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Becker, Wilhelm Gottlieb [Hrsg.]
Neue Garten- und Landschafts-Gebäude — Leipzig, 1798-1799

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https://doi.org/10.11588/diglit.2224#0045
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Eindruck machen kann, und zu welchem sich Andere, die an der Bestimmung desselben keinen nähern
Antheil nehmen, nur von olmgefähr auf einem schmalen versteckten Wege hin finden. Wäre es aber auch
blofs bestimmt, einen andern Gegenstand damit zu maskiren, so müfste es dennoch an einen abgele-
genen Ort gestellt werden, weil sein Aeufseres sich zu keiner eigentlichen Garten-Verzierung in den
offenem und besuchtesten Gegenden eignet.

Das untere Gebäude auf der nämlichen Platte ist ein Gartensitz in Gestalt einer Art von Alko-
ven, der sich im Garten des Fürsten Clary zu Töplitz befindet. Eine grofse halbzirkelförmige Oeff-
nung bildet den Eingang zu der Niche, an deren inneren Rundung eine Bank herumläuft. Neben der
Einfassung des Bogens sind Medaillons mit Köpfen der Isis angebracht. Das Gurtgesimse über der Oeffi-
nnng dient zugleich zur Bekrönung der Quadratur habenden Bücklagen, welche mit Frontons versehen
sind. Ueber dem Gurtgesimse ist noch ein Aufsatz mit einer Bekrönung von Balkenköpfen. Das Ge-
bäude kann wegen der daran stofsenden Hecken nicht umgangen werden. Da man auf verschiedenen
Wegen dazu gelangt, so glaubt man immer ein neues Gebäude wahrzunehmen. Dergleichen Gebäude,
die von mehrern Seiten eine verschiedene Ansicht gewähren, bringen in einem Garten eine angenehme
Täuschung hervor, und bereichern ihn mit mannichfaltigen Gesichtspunkten. Gegenwärtiger Ruhesitz
hat übrigens das Verdienst, dafs er auch in der gröfsten Mittagshitze einen angenehmen und kühlen
Aufenthalt gewährt.



Sechs und Sieben und zwazigste Platte.

Ein Mausoleu m.

Diese beifallswürdige Erfindung des Herrn Seh äffer, die sich eben so sehr durch Neuheit
als durch Geschmack empfiehlt, ist auf zwei Platten dargestellt, von welchen wir die hintere, nämlich die
Ansicht des Gebäudes, zuerst betrachten müssen. Das ganze Gebäude verdient auf eine seiner Bestimmuno-
würdige Art von Stein aufgeführt zu werden, und würde sich in einer düstern Gegend, von Trauerbir-
ken, Cypressen und babylonischen Weiden umgeben, vortieflich machen. Es würde der Wirkung des
Ganzen keinesweges enLgegen seyn, wenn die Kuppel mit ihren Stufen noch höher aufgezogen würde,
so wie überhaupt der ganze Gedanke in einer vergröfserten Darstellung noch gewinnen müfste.

Betrachtet man die Ansicht des Gebäudes, so sieht man auf allen Seiten eine würfelförmige
Masse aufsteigen, aus deren Mitte sich ein Aufsatz durch Stufen erhebt, an dessen runder Fläche sich
ein Haut-relief von leichten schwebenden Figuren herumzieht, was gleichsam eine fröhliche Feier der
glücklichen Schatten Elysiums darstellt. Dieses Haut-relief wird von einem Sims bedeckt, der gleich-
sam als der Deckel des ganzen Aufsatzes erscheint. In der Natur würde das Dach oder die Böschungen
desselben, nebst dem obern Fenster, von dem Beobachter nicht bemerkt werden, und das Gebäude
würde dadurch in seiner Form aufserordentlich gewinnen.

An dem Aeufseren des Gebäudes sieht man keine andere Oeffnung als die Eingangsthür, und
doch ist das Innere durch drei andere Oeffnungen oder Fenster düster erleuchtet. An der aufgestellten
Fac,ade sieht man die Thür durch eine ganz einfache Verdachung vor dem Anwurf des Regens ge-
schützt. Auf beiden Seiten derselben, in der Rücklage, kann, wie auch angegeben worden, eine Fi-
gur stehen, wozu sich rechter Hand die trauernde Psyche und linker Hand der Genius des Todes am
besten schicken würden. An den Vorsprüngen zu beiden Seiten sind über einem Architrab zwei Felder
mit Bas-reliefs angegeben, deren Gegenstände dem Ganzen angemessen sind. Zur Linken sieht man
den Charon, dem Merkur einige Schatten zuführt, um sie über den Styx zu fahren; und zur Rechten
den Pluto, wie er über einige Schatten Gericht hält. Ueber dem Simse steigen bei diesen Vorsprängen
ein paar Zocken hervor, welche wie die Hörner antiker Altäre ausgeschnitten sind.
Dritte Lieferung. 3


 
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