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Baumeister: das Architektur-Magazin — 6.1908

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Jürgensen; Bachmann: Die neue Synagoge in Frankfurt a.M., Friedberger Anlage
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https://doi.org/10.11588/diglit.52603#0114
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DER BAUMEISTER » 1907, NOVEMBER.


zwei gedrungene Türen, welche oben
durch eine kleine Kuppel bekrönt
werden.
Das Gesamtbild ist, wie es die
Photographie auf Seite 14 zeigt, ein un-
gemein reizvolles. Die Verfasser ver-
meiden alles orientalische und ver-
suchen den Synagogenbau mit Formen
deutscher Kunstauffassung zum Aus-
druck zu bringen. Allerdings ist der
Entwurf vollständig frei im Geiste
unserer Zeit entwickelt, aber so, dass
der gesamte Eindruck der ist, den ein
Kultusbau unserer Zeit geben musste.
Die massige Wirkung des trefflich
behandelten Kalksteins, die breiten
Putzflächen, dagegen wieder das feine
und interessante Detail geben dem
Hofe, ohne jede Zutat von Blumen-
schmuck, Brunnen oder sonstigen
Hülfsmitteln, jenes intime trauliche
Aussehen, dass die richtige Stimmung
verleiht, bevor man das Gotteshaus be-
tritt. Die reichen Portale des Gottes-
hauses selbst werden durch schwere
Bronzetüren abgeschlossen (Seite 15).
Durch diese Portale betritt man die

Alle anderen Nebenräume liegen in diesen Flügel-
bauten. Dem Bauplatz sich anpassend, ist der
Hauptraum der Synagoge als ein langgestreckter,
3schiffiger Raum angelegt, über den Seitenschiffen
und derVorhalle liegen die Frauenemporen. Diese
innere Entwicklung kommt im Äussern klar zum
Ausdruck. Die geschickte Anordnung der Licht-
quellen, die den dahinterliegenden Raum er-
kennen lassen, bestimmt wesentlich die archi-
tektonische Gesamtwirkung.
Von der Anlage der üblichen Kuppel, die über
der Vierung angebracht, von der Strasse gesehen
nicht zur Geltung kommen würde, machten die
Architekten sich frei, betonten mehr die Strassen-
front und unterstützten die Wirkung des Vorder-
giebels des eigentlichen Synagogenbaues durch

Gesamt-Ansicht der Nordfront.



Vorhalle (Seite 17). Der äussere Kalk-
stein ist in den tragenden und stüt-
zenden Teilen der rechteckigen Vor-
halle fortgesetzt. Ein in Ornament und
Farbe vorzüglich in gelbraunen Tönen
bemaltes Tonnengewölbe überspannt
diese Vorhalle. An der einen Längs-
seite der Vorhalle ist eine halbrunde
Nische ausgebildet, die ein aus weis-
sem Marmor in zierlichen Einzelformen
ausgeführtes Brünnchen, das rituellen
Zwecken dient, aufnimmt. In Metall
getriebene Gedenktafeln in abwech-
selnder architektonischer Durchbil-
dung umgeben die Nischenwände An
die Vorhalle reihen sich die geräumi-
gen Garderoberäume für Männer an,
die in schlichten Farben einfach und
sachgemäss behandelt sind. Von der
Vorhalle und von den Kleiderablagen
aus gelangt man in den eigentlichen
Synagogenraum, der in seinen starken
Abmessungen einen überwältigenden
Eindruck macht. Der Raum zeigt im
Grundriss die Form eines Rechteckes.
Mächtige Pfeiler tragen ein das 20 m
breite Mittelschiff überspannendes


Tonnengewölbe,
das in grauem Putz-
ton mit vertieftem
Flächenornament
behandelt ist. Die
Emporen ruhen auf
den die Pfeiler ver-
bindenden Bogen.
Diese, der Sitz der
Frauen, sind, um
die verlangte Tren-
nung herbeizu-
führen, mit einem
geschmiedeten, im
Detail sehr zierlich
gehaltenen Eisen-
gitter abgeschlos-
sen, das auf der
unprofilierten Em-
porenbrüstung, die
wie das Gewölbe
mit einem in Putz
vertieftenOrnament
gleichmässig ver-
ziert ist, ruht. Das
Ornament wird
nach dem Allerhei-
ligsten zu in Farbe
und Form gestei-
gert. Das gleiche

Hofansicht gegen die Siidwest-Ecke gesehen.

geschieht mit den
 
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