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Töpferöfen des 12. und frühen 13. Jahrhunderts aus Einbeck, Niedersachsen D
Abb. 20 Einbeck, Niedersachsen D. Ofenwandung-Innenseite,
positive Rutenabdrücke mit Spuren von eingeflochtenem Stroh
oder ähnlichem langfaserigem Material (Foto Andreas Heege).
Abb. 21 Einbeck, Niedersachsen D. Abstand der positiven und
negativen Rutenabdrücke von der Innenseite der Ofenkuppel
(Grafik Andreas Heege).
zunehmen, dass der zusätzliche Innenverstrich für die voll-
ständige Luftdichtigkeit der Kuppel beim Reduktionsbrand
notwendig war. Gleichzeitig mag er für eine zusätzliche Sta-
bilität der Kuppel gesorgt haben, die notwendig wurde, weil
möglicherweise mit höheren Brenntemperaturen experimen-
tiert wurde (Verglasungserscheinungen nur bei dem jüngsten
Ofen 11 und Zunahme überfeuerter Fehlbrände in den jün-
geren Schichten der Halde in Schnitt 2).
Fragmente weiterer Topfsäulen, vor allem die typischen Lehm-
pfropfen und seitlich aussen an die Kugeltöpfe angestriche-
nen Lehmzwickel (Abb. 22) fanden sich in Schnitt 2 in fast al-
len, nur nicht den ältesten Schichten der Abwurfhalde. Auch
in Schnitt 5 blieben sie eher auf die oberen Schichten der
Halde beschränkt. In den Ofenverfüllungen von Ofen 1 bzw.
5 lagen ebenfalls Topfsäulenfragmente. Die Masse stammt
jedoch aus der Verfüllung von Ofen 2. Sie sind ein Beleg da-
für, dass die Topfsäulen relativ häufig (nach jedem Brand?)
erneuert werden mussten und auf jeden Fall in mehr als nur
einem Ofen Verwendung fanden, obwohl hierzu keine weite-
ren Befunde als der von Ofen 2 vorliegen.
Eine andere Form des Feuergitters bestand aus „Lehm- oder
Tonsäulen“ (Abb. 23). Im Fall des Ofenrestes 8 liessen sich die
Standspuren zweier solcher Säulen nachweisen, während aus
der Verfüllung des Ofens selbst keine Tonsäulenbruchstücke
vorliegen. Ofen 8 gehört aufgrund der Stratigraphie und der
Keramik der Verfüllung zu den älteren Öfen am Negenbor-
ner Weg. Um so erstaunlicher ist es, dass sich alle sonstigen
Fragmente von Lehmsäulen in Schnitt 2 und Schnitt 5 nur in
den jüngeren Schichten der Halde fanden und mit Ausnahme
eines Fragmentes aus der älteren Lehmentnahmegrube (75)
auch aus keiner anderen Ofenverfüllung oder Abfallgrube ge-
borgen werden konnten. Die Lehmsäulen zeigen oft zusätz-
liche äussere Verglasungserscheinungen, die auf relativ hohe
Ofentemperaturen hindeuten. In diesem Zusammenhang
ist es dann nicht verwunderlich, wenn in denselben jünge-
ren Haldenschichten auch vermehrt Ofenkuppelbruchstücke
mit Verglasungserscheinungen vorkommen. Im Ofenbefund
konnte Verglasung der Ofeninnenwand nur bei Ofen 11 beo-
bachtet werden. Bei Ofen 2 lagen verglaste Kuppelbruchstü-
cke in der sekundären Einfüllung.
Die geborgenen Lehmsäulenfragmente haben Durchmesser
zwischen 10 und 21 cm (Abb. 24). Sie wurden um einen zen-
tralen, strohumwickelten Stab mit einem Durchmesser von
meist 3—4 cm aufgebaut. Je einmal beträgt der Durchmesser
des Stabes auch 5,5 bzw. 6 cm. Es kann nicht ganz ausge-
schlossen werden, dass Lehmsäulenfragmente, die vielleicht
massiv, d.h. ohne zentralen Pflock, aufgebaut und nicht so
starker Hitze ausgesetzt waren wie die eben beschriebenen
Exemplare, nicht von normalen Kuppelfragmenten unter-
schieden werden können. Dies wäre dann der Grund, warum
Säulenfragmente, die zu älteren Öfen, wie z. B. Ofen 8, gehö-
ren würden, nicht nachgewiesen werden konnten.
Vergleichsfunde aus Nordwestdeutschland und Nordhessen
machen es sehr wahrscheinlich, dass die notwendige Einsetz-
öffnung des Töpferofens gegenüber der Feuerung am hinte-
ren Ende des Ofens ausgespart wurde. Sie musste für jeden
Brand extra zugesetzt und verschmiert werden. Ein kleines
zusätzliches Loch in der Ofenwandung ermöglichte während
des Brandes die Kontrolle der erreichten Brenntemperatur
anhand der Farbe der glühenden Gefässe. Ob bei allen Öfen
ein spezieller Abzug bzw7. Schornstein rekonstruiert werden
Töpferöfen des 12. und frühen 13. Jahrhunderts aus Einbeck, Niedersachsen D
Abb. 20 Einbeck, Niedersachsen D. Ofenwandung-Innenseite,
positive Rutenabdrücke mit Spuren von eingeflochtenem Stroh
oder ähnlichem langfaserigem Material (Foto Andreas Heege).
