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Baedeker, Karl; Baedeker, Karl [Hrsg.]
Ägypten: Handbuch für Reisende (Band 1): Unter-Aegypten bis zum Fayûm und die Sinai-Halbinsel — Leipzig, 1877

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https://doi.org/10.11588/diglit.5554#0205
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ARAB. AltCHlTF.CTUIi.

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von Wasserpflanzen tritt es häufig am Piedestal von .Statuen auf
und bedeutet so die Vereinigung von Ober- und Vnteracgypte»,
vielleicht auch von dieser und jener Welt. Die Locke ^ an der
Schläfe einer Figur kennzeichnet sie als Kind, gewöhnlich als
Götter oder Königskind.

IX. Die Bauwerke der Araber.

Moscheen. Wohnhäuser.

Von Arcttitect Franz-Be;/ in Kairo u. A.

Die mohammedanische Arohitectur im Nilthale bildet nicht, wie
man vielleicht erwarten möchte, die unmittelbare Fortsetzung der
altaegyptischen. Jahrhunderte — das altchristliche Zeitalter —
trennen sie von derselben, in noch höherem Maasse wird sie durch
die künstlerische Form, den Styl von ihr geschieden. Die moham-
medanische Architectur ist kein Product des aegyptischen Bodens.
Sie ist von aussen eingeführt und besitzt ihre Grundlage theils in
den Traditionen der arabischen Halbinsel, theils und überwiegend
in den Kunstformen, welche die arabischen Eroberer bei den By-
zantinern und in der unter den Sassaniden aufblühenden per-
sischen Kunst keimen lernten. So verschieden auch die arabischen
Bauten in Baghdäd und Kairo von jenen in Tunis und in Spanien
erscheinen mögen, einen gemeinsamen Grundzug offenbaren sie den-
noch ohne Unterschied. Der aller mohammedanischen Architectur
zu Grunde liegende Gedanke ist nämlich dem Nomadenleben der
Araber entsprungen, und weist auf das Zelt als die Wurzelform hin;
Die Wände gemahnen schon durch den teppichartigen Schmuck,
nicht minder durch die Vorliebe für grosse Flächen, schwache Pro-
lilirung und überhaupt Mangel an architectonischer Gliederung
an dieses Vorbild. Ks ist die Architectur der wandelbaren Kinder
der Wüste, welche selbst nach erlangter Sesshaftigkeit des Volkes
bei monumentalen Werken das Leichte und nach gewissen Seiten
hin Unsolide nicht aufgibt, und niemals zum richtigen Verständ-
nisse des Verhältnisses der Stütze zur Last gelangte. Kommt dies
auch da, wo die arabischen Bauherren unter dem Einflüsse älterer
Culturvölker stehen, wo bereits vorhandenes Material, wie Säulen.
Gebälkstücke u. s. w. verwendet, gelegentlich sogar fremde, wie
/.. Ii. byzantinische Arcliitecten in Sold genommen werden, nicht
so zum Durchbriich wie z. B. in der Alhambra in Spanien, so ist
doch die nationale Tradition nirgends gänzlich verwischt.

Den ersten Zusammenhang mit der Tradition weisen die Cult-
bauten auf, deren wesentlichsten Bestandtheil die Hofanlmje. wie
sie in Mekka selbst über die Zeit Mohammeds hinaufreicht, bildet.
Wohl verlor die Ummauerung derselben ihre einheimische Schlicht-
heit angesichts der Säulenhöfe Aegyptens und der syrischen Länder,
und es entwickelte sich allmählich der Säulenhof; doch vermieden
die Krbaiier die altaegyptischen Säulen zu verwenden oder nachzu-
 
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