolgern hinterliess. und welches das eigentliche
Aegypten mit den fünf Oasen der Libyschen Wüste und einein
Theil der Sinai-Halbinsel, ferner das n u b i s oh e X i 11 h a 1 nebst
den nubischen Wüstengebieten und schliesslich die mit dem Xa-
men ,.a e g y p t i s oh er S ö d ä n bezeichneten Landschaften Täkci.
Scnn'iT und Kordofän in sich schliesst. Der regierende Chediw
Isnia'il erweiterte die Grenzen des ihm im directen Mannsstammu
als erbliches Lehen zuerkannten Reichs nach Süden, Südosten und
Südwesten. Am Kothen Meer Saui'ikin und Masau'a. am Golf von
'Aden Zela' und Berbern , alle vier wichtige Handels- und Hafen-
plätze und früher directe Besitzungen des türkischen Keichs, wur-
den von ihm nebst den dazu gehörigen Küstenstrichen durch Kauf
erworben, und somit auch ein Theil der Küste der Somfili. welche
sich bis zum Acquator erstreckt, wo der Djub die Grenze gegen das
Gebiet der südlichen Galla bildet, mit ihren noch durchaus unge-
hobenen Naturschätzen in den Machtkreis des Keiches gezogen, ein
seit Menschengedenken als ,,no man's land'' betrachteter Strich, an
welchem weder Araber noch Portugiesen je festen Fuss gefasst
hatten. An den Grenzen Abessiniens wurden die Landschaften
der Boyos und (Jalabat zur Sicherung wichtiger Verkehrsstrassen
besetzt und mit dem Somäli-Keiche Harar dem aegyptisehen Reiche
einverleibt. Dar-Für, bis dahin ein völlig unabhängiges Sultanat
im mohammedanischen Sudan und der Schrecken seiner Nachbarn,
wurde durch aegyptische 'Waffengewalt bezwungen und das Reich
des Chediw um vier stark bevölkerte Provinzen vergrössert. während
Mohammed 'Ali, unglücklicher in seinen dahin zielenden Plänen,
von dem fanatisch abgeschlossenen Lande nur den östlichen Theil.
die Provinz Kordofän, abzulösen vermocht hatte.

Noch grösser war die Erweiterung, welche die Grenzen in rein
südlicher Richtung unter dem jetzigen Herrschet erfahren haben.
Dieselben umfassen heute den ganzen Lauf des Wti&tn KU und
den grössten Theil des Stromgebiets des Buhr cl-UhatM. wo Char-

3*
 
Annotationen