Abb. 21 Einbeck, Niedersachsen D. Abstand der positiven und
negativen Rutenabdrücke von der Innenseite der Ofenkuppel
(Grafik Andreas Heege).
zunehmen, dass der zusätzliche Innenverstrich für die voll-
ständige Luftdichtigkeit der Kuppel beim Reduktionsbrand
notwendig war. Gleichzeitig mag er für eine zusätzliche Sta-
bilität der Kuppel gesorgt haben, die notwendig wurde, weil
möglicherweise mit höheren Brenntemperaturen experimen-
tiert wurde (Verglasungserscheinungen nur bei dem jüngsten
Ofen 11 und Zunahme überfeuerter Fehlbrände in den jün-
geren Schichten der Halde in Schnitt 2).
Fragmente weiterer Topfsäulen, vor allem die typischen Lehm-
pfropfen und seitlich aussen an die Kugeltöpfe angestriche-
nen Lehmzwickel (Abb. 22) fanden sich in Schnitt 2 in fast al-
len, nur nicht den ältesten Schichten der Abwurfhalde. Auch
in Schnitt 5 blieben sie eher auf die oberen Schichten der
Halde beschränkt. In den Ofenverfüllungen von Ofen 1 bzw.
5 lagen ebenfalls Topfsäulenfragmente. Die Masse stammt
jedoch aus der Verfüllung von Ofen 2. Sie sind ein Beleg da-
für, dass die Topfsäulen relativ häufig (nach jedem Brand?)
erneuert werden mussten und auf jeden Fall in mehr als nur
einem Ofen Verwendung fanden, obwohl hierzu keine weite-
ren Befunde als der von Ofen 2 vorliegen.
Eine andere Form des Feuergitters bestand aus „Lehm- oder
Tonsäulen“ (Abb. 23). Im Fall des Ofenrestes 8 liessen sich die
Standspuren zweier solcher Säulen nachweisen, während aus
der Verfüllung des Ofens selbst keine Tonsäulenbruchstücke
vorliegen. Ofen 8 gehört aufgrund der Stratigraphie und der
Keramik der Verfüllung zu den älteren Öfen am Negenbor-
ner Weg. Um so erstaunlicher ist es, dass sich alle sonstigen
Fragmente von Lehmsäulen in Schnitt 2 und Schnitt 5 nur in
den jüngeren Schichten der Halde fanden und mit Ausnahme
eines Fragmentes aus der älteren Lehmentnahmegrube (75)
auch aus keiner anderen Ofenverfüllung oder Abfallgrube ge-
borgen werden konnten. Die Lehmsäulen zeigen oft zusätz-
liche äussere Verglasungserscheinungen, die auf relativ hohe
Ofentemperaturen hindeuten. In diesem Zusammenhang
ist es dann nicht verwunderlich, wenn in denselben jünge-
ren Haldenschichten auch vermehrt Ofenkuppelbruchstücke
mit Verglasungserscheinungen vorkommen. Im Ofenbefund
konnte Verglasung der Ofeninnenwand nur bei Ofen 11 beo-
bachtet werden. Bei Ofen 2 lagen verglaste Kuppelbruchstü-
cke in der sekundären Einfüllung.
Die geborgenen Lehmsäulenfragmente haben Durchmesser
zwischen 10 und 21 cm (Abb. 24). Sie wurden um einen zen-
tralen, strohumwickelten Stab mit einem Durchmesser von
meist 3—4 cm aufgebaut. Je einmal beträgt der Durchmesser
des Stabes auch 5,5 bzw. 6 cm. Es kann nicht ganz ausge-
schlossen werden, dass Lehmsäulenfragmente, die vielleicht
massiv, d.h. ohne zentralen Pflock, aufgebaut und nicht so
starker Hitze ausgesetzt waren wie die eben beschriebenen
Exemplare, nicht von normalen Kuppelfragmenten unter-
schieden werden können. Dies wäre dann der Grund, warum
Säulenfragmente, die zu älteren Öfen, wie z. B. Ofen 8, gehö-
ren würden, nicht nachgewiesen werden konnten.
Vergleichsfunde aus Nordwestdeutschland und Nordhessen
machen es sehr wahrscheinlich, dass die notwendige Einsetz-
öffnung des Töpferofens gegenüber der Feuerung am hinte-
ren Ende des Ofens ausgespart wurde. Sie musste für jeden
Brand extra zugesetzt und verschmiert werden. Ein kleines
zusätzliches Loch in der Ofenwandung ermöglichte während
des Brandes die Kontrolle der erreichten Brenntemperatur
anhand der Farbe der glühenden Gefässe. Ob bei allen Öfen
ein spezieller Abzug bzw7. Schornstein rekonstruiert werden