Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Becker, Carl Heinrich [Editor]
Papyri Schott-Reinhardt (1) — Heidelberg: Carl Winter's Universitätsbuchhandlung, 1906

DOI Page / Citation link:
https://doi.org/10.11588/diglit.71105#0036
License:
Overview
Facsimile
0.5
1 cm
facsimile
Scroll
OCR fulltext
20 Urkunden von Qorra und Herkunft der Heidelberger Stücke.
Über die Provenienz des Stückes ist nichts gesagt, doch wird sie nicht weit von Ahnäs zu
suchen sein. Auch das Berliner Museum besitzt eine zweisprachige Qorraurkunde (noch
ohne Nummer), die ich aus hier nicht darzulegenden Gründen ins Jahr 94 H. setze. Wenn
auch nicht mit absoluter Sicherheit, so doch mit großer Wahrscheinlichkeit ist als Her-
kunftsort auf der Photographie Madlnet Anfsinä] zu lesen. Ansinä ist das alte Antinoe1),
das nur noch bei den älteren Geographen wie Ja'qübi2) und in der alten Gauliste Qudä'ls3)
als selbständige Icüra vorkommt, dann aber in dem Bezirk Uämün (MPER II/III, 89 f.) und
später in der Provinz Uämünain aufgeht, in der es als unbedeutendes Dorf z. B. bei B. Gi'än
177, 7 begegnet. Dazu paßt vortrefflich, daß der allerdings zweifelhafte Qorrapapyrus der
PSR (Nr. XXII) auch aus Äj-U stammt. Er ist leider sehr schlecht erhalten, aber
ebenfalls zweisprachig und steht dem Schriftcharakter nach dem Berliner Papyrus weit näher
wie unsren anderen aus dem gleich zu besprechenden Asfüh stammenden Papyri. Auf die
Gegend von Usmünain weist auch deutlich der isolierte Uämün Papyrus Nr. X.
Mehrere Qorraurkunden enthält auch die Kairoer Sammlung, über die ich nichts
Näheres erfahren konnte. Auf meine Anfrage an B. Moritz, ob ihm etwas über den Qorra-
fund mit der Provenienz Asfüh bekannt sei, erhielt ich die Bestätigung meiner Vermutung
vom Vorhandensein von Qorraurkunden in Kairo und die Bemerkung über die Provenienz:
«Ihr sogenannter Qorrafund, d. h. die arabischen Papyri von äjs a· θθ/θΐ sind
aber, wie ich sicher zu wissen glaube, in Abutig, südlich von Asjut, erworben worden. Der
Fundort selbst ist aber noch anderweitig, südlicher im Said, zu suchen.» Davon wird noch
zu reden sein.
Inzwischen ist auch der Tafelband von B. Moritz’ «Arabic Palaeography» (Ar. Pal.)
erschienen, in dem sich mehrere Qorraurkunden — ob alle Kairoer, weiß ich nicht —
befinden. Tafel 102 und 103 enthalten eine, 104 und 105 je eine, also im ganzen drei Urkun-
den von Qorra, die in der ganzen äußeren Erscheinung zu unsren Nr. I-—IV zu stellen sind.
Nr. 102 und 103 ist die einzige, die den Namen Qorras zeigt. Sie ist wie die Mehrzahl
unsrer Stücke an Basilius, den Sähib von A§füh, gerichtet und enthält die Erledigung der
Eingabe einiger Soldaten, worüber ja der Textband von B. Moritz das Nähere geben wird.
Sie ist datiert vom Rabl' I a. H. 90. Nr. 104 enthält keinen Eingang, stammt aber, wie der
Vergleich mit unsren Urkunden bis auf den Namen des Schreibers ergibt, mit Sicherheit
ebenfalls aus der Kanzlei Qorras. Der Inhalt ist eine Instruktion über die (jizja auf Grund
eines Berichtes des Postmeisters. Nr. 105 endlich ist für uns die wichtigste der Urkunden. Ihr
fehlt der Eingang. Diesen Eingang glaube ich mit großer Bestimmtheit in Nr. XII
unsrer hier publizierten Urkunden wiederzufinden. Auf der Rückseite von XII steht
nämlich als Schlagwort für den Inhalt ein N. Propr. und [ΐ gälijatihi. Nun redet der Kairoer
Papyrus ausschließlich von den galija — worunter nicht etwa die Kopfsteuer, sondern ein Plural
von gälin — Auswanderer (s. unten Abschnitt I, 5) zu verstehen ist — eines gewissen Hisäm b.
Omar. Leider ist der Eigenname in unsrer Urkunde XII sehr zerstört, doch ist Ibn O(ma)r
sicher zu lesen. Auch die erhaltenen Spuren des letzten Buchstaben des ism lassen ein m
als möglich erscheinen. Dadurch würde die Zusammengehörigkeit beider Stücke erwiesen sein.
Dann wäre auch das Kairoer Stück nach Asfüh zu lokalisieren und als an Basilius gerichtet zu
betrachten. Dafür spricht auch die ganze äußere Erscheinung und das Datum der Urkunde.
Über einige naheliegende Einreihungen anderer Fragmente wage ich ohne persönliche Kenntnis
der Kairoer Stücke nichts zu sagen, da die Indizien nicht so zwingend sind wie in dem
0 Am6lineau, Geographie de TEgypte ä l'Epoque χ Die alte Schreibung der Papyri ist
Copte, S. 48 ff. ,pgR 307 = Nr χχΙΙχ doch kommt auch früh
2) BGA VII, 331. (MPER Π/ΙΠ, 89 f.).
3) Qalqasandl 94; hitat I, 73, 35 f.
 
Annotationen