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Baumeister: das Architektur-Magazin — 6.1908

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Jansen, Hermann: Gross-Berlin
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https://doi.org/10.11588/diglit.52603#0137
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DER BAUMEISTER » 1908, JANUAR.

39

einer Schnelligkeit, die geradezu beängstigend ist. Die Speku-
lation liess Ländereien, die 20, 30 ja über 40 km weit draussen
liegen bereits in die 2. oder 3. Hand übergehen.
Das verhängnisvolle an der ganzen Sache ist, dass diese
Gesellschaften, zum Teil auch die Gemeinden zur Wahrung
ihrer Interessen mit der ihnen in solchen Dingen eigenen
Energie, allerwärts bestrebt sind, möglichst bald Bebauungs-

demselben Staate, der jährlich so viele Tausende National-
vermögen opfert, um die bereits hochentwickelte Städte-
baukunst in weiteste Kreise zu verbreiten.
Dass die Aufschliessung eines solchen, nach staatlich ge-
nehmigtem Entwürfe aufgeteilten Geländes unter den heutigen
Verhältnissen eine Art Empfehlung ist, liegt auf der Hand.
Die Genehmigung der Bebauungspläne von Gross-Berlin

pläne
aufzu-
stellen
und ihre
offizielle
Geneh-
migung
zu errei-
chen.
Und
was für
Bebau-
ungs-
pläne!
Es ist
im höch-
sten
Masse
bedauer-
lich und
beschä-
mend,
was dort
geschaf-
fen ist
und für
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derte, ja
iürewige
Zeiten
kom-
menden
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tionen
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ches Re-
sultat
überant-
wortet
wird.
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leicht
zwei
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Ausnah-
men ent-
spricht
von den
hunder-
ten Be-
bau-
ungsplä-
nen
nicht
einer
auchnur
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Arch. Dr. ing. Alfred Messel,. Berlin.
Verwaltungsgebäude der A.E. G., Berlin. Treppenhaus.


unter-
liegt der
Ent-
schei-
dungder
Kgl. Re-
gierung
zu Pots-
dam und
in zwei-
ter In-
stanz
dem
preus-
sischen
Mini-
sterium.
Auf bei-
den Be-
hörden
lastet
seit Jah-
ren die
unge-
heure
Verant-
wortung
für Ent-
schei-
dungen,
die, wie
bereits
betont,
durch
nichts
jemals
wieder
ausge-
glichen
werden
können.
Dass sie
mit Er-
folg ge-
arbeitet
haben,
kann
beim
besten
Willen
nicht be-
hauptet
werden.
Es ist
also
dring-
endste
Pflicht

bescheidensten Anforderungen heutiger Städtebaukunst.
Statt heute lieber denn morgen diesem unverantwortlichen
Vorgehen einen Riegel vorzuschieben und diese Gesellschaften
zu zwingen Entwürfe aufzustellen, die in etwa vor der Kritik
bestehen können und unsere Zeit vor dem berechtigten,
schwerlastenden Vorwurfe späterer Geschlechter zu bewahren,
sie sei den künstlerischen Aufgaben ihrer Zeit nicht gewachsen
gewesen, werden jährlich Dutzende dieser geist- und kunst-
losen Terrainschlächtereien offiziell vom Staate genehmigt,

der Regierung, jetzt in der zwölften Stunde bei dem wenigen
Gelände, das bisher von einer Aufteilung verschont blieb, nach
anderm System zu arbeiten und sich Berater zu sichern, die
dieser verantwortungsvollen Aufgabe gewachsen sind.
Der Fachwelt, die vor dem schwierigen Wettbewerbe der
städtebaulichenUmgestaltungGross-Berlins,für den ca. 16500(M£
an Preisen ausgesetzt sind, steht, würde dann die schmerz-
liche Aufgabe erspart oder doch wenigstens erleichtert einem
bereits zum Krüppel geschlagenen Gross-Berlin ein einiger-
 
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