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234 Route 1.

ALEXANDRIEN.

Bevölkerunri.

das ist die Unternehmungslust, tlieilten, welche sie in die neu
gegründete Stadt geführt hatte. Das griechische war das herrschende
Element, neben ihm behauptete sich das aegyptische und in sich ab-
geschlossen die schon seit dem 4. Jahrh. v. Chr. hier bestellende
Juilniijccmeiiiilc. <>!> schon der Kvangelist Maren*, wio die 'Tra-
dition behauptet, den Alexandrinern die Lehre des Heilands ver-
kündet hat, ist ungewiss. Zu Hadrians Zeit (2. Jahrh.) fiel die
christliche Gemeinde schon stark ins Auge, wie ein Brief dieses
Kaisers an den Servianus erweist.

„Aegypten, mein theurei- Servianus", schreibt der Kaiser, „das Du mir
angepriesen, habe ich als ein durchaus leichtsinniges, schwankendes und
jedem Gerüchte gleich nachrennendes Volk kennen gelernt. Diejenigen,
welche den Serapis verehren , sind die Christen; Menschen, die sich
Itisiliufe Christi nennen, sind nichts desto weniger dem Serapis ergeben.
Da gibt es keinen Vorsteher der jüdischen Synagoge , keinen Samariter,
keinen christlichen Presbyter, der nicht Astrolog. Zeichendeuter, Quack-
salber wiire. Der Patriareh selbst wird, 80 oft er nach Aegypten kommt,
von der einen Partei gezwungen den Serapis, von der andern, den Christus
anzubeten. Es ist. eine aufsässige, nichtsnutzige, schmähsüchtige Men-
schenrasse. — Die Stadt (Alexandria) ist mächtig an Schätzen und Hülfs-
quellen. Niemand legt da die Hände in den Schooss. Hier wird Glas
gearbeitet, dort in Papier, dort, in Leinwand. Alle diese geschäftigen
Menschen scheinen irgend ein Handwerk zu betreiben. Podagristen,
Blinde, selbst Chiragristen machen sich zu thun. Alle kennen nur den
einen Gott (Mammon?), Christen. Juden, alle Nationen verehren ihn. Nur
schade, dass diese Stadt so schlecht geartet ist, ihre Bedeutung machte
sie wohl werth, auch ihrer Grosse nach das Haupt von ganz Aegypten
zu sein. Ich habe ihr Alles zugestanden, ihr die alten Privilegien wieder-
gegeben, neue so hinzugefügt, dass mir die liürger persönlich danken
kamen, und doch machten sie. sobald ich die Stadt, verlassen hatte, mei-
nem Sohne Verus eine üble Nachrede etc."

Wie damals, so bietet Alexandrien noch heute das Bild einer
aus allen Nationen, welche die Küsten des Mittelmeeres bewohnen,
zusammengesetzten Bevölkerung. Griechen und Italiener sind in
grosser Menge vertreten, und wenn hier schon von einer allgemein
verstandenen Sprache die Rede sein kann, so ist es die italienische!
deren Erlernung auch den Arabern besonders leicht wird.

Sehenswürdigkeiten. Wer nicht als Arohäolog topographische
Studien zu machen und nach Resten aus der alten Zeit in Alexan-
drien zu suchen gedenkt, der kann in einem Tage Alles besuchen,
was die Stadt an Sehenswürdigkeiten bietet (vergl. S. 223). Um
das Leben des Orients kennen zu lernen, bietet Kairo hundertfach
günstigere Gelegenheit, als die halbeuropäisclie Handelsstadt. Auch
sind trotz der geringen Entfernung, welche beide Orte trennt, im
Winter die klimatischen Verhältnisse Alexandriens wenig günstig,
während die von Kairo unvergleichlich angenehm genannt werden
müssen. Im Sommer ändert sich das Verhältniss in Folge der küh-
lenden Seeluft, doch gibt es schon im April namentlich bei Süd-
und Südostwinden auch in Alexandrien heisse und staubige Tage.

Das Durchwandern der Strassen wird dem Neuling immerhin
viel Interessantes bieten, namentlich wenn er seine Aufmerksam-
keit zwischen dem geschäftigen orientalischen und europäischen
 
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