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Joseph Baer & Co., Buchhandlung und Antiquariat; Joseph Baer & Co., Buchhandlung und Antiquariat [Editor]
Lagerkatalog / Josef Baer & Co., Frankfurt a.M. (Nr. 740): Bucheinbände — Frankfurt a M.: Joseph Baer & Co., 1927

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https://doi.org/10.11588/diglit.52430#0007
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A. Deutsche, holländische und schweizer
Buchbinderarbeiten
1 LEDERSCHNITT-EINBÄND. - Nicolaus de Grätz, Posfilla
sive sermones cum prothematibus super evangelia de sanctis. —
Johannes Contracfus (Kortz), O. F. M., Sermones de sanctis.
Äcc. sermones diversi auctorum ignot. Oberoesferreichische Pa-
pier-Handschrift um 1400. Fol. 229 beschriebene, 7 weisse Bll.
Brauner Lederband auf Holzdeckeln mit Lederschnitt-Orna-
menten, auf den Deckeln dreifache Linienumrahmung, die Mit-
telstiicke auf schwarzlackiertem Grund, auf dem Vorderdeckel
grosser Greif, auf dem Hinterdeckel ein Einhorn, der Zwischen-
raum zwischen 2 Filefen des Vorderdeckels ist teilweise mit
Bandwerk und der Inschrift „modon“ ausgefüllt. 9000.—
Prächtiger gotischer Lederschnitteinband, der um 1400 entstanden sein dürfte.
Ein Einband in Kremsmünster, den Eichler in „Aufsätze Fritz Milkau ge-
widmet. Leipz. 1921.“ S. 91, Tafel III veröffentlicht, hat eine fast identische
Vorderdeckelzeichnung. Von demselben Künstler dürfte auch der ähnlich ange-
ordnete, von Bollert, Lederschnitteinbände d. XIV. Jahrh., Leipz. 1925, S. 16,
Tafel I, behandelte Einband der Preussischen Staatsbibliothek sein, der aus
Kloster Lambach stammt. Bollert weist diesen noch dem 14. Jahrhundert
zu, er sagt: „Dafür sprechen die Form der Knöpfe der Schliessen, die graden
sich überschneidenden Rahmenlinien“ .... beides Merkmale, die sich bei un-
serem Bande wiederfinden. Der Meister, der diese Einbände her-
gestellt und zweifellos in Oberösterreich gearbeitet hat, ist der vorzüg-
lichste Künstler, der sich um die Wende des 14. zum 15. Jahr-
hundert in der Lederschnittechnik betätigte. Seine Tierfiguren
sind von einer so erstaunlichen Sicherheit der Zeichnung und Stilreinheit, dass
sie zu den hervorragendsten Meisterwerken der deutschenGo-
tik gerechnet werden müssen. Der vorliegende Band ist zweifellos
der schönste dieser Gruppe, der bisher bekannt geworden ist, und übertrifft, in
dieser Hinsicht auch den Einband in Kremsmünster, der nur einseitig verziert ist.
Lederschnitteinbände sind an und für sich schon von
der grössten Seltenheit, ein so frühes Stück von solcher
Schönheit ist bisher unseres Wissens überhaupt noch nicht
im Handel vorgekommen. Bollert (a. a. O.) beschreibt nur 21 Bände
des 14. Jahrhunderts, von denen sich 19 in öffentlichen und 2 in fürstlichen
Bibliotheken befinden, sodass kaum Aussicht vorhanden ist, dass jemals wieder
ein derartiger Lederschnitteinband zum Verkauf gelangt.
Unser Einband, der wie der in der Berliner Staatsbibliothek aus Lambach
in Oberösterreich stammt, ist im allgemeinen sehr gut erhalten, die Deckel sind
etwas wurmstichig, Buckel u. Schliessen fehlen, der Rücken ist an beiden Seiten
etwas gesprungen. !
An exceptional iine specimen of a CUIR BOUILLI BINDING made about
1400 for a monastic library in Upper Austria. The upper cover has the represen-
tation of a Griffon, the other cover that of a Lincorne, both of remarkable fine
design. Fourteenth Century carved leather bindings are extremely scarce. Bollert,
Lederschnitteinbände des XIV. Jahrhunderts, mentions only 21 specimens, of
which 19 are in Public Libraries. Our binding is perhaps the most beautiful
of them. It is well preserved, the covers slightly wormed, clasps missing, back
slightly cracked.
Die Postille des Nicolaus von Grätz (f 1444 in Wien) [f. 1 ir— 124t.] enthält
Predigten über die Evangelien für die Heiligenfeste des ganzen Kirchenjahres.

Katalog 740
Preise in Goldmark.

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