Von diesem Fürsten aufgefordert, sein lebensgrosses Portrait
zu malen, entledigte er sich dieses Auftrags zur grössten Zu-
friedenheit des Souverains und ging mit dessen Empfehlungen
ausgerüstet nach Rom, dem steten Ziel seiner Wünsche. Hier
trat er in den Kreis der unsterblichen Meister Thorwaldsen,
Cornelius, Overbeck, Veit, Koch, Reinhardt u. v. A. und bald
gelang es ihm, sich das Wohlwollen der älteren, die Freundschaft
der jüngeren Kunstgenossen zu erwerben. Dem Studium der
Antike und dem der grossen Meister der Renaissance widmete
sich Heuss zu Rom mit ganzer Seele und sind die massenhaft
hinterlassenen Skizzen und Handzeichnungen ein beredtes Zeugniss
dafür. Zu seinen eigenen- Compositionen wählte er um jene Zeit
hauptsächlich mythologische Gegenstände und besitzt die Gallerie
zu Darmstadt das erste grössere Bild dieser Art: „Raub der
Europa“. Es folgten: „Das Urtheil des Paris“, „Europa auf dem
Stiere sitzend“ u. A.: zugleich malte er die Portraits fast sämmt-
licher bedeutender damals in Rom anwesender Künstler.
Nach München zurückgekehrt veranstaltete Heuss auf Wunsch
des damaligen Kronprinzen Maximilian eine Ausstellung seiner
Arbeiten, malte dort mehrere hervorragende Persönlichkeiten
und begab sich sodann nach Darmstadt, wo er, eine Pflicht der
Dankbarkeit erfüllend, dem Grossherzog das oben erwähnte Bild:
„Raub der Europa“ überreichte. Es folgten nun in Darmstadt
und Mainz Portraits der Grossfürstin von Russland, der hessischen
Prinzessin Marie, von Ministern, Diplomaten und Gelehrten.
Grossen Beifall erregte dasjenige der Gattin des Landgrafen von
Hessen-Homburg, der Gräfin Naumburg, deren ganze Figur sich
in einem Spiegel von rückwärts wiedergibt. Während einer ein
Jahr dauernden Reise nach München, Paris und London, die er
zu eifrigem Studium benutzte, war es ihm vergönnt, mit besonderer
Erlaubniss der Königin von England, nach den jetzt im South-
Kensington-Museum befindlichen Cartons zu den Tapeten von
Rafael die hervorragendsten Köpfe zu zeichnen. Für die Königin
selbst malte er verschiedene Portraits und entstand zur selben
Zeit das reizvolle Bild der Tochter des Herzogs von Sutherland.
Er studirte die vorzüglichsten englischen Portraitmaler Reynolds
und Lawrence und fügte manchen stolzen Lord und manche
schöne Lady dem Kreise ihrer Ahnenbilder ein.
Mit reichgefüllten Mappen kehrte er über Antwerpen nach
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zu malen, entledigte er sich dieses Auftrags zur grössten Zu-
friedenheit des Souverains und ging mit dessen Empfehlungen
ausgerüstet nach Rom, dem steten Ziel seiner Wünsche. Hier
trat er in den Kreis der unsterblichen Meister Thorwaldsen,
Cornelius, Overbeck, Veit, Koch, Reinhardt u. v. A. und bald
gelang es ihm, sich das Wohlwollen der älteren, die Freundschaft
der jüngeren Kunstgenossen zu erwerben. Dem Studium der
Antike und dem der grossen Meister der Renaissance widmete
sich Heuss zu Rom mit ganzer Seele und sind die massenhaft
hinterlassenen Skizzen und Handzeichnungen ein beredtes Zeugniss
dafür. Zu seinen eigenen- Compositionen wählte er um jene Zeit
hauptsächlich mythologische Gegenstände und besitzt die Gallerie
zu Darmstadt das erste grössere Bild dieser Art: „Raub der
Europa“. Es folgten: „Das Urtheil des Paris“, „Europa auf dem
Stiere sitzend“ u. A.: zugleich malte er die Portraits fast sämmt-
licher bedeutender damals in Rom anwesender Künstler.
Nach München zurückgekehrt veranstaltete Heuss auf Wunsch
des damaligen Kronprinzen Maximilian eine Ausstellung seiner
Arbeiten, malte dort mehrere hervorragende Persönlichkeiten
und begab sich sodann nach Darmstadt, wo er, eine Pflicht der
Dankbarkeit erfüllend, dem Grossherzog das oben erwähnte Bild:
„Raub der Europa“ überreichte. Es folgten nun in Darmstadt
und Mainz Portraits der Grossfürstin von Russland, der hessischen
Prinzessin Marie, von Ministern, Diplomaten und Gelehrten.
Grossen Beifall erregte dasjenige der Gattin des Landgrafen von
Hessen-Homburg, der Gräfin Naumburg, deren ganze Figur sich
in einem Spiegel von rückwärts wiedergibt. Während einer ein
Jahr dauernden Reise nach München, Paris und London, die er
zu eifrigem Studium benutzte, war es ihm vergönnt, mit besonderer
Erlaubniss der Königin von England, nach den jetzt im South-
Kensington-Museum befindlichen Cartons zu den Tapeten von
Rafael die hervorragendsten Köpfe zu zeichnen. Für die Königin
selbst malte er verschiedene Portraits und entstand zur selben
Zeit das reizvolle Bild der Tochter des Herzogs von Sutherland.
Er studirte die vorzüglichsten englischen Portraitmaler Reynolds
und Lawrence und fügte manchen stolzen Lord und manche
schöne Lady dem Kreise ihrer Ahnenbilder ein.
Mit reichgefüllten Mappen kehrte er über Antwerpen nach
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