Urkunden von Qorra und Herkunft der Heidelberger Stücke.
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ausgeführten Falle. Mit Wahrscheinlichkeit gehören also alle drei Qorraurkunden der Ar.
Pal. — sicher Tafel 102, 103, 105 — zum Asfühfund, über den noch zu reden sein wird.
Zu den Wiener, Berliner und Kairoer Qorraurkunden kommen nun die Heidelberger
Stücke. Über ihre Provenienz besitzen wir nur die Aussagen der Urkunden selbst. Eine
Notiz über den Herkunftsort der hier veröffentlichten Papyri hat Reinhardt nicht hinterlassen,
auch sein Testamentsvollstrecker war außer stände, etwas Sicheres anzugeben. Auffallend
war, daß sämtliche Stücke mit Ausnahme von V, VI, X, ΧΧΠ bei der Übergabe der Samm-
lung vom Gros getrennt waren und so gleichsam als ein Fund sich darstellten. Deshalb habe
ich es auch für richtig gehalten, alle dazugehörigen Fragmente zu publizieren; denn der äußere
Eindruck wurde durch die Angabe der Papyri selbst bestätigt; sie sind sämtlich sub a. H.
90/91 an Basilius, den Sahib von Asfüh, oder an Gemeinden im Kreise A§füh gerichtet.
Das gleiche Datum und der gleiche Kreis kamen auch in Nr. V und VI vor, die ich im
Gros der Sammlung als dazugehörig entdeckte. Die anderen Qorraurkunden der PSR, X
und XXII (zweifelhaft), glaubte ich ebenfalls hinzugesellen zu sollen.
Nr. XXII entstammt deutlich dem Bezirke Ansinä gleich dem Berliner Papyrus.
Nr. X wendet sich an Zakariä’, den Sähib von Usmün el-'uljä. Der alte koptische Ort
Schmün (Hermopolis) ist wohlbekannt. Heutzutage liegt unfern der Ruinen des alten Schmün
der als Papyrusfundstätte berühmte Ort Usmünain. Dies Usmünain ist schon von den ersten
europäischen Geographen als arabischer Dual erkannt worden. Zusammenfassend handelt
Amelineau darüber.1) Nach der von ihm zitierten Chronique de Jean de Nikion ist schon zur
Zeit der Abfassung dieser Chronik ein Ort und etwas davon entfernt ein zweiter Ort
jvbekannt.2) Bei der Kette von Übersetzungen, durch die diese Chronik gegangen ist,
kommt dieser Notiz keine absolute Beweiskraft zu. Aber sie wird bestätigt durch unsren
Papyrus Nr. X; Usmün el-'uljä läßt ein Usmün el-suflä postulieren.3) Jedenfalls wird dadurch
der Dual endgültig erklärt, nicht U§mtm I und II, wie nach den Skalen4) zu vermuten, son-
dern Ober- und Unterschmün ist die Entstehung des heutigen Namens. Es waren zwei getrennte
kwras, wie klar aus dem Papyrus MPER II/III, 89 zu schließen ist, der von
redet. Jedenfalls ist schon früh Usmünain sowohl in Papyri wie bei Ja'qübl belegbar. Die
Entwicklung war wohl folgende: Die beiden Nachbardistrikte Schmün, die ja auch in der
alten Zeit wohl nur einen νομός gebildet hatten, dann aber getrennt waren8), wurden admi-
nistrativ wieder vereinigt. Hauptstadt wurde das spätere Usmünain, das als Hauptstadt den
Namen des Doppelbezirks erhielt. Das andre Schmün verfiel. Welches von beiden in den
Anfängen der islamischen Herrschaft Oberschmün hieß, wage ich nicht zu entscheiden. Über
die Herkunft von Nr. X kann also kein Zweifel bestehen.
Um so schwieriger wird die Frage nach Asfüh ‘a *)). Die Konsonanten und
sind in V und VI punktiert. Damit ist der ganze Konsonantenbestand gesichert. Als
Vokalisierung liegt nach Analogie von U§mün6) Usfüh nahe, doch lese ich mit Absicht Asfüh,
um durch den ersten Vokal anzudeuten, daß die Aussprache unsicher ist. Leider ist nun dieser
Name weder in der Papyrusliteratur noch bei den arabischen Geographen nachweisbar, was
’) Geographie 167 ff.
2) Aethiop. Text, S. 171, Z. 15 ff.
’) In Ar. Pal. Tafel 106, Z. 3 und 5/6 kommt
Acl im Gegensatz zu vor. Auch
hier erscheinen sie deutlich als getrennte Verwal-
tungsbezirke.
4) Amelineau 1. c.
5) Solche Teilungen und Zusammenlegungen sind
in römischer Zeit etwas Häufiges (Milne, Egypt,
S. 5); hier hat sich zufällig im Namen eine Erinne-
rung an den Vorgang erhalten. Auch in arabischer
Zeit wurden größere Icüras häufig geteilt; z. B.
LsAc-lj das entspricht dem früheren άνω
und κάτω.
e) So die ältere Aussprache Jäqüt I, 283.
