Rudolf Bangel [Hrsg.]; Wichgraf, Fritz [Bearb.]; Heuss, Eduard von [Bearb.]: Katalog / Rudolf Bangel: Versteigerung in Frankfurt a.M. (Kat.Nr. 390): Verzeichniss eines Theiles des künstlerischen Nachlasses des 1880 verstorbenen Herrn Dr. Eduard von Heuss und von Gemälden, Studien etc. des Herrn Fritz Wichgraf-Wiesbaden: welche ... Dienstag, den 25. Juni 1895 durch die Kunsthandlung von Rudolf Bangel ... öffentlich versteigert werden (Frankfurt am Main: Kunsthandlung von Rudolf Bangel, 1895)

Vorbemerkung.

Franz Eduard von Heuss wurde im Jahre 1808 zu
Oggersheim in der Rheinpfalz geboren; sein Vater, früher Advokat
und kurpfälzischer Rath war später Obergerichtsrath in Mainz.
Am dortigen Gymnasium erhielt Heuss von Professor Braun
den ersten Unterricht im Handzeichnen und fertigte im Alter
von 13 Jahren Blätter, welche die Aufmerksamkeit seines Lehrers
auf ihn zogen. Nachdem er das Gymnasium absolvirt, bezog er
die Universität München, fand in der Familie des Baron von
Seckendorf herzliche Aufnahme und widmete sich auf Wunsch
seiner Mutter dem Studium der Medizin und da wieder vorzüglich
jenem der Anatomie; zugleich wusste er es zu ermöglichen auch
die Akademie besuchen zu können und nachdem er von Riedel
die erste Anleitung im Malen erhalten, malte er viele Portraits
seiner Freunde und Studiengenossen.
Im Jahre 1829 absolvirte er mit der Note der Auszeichnung
die Hochschule und wurde von dem berühmten Anatomen
Döllinger zum Prosector der Anatomie vorgeschlagen. Ein Zufall
wendete die Laufbahn des stets zur Kunst sich hingezogen
fühlenden Jünglings, indem er, im Begriff nach Mainz zu reisen,
ein Billet des damaligen Ministers Montgelas erhielt, welcher ihn
ersuchte sein lebensgrosses Bildniss anzufertigen. Kurz ent-
schlossen nahm er diesen ehrenden Auftrag an und malte in
acht Tagen dieses sein erstes bedeutenderes Portrait, das ihm,
neben allgemeinster Anerkennung in München, auch vortreffliche
Empfehlungen an den damals regierenden Grossherzog Ludwig II.
in Darmstadt verschaffte.