würfe von Seiten der Verwandten einer so grossartig begonnenen
Laufbahn gegenüber, die sich nun in die geregelten Bahnen
der Kunstschule unter der Leitung des Historienmalers Prof.
Albert Baur (jetzt in Düsseldorf) einfügte. Gelegentlich einer
der vielen dort von Zeit zu Zeit sich erreignenden Explosionen,
denen regelmässig einige Professoren mit ihrem Anhang zum
Opfer fielen, fand sich Wichgraf, zur Besinnung gekommen,
im schönen leichtsinnigen Wien als Schüler von Angeli wieder.
Letzterer war aber viel und lange fort in England, Russland etc.
und rieth nach einigen Jahren selbst, dass Wichgraf nach
München zu Diez gehen möchte, dem er ihn warm empfahl.
Hier begann nun die eigentliche Studienzeit, die, als Diez wegen
seiner Gesundheit die Malerei aufgab, erst durch Prof. Löfftz
die höchste Weihe und Vertiefung erhielt. Wir sehen unter
den ausgestellten Studien einige characteristische Arbeiten, die
den Einfluss beider Meister deutlich kennzeichnen, z. B. bei
zwei alten Frauen köpfen, der eine in der etwas manierirten aber
interessanten Diezweise flott hingestrichen (No. 172), der andere
mit sorgfältigstem Studium aller Feinheiten mit zurücktretender
Technik hinter die Natur, doch in anscheinend leichter und un-
gezwungener Weise vorgetragen (No. 141). Es war eiue schöne
Zeit gemeinschaftlichen Ringens und Strebens in jenen Tagen
der Löfftzschule, gleichzeitig mit Thedy (jetzt Professor in
Weimar), dem unglücklichen, hochbegabten Stauffer von Bern,
Dürr (Professor in München), Höcker (desgleichen), Klaus Meyer
(ebenso) und Anderen mehr und ihr verdankt Wichgraf vor
Allem seine späteren Erfolge in Berlin als Portraitmaler. Gleich
die erste Ausstellung, die er in Berlin mitmachte, brachte ihm
die Anerkennung von Ludwig Pietzsch (Vossische Zeitg., 22. Juni
1883):
„Zu den hervorragenden Bildnissmalern von ganz originellem
künstlerischen Gepräge wird von dieser Ausstellung ab Wichgraf
(Berlin) gezählt werden. Besonders der als „männliches Bildniss“
(s. No. 175) und der als Bildniss des Schriftstellers Dr. H. H. be-
zeichnete Kopf sind höchst bemerkenswerthe Leistungen. Diesen
zeichnet die frappirende Wahrheit und Lebendigkeit des munteren
geistvollen Ausdrucks, jenen (No. 175) mehr noch die eigen-
thümliche kunstreiche Behandlung und die durch sie erzeugte
Ton- und Lichtwirkung aus “
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Laufbahn gegenüber, die sich nun in die geregelten Bahnen
der Kunstschule unter der Leitung des Historienmalers Prof.
Albert Baur (jetzt in Düsseldorf) einfügte. Gelegentlich einer
der vielen dort von Zeit zu Zeit sich erreignenden Explosionen,
denen regelmässig einige Professoren mit ihrem Anhang zum
Opfer fielen, fand sich Wichgraf, zur Besinnung gekommen,
im schönen leichtsinnigen Wien als Schüler von Angeli wieder.
Letzterer war aber viel und lange fort in England, Russland etc.
und rieth nach einigen Jahren selbst, dass Wichgraf nach
München zu Diez gehen möchte, dem er ihn warm empfahl.
Hier begann nun die eigentliche Studienzeit, die, als Diez wegen
seiner Gesundheit die Malerei aufgab, erst durch Prof. Löfftz
die höchste Weihe und Vertiefung erhielt. Wir sehen unter
den ausgestellten Studien einige characteristische Arbeiten, die
den Einfluss beider Meister deutlich kennzeichnen, z. B. bei
zwei alten Frauen köpfen, der eine in der etwas manierirten aber
interessanten Diezweise flott hingestrichen (No. 172), der andere
mit sorgfältigstem Studium aller Feinheiten mit zurücktretender
Technik hinter die Natur, doch in anscheinend leichter und un-
gezwungener Weise vorgetragen (No. 141). Es war eiue schöne
Zeit gemeinschaftlichen Ringens und Strebens in jenen Tagen
der Löfftzschule, gleichzeitig mit Thedy (jetzt Professor in
Weimar), dem unglücklichen, hochbegabten Stauffer von Bern,
Dürr (Professor in München), Höcker (desgleichen), Klaus Meyer
(ebenso) und Anderen mehr und ihr verdankt Wichgraf vor
Allem seine späteren Erfolge in Berlin als Portraitmaler. Gleich
die erste Ausstellung, die er in Berlin mitmachte, brachte ihm
die Anerkennung von Ludwig Pietzsch (Vossische Zeitg., 22. Juni
1883):
„Zu den hervorragenden Bildnissmalern von ganz originellem
künstlerischen Gepräge wird von dieser Ausstellung ab Wichgraf
(Berlin) gezählt werden. Besonders der als „männliches Bildniss“
(s. No. 175) und der als Bildniss des Schriftstellers Dr. H. H. be-
zeichnete Kopf sind höchst bemerkenswerthe Leistungen. Diesen
zeichnet die frappirende Wahrheit und Lebendigkeit des munteren
geistvollen Ausdrucks, jenen (No. 175) mehr noch die eigen-
thümliche kunstreiche Behandlung und die durch sie erzeugte
Ton- und Lichtwirkung aus “
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