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Baedeker, Karl; Baedeker, Karl [Hrsg.]
Ägypten: Handbuch für Reisende (Band 1): Unter-Aegypten bis zum Fayûm und die Sinai-Halbinsel — Leipzig, 1877

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https://doi.org/10.11588/diglit.5554#0171
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VII. Die Glaubenslehre des Islam.

Einiges über Sitten und Gebräuche der Mohammedaner.
Fest-Kalender.

Von Prof. Dr. Sochi in Tübingen.

Einige kurze Angaben über den Islam werden bei dem Besuche
eines Landes, dessen Einwohner in der Mehrzahl dieser Glaubens-
lehre folgen, nicht ohne Interesse sein.

Mohammed*) stellte sich mit seiner neuen Lehre in Gegensatz
zur „Zeit der Unwissenheit, Thorheit", wie er das Heidenthum
nannte; das Wissen oder die Offenbarung aber, die er seiner
Meinung nach brachte, war, wie er selbst sagte, nichts Neues;
seine Religion ist uralt, und noch heute wird jeder Mensch ideell
als Muslim geboren, nur seine Umgebung macht etwas anderes aus
ihm. Selbst in den Schriften der Juden und Christen (Thora,
Psalmen und Evangelien) sind Stellen gewesen, die von Mohammed

*) Mohammed (auch„Mehe'inmed" ausgesprochen, der Gepriesene oder zu
Preisende) stammte väterlicherseits aus der Familie Häsehim, einem weniger
beachteten Zweige des edlen Stammes Kureisch, der in Mekka angesessen
war und die Aufsicht über die Kafba führte. Der Vater, 'Abdallah, starb
kurz vor oder nach der Geburt Mohamraed's (circa 570). In seinem
sechsten Lebensjahre nahm ihn seine* Mutter Ämina auf eine Heise nach
Medina mit; auf der Rückreise starb sie. Der Knabe wurde nun von sei-
nem Grossvater rAbd el-muttalib, und als auch dieser nach 2 Jahren starb,
von seinem Onkel Abu Talib erzogen. Mohammed musste die Schafe
hüten; spater machte er,'erst in Begleitung seines Onkels, dann, als er
gegen 25 Jahre alt war, im Dienst einer Wittwe Chadidja Handelsreisen,
auf welchen er in Bosra den christlichen Mönch Bahira kennen gelernt
haben soll. Chadidja wurde seine erste Frau.

Um jene Zeit war im religiösen Leben der Araber eine Gährung ein-
getreten-, als Mohammed ca. 40 Jahre alt war, fasste auch ihn das reli-
giöse Bewusstsein, dass der Götzendienst eitel sei. Er litt an Epilepsie
und glaubte während der Anfälle derselben himmlische Offenbarungen zu
erhalten; einen Betrüger kann man ihn daher nicht nennen. Eine Traum-
erscheinung, die er auf dem Berge Hira bei Mekka hatte, gab den ersten
Anstoss: Mohammed fing an mit glühender Begeisterung den Monotheis-
mus zu verkündigen und vor den HÖHenstrafen zu warnen. Es ist nicht
aicher, ob Mohammed selbst das Schreiben und Lesen verstanden hat.
Die neue Lehre wurde Isläm d. h. Unterwürfigkeit unter Gott genannt.
Zuerst gewann er nur in seiner Familie Anhänger, und die „Muslimen1-
hatten von den Mekkanern viel zu erdulden. Daher wanderten viele, nach
Medina aus, endlich auch Mohammed selbst (622). In Medina machte die
neue Religion bald grosse Fortschritte. Da Chadidja gestorben war. nahm
Mohammed nun eine Reihe anderer Frauen, theilweise auch aus politischen
Hücksichten. Von Medina aus suchte er die Mekkaner zu beunruhigen.
Zuerst siegte er bei Bedr, verlor aber die Schlacht am Uhud. Von nun
an hörten die kriegerischen Expeditionen nicht auf: Mohammed gewann
grossen Einlluss auf die Beduinen, und es gelang ihm, dieselben politisch
BU einigen. Im JahreG30 endlich eroberten die Muslimen die Stadt Mekka;
die Götzenbilder wurden vertilgt. Aber die gewaltigen Anstrengungen der
letzten 24 Jahre hatten Mohammed^ Gesundheit untergraben: erstarb
MD 8. Juni Ü32 in Medina und wurde daselbst begraben.
 
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