DOI article:
Behrendt, Walter Curt: Bauten von Martin Elsässer
DOI article:Müller-Hurst, Ernst Hermann: Heinrich Metzendorf
DOI Page / Citation link: https://doi.org/10.11588/diglit.53857#0122
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DER BAUMEISTER = 1910, JULI.
Rast bringt Rost: Die
Handwerker starben und
ihr Ersatz waren Handlan-
ger der Maschine.
Als diese trostlose Zeit
immer mehr ihre hohlen
Früchte über unser Vater-
land verstreute und als man
sah, wie sich das Bild von
Stadt und Land nachteilig
veränderte, als man immer
mehr erfuhr, dass Fabri-
kationserzeugnisse nicht
die Solidität von handwerk-
licher Arbeit erreichten, da
begann ein Wetterleuchten
am Himmel der Baukunst.
Unter den wenigen Män-
nern, die sich damals gegen
die Schule und die Ge-
wohnheiten ihrer kunst-
armen Zeit auflehnten, die
Einsicht und Kraft genug
hatten, sich neue, eigene,
gute Wege im Baugewerbe
zu erkämpfen, ist Heinrich
Metzendorfgewesen. Heute
allerdings zieht auf diesem
♦Fachschule und Museum in Schwab. Gmünd. (Tafel 73/76, Suppl.-Taf. 19/20.)
Wege mit mehr oder weniger Erfolg auch eine grosse Zahl
anderer Architekten. Doch Metzendorf war einer der Bahn-
brecher, die uns ein neuartiges, individuelles, deutsches
Eigenhaus, einen Haustypus, der in die Zeit passt, und
den die Zeit verlangt, vorbildlich gaben. Und noch bis
heute ist er einer der ersten auf diesem Felde geblieben. In
dem ausschliesslichen Kopieren historischer Stile, so gut die
auch an sich sein mögen, fand er keinen Reiz und keine Be-
friedigung. Wohl mag die heute allgemein gepflegte Er-
ziehung zur ursprünglichen heimatlichen Bauweise und ihre
Anwendung noch der beste Kompromiss für mittelmässig be-
anlagte Architekten sein. Allein die Jetztzeit will auch ihr
Recht und dass gute, neuartige Bauten ihrer Gegend mehr
Zierde und Wert geben, als Neubauten in zeitmüden, histori-
schen Stilen, die doch dadurch gewissermassen eine Lüge
in sich bergen, das beweisen die Gestaltungen Heinrich
Metzendorfs.
Auf eine mehr denn zehnjährige Bautätigkeit blickt der
Architekt, der mit seinen Werken in dieser Zeit zu einem
Charakteristikum seiner Heimat geworden ist, nunmehr zu-
rück. Fast an der ganzen Bergstrasse entlang umflüstern be-
reits im Winde zitternde Silberpappelzweige Metzendorfs
Kunst. Rote Crimson Rambler-Rosen haben seine ersten
Werke bereits ganz umklettert und umrahmt, und fast überall
•Arch. Martin Elsässer, Stuttgart.
Wohnhaus in Liebenzell. (Grundrisse Seite 113.)
DER BAUMEISTER = 1910, JULI.
Rast bringt Rost: Die
Handwerker starben und
ihr Ersatz waren Handlan-
ger der Maschine.
Als diese trostlose Zeit
immer mehr ihre hohlen
Früchte über unser Vater-
land verstreute und als man
sah, wie sich das Bild von
Stadt und Land nachteilig
veränderte, als man immer
mehr erfuhr, dass Fabri-
kationserzeugnisse nicht
die Solidität von handwerk-
licher Arbeit erreichten, da
begann ein Wetterleuchten
am Himmel der Baukunst.
Unter den wenigen Män-
nern, die sich damals gegen
die Schule und die Ge-
wohnheiten ihrer kunst-
armen Zeit auflehnten, die
Einsicht und Kraft genug
hatten, sich neue, eigene,
gute Wege im Baugewerbe
zu erkämpfen, ist Heinrich
Metzendorfgewesen. Heute
allerdings zieht auf diesem
♦Fachschule und Museum in Schwab. Gmünd. (Tafel 73/76, Suppl.-Taf. 19/20.)
Wege mit mehr oder weniger Erfolg auch eine grosse Zahl
anderer Architekten. Doch Metzendorf war einer der Bahn-
brecher, die uns ein neuartiges, individuelles, deutsches
Eigenhaus, einen Haustypus, der in die Zeit passt, und
den die Zeit verlangt, vorbildlich gaben. Und noch bis
heute ist er einer der ersten auf diesem Felde geblieben. In
dem ausschliesslichen Kopieren historischer Stile, so gut die
auch an sich sein mögen, fand er keinen Reiz und keine Be-
friedigung. Wohl mag die heute allgemein gepflegte Er-
ziehung zur ursprünglichen heimatlichen Bauweise und ihre
Anwendung noch der beste Kompromiss für mittelmässig be-
anlagte Architekten sein. Allein die Jetztzeit will auch ihr
Recht und dass gute, neuartige Bauten ihrer Gegend mehr
Zierde und Wert geben, als Neubauten in zeitmüden, histori-
schen Stilen, die doch dadurch gewissermassen eine Lüge
in sich bergen, das beweisen die Gestaltungen Heinrich
Metzendorfs.
Auf eine mehr denn zehnjährige Bautätigkeit blickt der
Architekt, der mit seinen Werken in dieser Zeit zu einem
Charakteristikum seiner Heimat geworden ist, nunmehr zu-
rück. Fast an der ganzen Bergstrasse entlang umflüstern be-
reits im Winde zitternde Silberpappelzweige Metzendorfs
Kunst. Rote Crimson Rambler-Rosen haben seine ersten
Werke bereits ganz umklettert und umrahmt, und fast überall
•Arch. Martin Elsässer, Stuttgart.
Wohnhaus in Liebenzell. (Grundrisse Seite 113.)