e) Türen und Fenster aus dem chinesischen Pavillon
der internationalen Hygiene-Ausstellung Dresden*
Das chinesische vornehme Wohnhaus, weit mehr mit Garten- oder Hot-Anlagen kombiniert
wie das unsrige, liebt es, den Luftzutritt möglichst zu erleichtern. So kamen die Chinesen ähnlich wie
die Japaner sehr frühe dazu, Gitterfenster in großer Mannigfaltigkeit auszubilden. Das dafür geradezu
ideale Herstellungsmaterial hat die Natur dem Orient reichlich gespendet. Der Bambus drängte
geradezu zum geometrichen Ornament und hat dabei den Vorzug bei größter Festigkeit eine sehr
günstige Verarbeitung zuzulassen. Diese Fenster sind entweder in die Wände eingelassen oder zu
Schiebetüren verwendet. Gerne bringt man dahinter Bambusstoren oder bunte Vorhänge an. Für
die Fenster kommt nun der ganze Formenreichtum des Orientalen prächtig zur Geltung. Wir
sehen ein Linienspiel mit unendlich viel Geschmack durchgeführt, wie es vielleicht nur die
leichte bewegliche Phantasie der Araber wieder ersonnen hat. Wozu der Bambus durch seine
leichte und wohlfeile Bearbeitungsmöglichkeit gleichsam drängte, das ahmte man bald in Holz
nach. Die vorliegenden Fenster sind aus einem unserer Rüster sehr ähnlichen Holze gefertigt
und von einer Mannigfaltigkeit, die die obigen Werte voll und ganz bestätigt. Sie zeigen drei
Gruppen:
Die erste Gruppe ist ausrunden oder kantigen Stäbchen einfach linear bearbeitet. Zunächst
sind es Ornamente, die aus rechtwinklig zusammenstoßenden, teilweise mäanderartigen Linien-
führungen zusammengesetzt sind (337—342) teilweise durch Übereckstellung variiert (343—358).
Bei anderen ist der rechte Winkel durch Kombinationen von spitz- oder stumpfwinklig an-
einanderstoßenden Stäbchen ersetzt. Es entstehen dann Grundcharaktere mit rautenstern-
und polygonförmigen, sowie dreieckigen Motiven (359—375). Noch reicher wird das Bild,
wenn die Schnittpunkte der Linienführung durch Rosetten oder Bandmotive betont werden.
Es heben sich dann besondere Gruppierungen, meist Sternmuster, heraus, (376—392),
oder das Gesamtbild gewinnt einen einem Kaleidoskopbild ähnlichen Charakter
(393—396). Dabei blieb aber die Erfindungsgabe der Chinesen nicht stehen. Die Einführung
der gebrochenen oder gebogenen Linie erweitert die Möglichkeiten ins Unendliche. Die Silhuette
gibt die reizendsten Formenspiele (397—406) oder löst sich in die interessantesten Zirkelstudien
auf (407—410). Wir wollen aber nicht versäumen, hier auch auf die prächtigen Füllungen
hinzuweisen mit ihren stilvollen Pflanzenornamenten, unterbrochen von kleinen Stilleben
oder Grotesken. Diese feinsinnige Kunst war es ja, die vor rund zwei Jahrhunderten die
europäische Porzellanindustrie befruchtete und ihr jenen reizvollen Formenschatz zuführte,
den wir beispielsweise an Alt-Meißen bewundern. Die vorliegende Sammlung enthält aber
auch andere Formdetails, unter denen selbstverständlich das alte Wahrzeichen Chinas, der
Drache, nicht fehlt (411/12).
Die Türen und Fenster sind von chinesischen Architekten entworfen, von chinesischen
Arbeitern in China selbst hergestellt und nach Deutschland gebracht worden.
337. Türfliigel, durchbrochen, geschnitzt mit übersetzten Rechtecken und Quadraten. Unten drei
Füllungen mit Vasen und Zweigen, in Relief geschnitzt. 258/100.
338. Desgl. Pendant z. vor.
339. Fensterflügel durchbrochen, geschnitzt mit Greque-Ornamenten. Unten zwei Füllungen mit
Vasen und Zweigen en relief. 213/69.