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ausgeführten Falle. Mit Wahrscheinlichkeit gehören also alle drei Qorraurkunden der Ar.
Pal. — sicher Tafel 102, 103, 105 — zum Asfühfund, über den noch zu reden sein wird.
Zu den Wiener, Berliner und Kairoer Qorraurkunden kommen nun die Heidelberger
Stücke. Über ihre Provenienz besitzen wir nur die Aussagen der Urkunden selbst. Eine
Notiz über den Herkunftsort der hier veröffentlichten Papyri hat Reinhardt nicht hinterlassen,
auch sein Testamentsvollstrecker war außer stände, etwas Sicheres anzugeben. Auffallend
war, daß sämtliche Stücke mit Ausnahme von V, VI, X, ΧΧΠ bei der Übergabe der Samm-
lung vom Gros getrennt waren und so gleichsam als ein Fund sich darstellten. Deshalb habe
ich es auch für richtig gehalten, alle dazugehörigen Fragmente zu publizieren; denn der äußere
Eindruck wurde durch die Angabe der Papyri selbst bestätigt; sie sind sämtlich sub a. H.
90/91 an Basilius, den Sahib von Asfüh, oder an Gemeinden im Kreise A§füh gerichtet.
Das gleiche Datum und der gleiche Kreis kamen auch in Nr. V und VI vor, die ich im
Gros der Sammlung als dazugehörig entdeckte. Die anderen Qorraurkunden der PSR, X
und XXII (zweifelhaft), glaubte ich ebenfalls hinzugesellen zu sollen.
Nr. XXII entstammt deutlich dem Bezirke Ansinä gleich dem Berliner Papyrus.
Nr. X wendet sich an Zakariä’, den Sähib von Usmün el-'uljä. Der alte koptische Ort
Schmün (Hermopolis) ist wohlbekannt. Heutzutage liegt unfern der Ruinen des alten Schmün
der als Papyrusfundstätte berühmte Ort Usmünain. Dies Usmünain ist schon von den ersten
europäischen Geographen als arabischer Dual erkannt worden. Zusammenfassend handelt
Amelineau darüber.1) Nach der von ihm zitierten Chronique de Jean de Nikion ist schon zur
Zeit der Abfassung dieser Chronik ein Ort und etwas davon entfernt ein zweiter Ort
jvbekannt.2) Bei der Kette von Übersetzungen, durch die diese Chronik gegangen ist,
kommt dieser Notiz keine absolute Beweiskraft zu. Aber sie wird bestätigt durch unsren
Papyrus Nr. X; Usmün el-'uljä läßt ein Usmün el-suflä postulieren.3) Jedenfalls wird dadurch
der Dual endgültig erklärt, nicht U§mtm I und II, wie nach den Skalen4) zu vermuten, son-
dern Ober- und Unterschmün ist die Entstehung des heutigen Namens. Es waren zwei getrennte
kwras, wie klar aus dem Papyrus MPER II/III, 89 zu schließen ist, der von
redet. Jedenfalls ist schon früh Usmünain sowohl in Papyri wie bei Ja'qübl belegbar. Die
Entwicklung war wohl folgende: Die beiden Nachbardistrikte Schmün, die ja auch in der
alten Zeit wohl nur einen νομός gebildet hatten, dann aber getrennt waren8), wurden admi-
nistrativ wieder vereinigt. Hauptstadt wurde das spätere Usmünain, das als Hauptstadt den
Namen des Doppelbezirks erhielt. Das andre Schmün verfiel. Welches von beiden in den
Anfängen der islamischen Herrschaft Oberschmün hieß, wage ich nicht zu entscheiden. Über
die Herkunft von Nr. X kann also kein Zweifel bestehen.
Um so schwieriger wird die Frage nach Asfüh ‘a *)). Die Konsonanten und
sind in V und VI punktiert. Damit ist der ganze Konsonantenbestand gesichert. Als
Vokalisierung liegt nach Analogie von U§mün6) Usfüh nahe, doch lese ich mit Absicht Asfüh,
um durch den ersten Vokal anzudeuten, daß die Aussprache unsicher ist. Leider ist nun dieser
Name weder in der Papyrusliteratur noch bei den arabischen Geographen nachweisbar, was
’) Geographie 167 ff.
2) Aethiop. Text, S. 171, Z. 15 ff.
’) In Ar. Pal. Tafel 106, Z. 3 und 5/6 kommt
Acl im Gegensatz zu vor. Auch
hier erscheinen sie deutlich als getrennte Verwal-
tungsbezirke.
4) Amelineau 1. c.
5) Solche Teilungen und Zusammenlegungen sind
in römischer Zeit etwas Häufiges (Milne, Egypt,
S. 5); hier hat sich zufällig im Namen eine Erinne-
rung an den Vorgang erhalten. Auch in arabischer
Zeit wurden größere Icüras häufig geteilt; z. B.
LsAc-lj das entspricht dem früheren άνω
und κάτω.
e) So die ältere Aussprache Jäqüt I, 283.