340. Desgl. Desgl.
341. Desgl. Desgl.
342. Desgl. Desgl.
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der internationalen Hygiene-Ausstellung Dresden*
Das chinesische vornehme Wohnhaus, weit mehr mit Garten- oder Hot-Anlagen kombiniert
wie das unsrige, liebt es, den Luftzutritt möglichst zu erleichtern. So kamen die Chinesen ähnlich wie
die Japaner sehr frühe dazu, Gitterfenster in großer Mannigfaltigkeit auszubilden. Das dafür geradezu
ideale Herstellungsmaterial hat die Natur dem Orient reichlich gespendet. Der Bambus drängte
geradezu zum geometrichen Ornament und hat dabei den Vorzug bei größter Festigkeit eine sehr
günstige Verarbeitung zuzulassen. Diese Fenster sind entweder in die Wände eingelassen oder zu
Schiebetüren verwendet. Gerne bringt man dahinter Bambusstoren oder bunte Vorhänge an. Für
die Fenster kommt nun der ganze Formenreichtum des Orientalen prächtig zur Geltung. Wir
sehen ein Linienspiel mit unendlich viel Geschmack durchgeführt, wie es vielleicht nur die
leichte bewegliche Phantasie der Araber wieder ersonnen hat. Wozu der Bambus durch seine
leichte und wohlfeile Bearbeitungsmöglichkeit gleichsam drängte, das ahmte man bald in Holz
nach. Die vorliegenden Fenster sind aus einem unserer Rüster sehr ähnlichen Holze gefertigt
und von einer Mannigfaltigkeit, die die obigen Werte voll und ganz bestätigt. Sie zeigen drei
Gruppen:
Die erste Gruppe ist ausrunden oder kantigen Stäbchen einfach linear bearbeitet. Zunächst
sind es Ornamente, die aus rechtwinklig zusammenstoßenden, teilweise mäanderartigen Linien-
führungen zusammengesetzt sind (337—342) teilweise durch Übereckstellung variiert (343—358).
Bei anderen ist der rechte Winkel durch Kombinationen von spitz- oder stumpfwinklig an-
einanderstoßenden Stäbchen ersetzt. Es entstehen dann Grundcharaktere mit rautenstern-
und polygonförmigen, sowie dreieckigen Motiven (359—375). Noch reicher wird das Bild,
wenn die Schnittpunkte der Linienführung durch Rosetten oder Bandmotive betont werden.
Es heben sich dann besondere Gruppierungen, meist Sternmuster, heraus, (376—392),
oder das Gesamtbild gewinnt einen einem Kaleidoskopbild ähnlichen Charakter
(393—396). Dabei blieb aber die Erfindungsgabe der Chinesen nicht stehen. Die Einführung
der gebrochenen oder gebogenen Linie erweitert die Möglichkeiten ins Unendliche. Die Silhuette
gibt die reizendsten Formenspiele (397—406) oder löst sich in die interessantesten Zirkelstudien
auf (407—410). Wir wollen aber nicht versäumen, hier auch auf die prächtigen Füllungen
hinzuweisen mit ihren stilvollen Pflanzenornamenten, unterbrochen von kleinen Stilleben
oder Grotesken. Diese feinsinnige Kunst war es ja, die vor rund zwei Jahrhunderten die
europäische Porzellanindustrie befruchtete und ihr jenen reizvollen Formenschatz zuführte,
den wir beispielsweise an Alt-Meißen bewundern. Die vorliegende Sammlung enthält aber
auch andere Formdetails, unter denen selbstverständlich das alte Wahrzeichen Chinas, der
Drache, nicht fehlt (411/12).
Die Türen und Fenster sind von chinesischen Architekten entworfen, von chinesischen
Arbeitern in China selbst hergestellt und nach Deutschland gebracht worden.
337. Türfliigel, durchbrochen, geschnitzt mit übersetzten Rechtecken und Quadraten. Unten drei
Füllungen mit Vasen und Zweigen, in Relief geschnitzt. 258/100.
338. Desgl. Pendant z. vor.
339. Fensterflügel durchbrochen, geschnitzt mit Greque-Ornamenten. Unten zwei Füllungen mit
Vasen und Zweigen en relief. 213/69.
340. Desgl. Desgl.
341. Desgl. Desgl.
342. Desgl. Desgl.
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